She Made Me Smile

46 2 0
                                    




I met a girl
She made me smile, she made me wait
('I Met A Girl' - William Michael Morgan)

Joshua

"Hast du noch mehr auf Lager?", fragte er sie, woraufhin sie grinste. "Aber selbstverständlich. Ich will jedoch auch nicht gleich mein ganzes Pulver verschießen, also warte ich damit bis du es dir erneut verdient hast." Joshua tat so, als würde er schmollen. "Weiß nicht, was ich davon halten soll.", meinte er skeptisch, merkte aber, dass sich unweigerlich wieder ein Lächeln auf seine Lippen schlich. Sie hatte etwas wirklich Erfrischendes an sich, dass es ihm ganz leicht machte, sich mit ihr zu unterhalten. Das verspürte er sonst nicht unbedingt bei Fremden. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem Ruhm zu tun, der mit einem Profidasein einherging, dass man zunehmend vorsichtiger und angespannter wurde, wenn man auf fremde Leute traf. Jedenfalls machte es das schwer von Anfang an eine lockere Unterhaltung mit jemandem zu führen, aber mit Zoe war es irgendwie anders.

Sie hatte ihn von Anfang an wie einen ganz normalen Menschen behandelt, aber er hatte das Gefühl, dass das auch nicht ganz sein Gefühl erklären konnte. Ehe er weiterhin darüber grübeln konnte, wurden sie erneut in ihrer Zweisamkeit unterbrochen. "Zoe, du wolltest doch längst wiederkommen.", ertönte eine Männerstimme. Joshua erblickte einen jungen, groß gewachsenen Typen mit dunklen Haaren. "Bin ja schon unterwegs.", verlautete Zoe und machte sich an das Blech mit den Brownies. Der Typ aber war auf Joshua aufmerksam geworden und sah ihn misstrauisch an. Was war denn sein Problem?

Zoe schien die Anspannung zu bemerken, denn sie hielt inne. "Ben, das ist Joshua. Joshua, das ist Ben." Ben. Er war doch nicht etwa...? Ben streckte ihm die Hand entgegen. "Hi, wie ich sehe, hast du meine Freundin abgelenkt." Er sagte es klar in einem kumpelhaften Ton, Joshua kam aber dennoch nicht umhin, sich direkt etwas anzuspannen, obwohl es keinen Grund dafür gab. Die lockere Stimmung, die bis eben in der Küche geherrscht hatte, war dennoch verschwunden und mit ihr auch Zoe. "Hi, sorry, war nicht meine Absicht.", erwiderte er Ben's Händedruck etwas versteift. Was sollte er sonst zu dem Kommentar sagen? Ben winkte mit einem leichten Grinsen ab. "Keine Sorge, sie lässt sich auch wirklich schnell ablenken." Da Joshua nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, gab er nur ein unverbindliches Lachen gepaart mit einem Schulterzucken von sich. "Tja, war nett dich kennenzulernen, ich mische mich dann mal unter die Leute.", sagte er und trat mit seinem Bier in der Hand aus der Küche raus.

Er musste zugeben, ein wenig hatte Ben's Dazwischenfunken etwas seine Stimmung gedämpft. Wären sie nicht unterbrochen worden, dann hätte er sich sicher noch länger mit Zoe unterhalten können. Unweigerlich huschte sein Blick umher, bis er sie in der Menschenmenge entdeckte. Sie stand am Tisch, an dem das Buffet errichtet worden war und schien mit Thomas zu scherzen, der eins ihrer Brownies probierte. Man sah ihnen an, dass sie einen vertrauensvollen Umgang miteinander hatten, so herzlich wie Thomas einen Arm um sie legte und ihr kurz durch die dunklen Haare wuschelte. Zoe löste sich lachend von ihrem Schwager und schubste ihn scherzhaft von sich weg. Sie hatte wirklich ein schönes Lachen. Kaum hatte er den Gedanken gefasst, fiel Joshua auf, was er da eigentlich gerade tat. Er hatte sie ersthaft angestarrt. Was war denn los mit ihm? Über sich selbst den Kopf schüttelnd, wandte er sich ab und gesellte sich zu Manuel und Holger, die sich gerade angeregt über etwas unterhielten. "Da bist ja, Kleiner! Dachten schon, du lässt dich nicht mehr blicken.", begrüßte ihn Manu. "Tja, etwas auf sich warten zu lassen ist gerade in meiner Generation im Trend.", erwiderte Joshua scherzhaft. Tatsächlich war der Torhüter einer der Spieler, die ihn in seiner noch kurzen Zeit hier, sofort besonders herzlich aufgenommen hatten, obwohl sie fast zehn Jahre Alterserfahrung trennten.

"Von Generation zu Generation werden sie auch frecher.", meinte Manu gespielt geschockt zu Holger. "Ich finde wir machen eine Stichprobe, können ja nicht nur wegen Joshua eine ganze Generation unter einen Kamm scheren.", antwortete Holger und sah sich um. "Zoe! Komm mal her, du wirst hier benötigt!", rief er über den Raum hinweg und winkte. Kurz hoffte Joshua, sie würde Holger wegen der Musik überhören, doch sie blickte auf und sah fragend zu ihnen hinüber. Holger machte eine herwinkende Bewegung. Sie machte sich etwas zögerlich auf den Weg und als sie bei ihnen angelangt war, sah sie Holger und Manu fast schon etwas schüchtern an. Das wunderte Joshua, vorhin in der Küche hatte sie auf ihn keineswegs schüchtern gewirkt. "Was ist denn?"

Night Changes (Joshua Kimmich)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt