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Achtung! In diesem Kapitel gibt es eine detaillierte Beschreibung eines Suizidversuchs durch eine außenstehende Person. Lesen auf eigene Gefahr!

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Jasminhimmel gähnte und hielt nur mit Mühe die Augen offen. Es war kurz vor Sonnenaufgang und sie hatte die ganze Nacht vor dem Schilfgraseingang zum Lager Wache gehalten.

Eiswald neben ihr war vor einer Weile eingeschlafen, aber die schwarze Kätzin nahm es ihm nicht übel, hatte er doch am vorherigen Tag noch eine Jagdschicht gehabt, bevor Silberstern ihn auch zur Nachtwache eingeteilt hatte.

Sein weicher, grauweißer Pelz drückte gegen ihre Seite. Er hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und an sie gekuschelt, wenn auch vermutlich eher unbewusst. Sie schnurrte leise und fuhr mit ihrem Schwanz über seinen Rücken. Er war anhänglich geworden in den wenigen Monden, die sie nun schon im FlussClan verbracht hatte.

Die junge Kriegerin konnte allerdings nicht sagen, dass sie es nicht mochte. Sie mochte ihn gerne, den Grauweißen.

Sanft fuhr der Wind durch das Schilfgras und ließ es rascheln. Am anderen Ufer des Jaspis, einer der beiden Flüsse, der die FlussClan-Insel umspülte, zwitscherten die Vögel in den hohen, schlanken Birken, die dort dicht an der Böschung wuchsen.

Die ganze Szenerie hatte etwas idyllisches, mit der Sonne, die ihre Ohrenspitzen über den Horizont schob und dem Gurgeln des Baches, der den Onyx mit dem Jaspis verband.

Aus dem Heilerbau hörten Jasminhimmels große Ohren die ersten Bewegungen und auch bei den Kriegern schienen die ersten, morgendlichen Weckrituale stattzufinden. Leises Maunzen erregte ihre Aufmerksamkeit erst weitaus später.

Hummeljunges, eines der Jungen von Schneehummel, krabbelte mit weit aufgerissenen Augen durch den Eingang ins Lager, direkt in Jasminhimmels wartende Pfoten.

„Hummeljunges, was hast du denn außerhalb des Lagers gemacht?"

Sie wunderte sich, das Junge war gerade einmal drei Monde alt, was machte es draußen?

Statt zu antworten, wimmerte das Kätzchen auf und presste sich an das Bauchfell der Kriegerin. Sie ringelte ihren schlanken Körper um das kleine, zitternde Wesen, wie sie es wenige Monde zuvor noch mit Farnjunges getan hatte. Dann stupste sie vorsichtig Eiswald an und versuchte, ihn zu wecken.

„Eiswald. Eiswald, komm, wach auf. Wir haben ein Problem."

Der Kater sprang auf und sah sich hektisch um, während er unverständliche Dinge vor sich hin murmelte.

„Jasminhimmel! Was ist los?"

„Leise, Eiswald. Schau mal, wer gerade ins Lager gekrabbelt kam."

Sie hob ihren Schwanz ein wenig beiseite und Eiswald spähte in die Höhle, die sie mit ihrem Körper geschaffen hatte.

„Das ist doch Hummeljunges, die Tochter von Schneehummel, oder? Die kleine Regelbrecherin?"

Die Schwarze nickte.

„Aber wie eine Regelbrecherin kam sie mir nicht vor. Eher wie ein auf ewig verstörtes Junges, so wie sie gezittert und gewimmert hat. Ich glaube nicht, dass sie noch viele Regeln brechen wird."

„Bei den drei Flüssen. Ich gehe mal nachsehen, was sie so verstört haben könnte."

„Mach das, Eiswald. Aber sei bitte vorsichtig, ja? Und nimm doch jemanden mit. Ich glaube, Feuerdorn ist schon wach."

Sie beobachtete, wie der weißgraue Krieger von ihrer Seite und in den Bau verschwand. Kurz darauf kamen er, Feuerdorn und Mottenfluch wieder heraus.

„Wir haben sie auf dem Weg auch noch aufgesammelt und dachten uns, es könnte nicht schaden, zu dritt loszuziehen."

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Where stories live. Discover now