Der Schleierschleif

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„Dauert es noch lange?"

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„Dauert es noch lange?"

Auf die Frage habe ich ja schon gewartet. „Das hängt doch davon ab, wie oft wir halten und Eis verkaufen", erwidere ich nur.

„Das war aber schon lange nicht mehr", quengelt Lars.

„Hier wohnen nur wenige Leute und das weit verstreut", erklärt Finley.

Das kann ich sogar verstehen. Nach der Wüste und der fruchtbaren Landschaft in Industriestadt sind wir durch eine Steppe gefahren, ein Moor und eine Art Prärie, komplett mit welligem Boden. Überall erkenne ich zumindest halbwegs gute Chancen, Nahrung und Wasser zu finden. Aber die Ebene, die wir nun durchfahren, besteht lediglich aus grauem Felsgestein.

„Kann hier überhaupt jemand leben?", will Ragnar wissen.

„Ja, sicher, die Rens und die Steinfresser. Aber auch diese brauchen Hilfe." Finley mustert den Boden um uns herum und nickt zufrieden. „Hier ist etwas. Lars, ich habe etwas zu tun für dich!"

„Au ja!"

Finley drückt den Schalter, der das Dach öffnet und bittet mich: „Kannst du diesen Knopf hier drücken, wenn ich okay sage? Dann muss ich nicht noch einmal reinkommen."

„Mache ich. Was habt ihr vor?"

„Das Futter für die Bewohner wässern. Hier, Lars, halt mal den Schlauch." Finley drückt dem Kleinen ein Schlauchende in die Hand, welches mit einer Art Gießkannentülle versehen ist. Der Rest des Schlauchs hängt zu vielen Schlaufen aufgerollt über Finleys Schultern, der nun seitlich am Truck hochklettert. Es schwankt etwas, aber nicht so stark, dass ich ein Umkippen befürchte. Jetzt verstehe ich, warum der Truck so breit sein muss; das stabilisiert ihn gut. Etwas habe ich von Ragnars ausführlichen Erklärungen doch begriffen, mit denen er mich so gerne überschüttet, sobald er etwas Neues gelernt hat.

Finley schraubt sein Schlauchende am Dach an, springt herunter und ruft: „Okay!" Etwas zögernd drücke ich den bezeichneten Knopf. Ich rechne halb damit, dass gleich ein Megawasserstrahl aus dem Schlauch schießt und Lars vom Rückstoß gegen den Truck geschleudert wird. Aber nichts dergleichen, es tröpfelt nur sparsam aus der Tülle.

„Verteil das hier überall", weist Finley Lars an. Der gehorcht mit vor Neugier funkelnden Augen. „Was passiert dann?"

„Das wirst du sehr bald sehen", Finley dreht sich zu mir um. „Ich hab vergessen – machst du die Schelle an?"

Ungern, aber ich tue es und springe dann aus dem Wagen. Ragnar folgt mir, die Switch in der Hand, welche die Industriestädter ihm aufgeladen haben. Sogar einen Adapter hat er bekommen, um sie jederzeit aus den Akkus des Trucks nachladen zu können. Er ist den Technikern auch gebührend dankbar dafür. Ich für meinen Teil nicht so ganz.

„Dieses Gebimmel ist ja nervtötend", grummelt mein Großer. „Ich such mir woanders nen Platz zum Zocken."

„Tu das." Es scheint nicht so, als ob die Bewohner dieser Felslandschaft demnächst kämen. Da kann ich die Zeit nutzen, mir die Beine zu vertreten und frische Luft zu schnappen.

Wenn der Eismann schellt ✔️Where stories live. Discover now