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Jasmin schluckte. Die Fremde knurrte sie immer noch an und sie wusste nicht, was das Problem war.

Farnjunges war immer noch in ihre Seite gekuschelt und schlief leise schnarchend. Sie packte ihn vorsichtig am Nackenfell und legte ihn vor der anderen Kätzin ab.

„Ich habe ihm nichts getan, ich habe ihn nur aufgewärmt. Er war ganz kalt, als ich ihn gefunden habe."

Die grimmige Miene weichte ein wenig auf und steif nickte die schmutzigweiße Kätzin.

„Danke."

Jasmin atmete erleichtert aus, doch so schnell ließ die Kriegerin sie nicht davonkommen.

„Silberstern. Ich habe meinen ungezogenen Sohn gefunden! Und eine Fremde, die es sich auf unserem Territorium bequem gemacht hat."

Einprägsame, silbergraue Augen waren das erste, was die junge Einzelläuferin von der Anführerin des FlussClans zu sehen bekam. Danach folgten breite Schultern und braunes Fell, das schließlich in einer zerfransten Schwanzspitze endete.

Blitzschnell presste sie sich auf den Boden und sah scheu zu der älteren, deutlich erfahreneren Kätzin auf.

„Wer bist du und was tust du hier in unserem Gebiet, Einzelläuferin?"

Die mächtige Braune sprach den Begriff wie eine Beleidigung aus und Jasmin zweifelte plötzlich, ob es nicht vielleicht auch als eine gemeint war und das Junge es in seiner kindlichen Naivität nicht realisiert hatte.

„Mein Name ist Jasmin. Ich bin von Zweibeinern in den Fluss gejagt worden, habe mein Bewusstsein verloren und bin schließlich hier wieder aufgewacht. Dann habe ich Farnjunges wimmern hören und ihn aufgewärmt. Und, nun, dann seid ihr gekommen."

Die ausdruckslosen Iriden der Anführerin ließen keine Gefühlsregung erkennen, als sie sich zu ihr herunterbeugte und in ihr Ohr flüsterte:

„Wenn ich rausbekomme, dass du uns betrügst, wirst du bald um deinen Tod betteln, verstanden?"

Jasmins dunkelgrüne Augen weiteten sich verschreckt und sie nickte schnell.

„Wir nehmen sie mit ins Lager und entscheiden dort, was mit ihr passiert. Mottenfluch, Quarzstein? Ihr nehmt sie zwischen euch und achtet darauf, dass sie nicht abhaut."

Eine kleine, cremefarbene Kätzin mit dunkleren Streifen kam zwischen den Gräsern hervor und warf Jasmin einen abschätzigen Blick zu. Sie verstand nicht, was sie falsch gemacht hatte. Sie war doch niemandem böse gekommen und hatte niemanden beleidigt, oder?

„Steh auf, Streuner, und beweg dich."

Nun, das war ganz sicher eine Beleidigung. Sie hatte spontan beschlossen, dass sie diese Mottenfluch nicht mochte. Der dunkelgraugetigerte Kater knurrte sie immerhin nicht an und das sah sie definitiv als Pluspunkt für sich an. Ah, zu früh gefreut.

„Bewegst du dich jetzt endlich mal? Oder willst du hier noch ewig rumhocken?"

Er stieß sie mit der Schnauze auf die Beine und sie stolperte zwischen die beiden Krieger. Die Kätzin, die immer noch Farnjunges in ihren Fängen hielt, bewachte sie von hinten und Silberstern ging voraus. So machten sie sich auf den Weg.

Jasmin blickte sich immer wieder unsicher um. Sie misstraute den Clankatzen. Woher konnte sie wissen, was sie mit ihr machen würden?

„Jasmin, ich hoffe, du kannst schwimmen. Rein mit dir."

Der Kater schubste sie unsanft in den Fluss und die Kälte ließ sie erstarren. Wenige Mauseherzschläge später konnte sie sich wieder fangen und tauchte auf.

„Die Streunerin kann also schwimmen, herzlichen Glückwunsch."

Mottenfluchs Stimme triefte vor Sarkasmus und die Kriegerin glitt in die Fluten.

„Silberstern, wer ist das?"

Vom anderen Ufer her schallte der Ruf eines Kriegers und ein dunkelgrauer Kopf erschien zwischen den hohen Schilfhalmen, die den Flussrand säumten.

„Stachelfluss, sag im Lager Bescheid, dass alle sich versammeln sollen."

Jasmin zitterte vor Angst, als sie aus dem kühlen Nass stieg und schnupperte, um möglichst viele Gerüche aufzunehmen.

Sie roch verschiedene Katzen, Kräuter und den verlockenden Duft von Frischbeute.

„Beweg dich, Streunerin."

Krallen bohrten sich in ihre Hinterpfoten und schnell folgte sie der Anführerin, die einen ausgetretenen, dennoch unscheinbaren Pfad zwischen den Stängeln entlanglief.

„Wenn wir im Lager sind, Streunerin, bleibst du ruhig und sagst nichts, bis wir dich dazu auffordern, klar?"

Jasmin nickte und die Braune führte sie auf eine sandige, plattgetretene Fläche, die von Schilfbauten umgeben war.

Einige Katzen, klein und groß, gefleckt, getigert und andere ohne jegliche Muster, hatten sich dort eingefunden und betrachteten sie misstrauisch.

Silberstern sprang mit einem mächtigen Satz auf einen Stein, der im Lager emporragte und rief laut:

„Alle, die bereits schwimmen können, versammeln sich vor dem Flussfindling."

Eine Kätzin mit glatt angelegtem und noch feuchtem Fell kam auf die Anführerin zu und miaute leise etwas in ihr Ohr. Ihre Augen verengten sich und Jasmin duckte sich verschreckt, als die Kriegerin erneut zu ihr ging.

„Meine Zweite Anführerin hat den Geruch des WindClans an dir ausmachen können. Warum?"

Keine Feindseligkeit war mehr auf dem Gesicht der Kätzin auszumachen und nur Neugierde erfüllte ihre Züge. Jasmin schüttelte den Kopf.

„Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt, aber ich hatte noch nie mit den Clans zu tun. Ich wusste bis Sonnenhoch nicht einmal, dass es euch gibt. Ich habe mit meinem Adoptivbruder in der Nähe eines Zweibeinerortes gelebt und hatte kaum Kontakt zu anderen Katzen. Die einzigen, deren Namen ich kannte, waren Socke und Glutwind. Hauskätzchen und Einzelläuferin."

Als der Clan in kollektives Murmeln und Fauchen ausbrach, wusste Jasmin, sie hatte irgendetwas falsches gesagt.

—~—

Ahoi!

Nach einer Weile Inaktivität von meiner Seite kommt hier ein neues Kapitel!

Kapitän Wolke wünscht schöne Ferien!

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz