15 Sag meinen Namen.

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┊  ┊  ┊          ★ NOAH

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Ich ging nicht gern zur Arbeit. 

Nicht wegen der Arbeit an sich, sondern weil ich mich dort unglaublich einsam und ausgeschlossen fühlte. Ändern konnte ich diese Tatsache jedoch nicht. Und so lange ich keinen anderen Plan hatte, würde ich bei Apple bleiben müssen. Irgendwie mussten Rechnungen schließlich bezahlt werden.

Außerdem gab es eine weitere Baustelle, um die ich mich kümmern musste. Ach verdammt, mein ganzes Leben war eine Baustelle, und Niall nahm viel Platz darin ein.

Mr Giliberti, mein Vorgesetzter und Abteilungsleiter, trat an meinen Schreibtisch. Er war ein unscheinbarer kleiner Mann, mit grauen Haaren und einem schwer zu lesenden Gesicht. Ich konnte aus seiner Miene nur sehr wenig ableiten und musste mich an den rein faktischen Aussagen von ihm orientieren.

Er machte mit den Daumen eine Bewegung, ganz nach dem Motto: Mitkommen. Dann deutete er auf meine Tasche in der sich mein iPad befand. Auch das Zeug sollte mit. Also erhob ich mich und hatte ein merkwürdiges Gefühl im Magen. 

Würden sie mich feuern?

Komischerweise war das immer mein erster Gedanke, wenn man mit mir sprechen wollte. Fast so, als hoffte ich wirklich darauf, dass sie es einfach täten. Und das war schon ein ziemlich heftiger Hinweis, dass ich hier irgendwie am falschen Ort war.

Dabei gab es an Apple nichts zu meckern. Sie zahlten super und stellten viel Platz zum arbeiten zur Verfügung. Man konnte sich in andere Räume zurückziehen, an großen Boards arbeiten und sogar eine eigene Cafeteria nutzen.

In Mr Gilibertis Büro sollte ich gegenüber von seinem Schreibtisch platz nehmen. Zwischen uns lag ein Tablet und wie es aussah, hatte er sein Gespräch vorbereitet. Nervös rieb ich die Handflächen an meiner Jeanshose ab und fragte: „I ‚aben falz g'macht?", ich hoffte, dass ich irgendwie verständlich klang und Mr Giliberti blinzelte kurz, dann schüttelte er den Kopf und wehrte ab.

Er tippte auf das Tablet und eine Frage tauchte auf. Nun war ich es, der innehielt. Denn mein Boss wollte wissen, was ich in meiner Pause regelmäßig machte.

Hart schluckte ich und tippte die Antwort ein. Nämlich, dass ich in der Cafeteria war. Das schien meinem Chef nicht auszureichen und er machte eine Geste, die mich aufforderte mehr zu erzählen. 

Ich zögerte und erklärte, dass ich an etwas hobbymäßigem herumprobierte, ein Programm schrieb und schob, kaum, dass ich es ausgeschrieben hatte, akustisch hinterher: „Nix mit Arbeit-!", ich ließ meine beiden Fäuste gegeneinanderprallen, sodass er verstand, dass sich davon nichts in die Quere kam.

Mr Giliberti nickte und tippte seine nächste Frage ein, indem er genauer wissen wollte, was für ein Programm. Um unsere zähe Unterhaltung nicht endlos werden zu lassen, zog ich mein iPad aus der Tasche, entsperrte es und öffnete für ihn die entsprechende Datei.

Aufmerksam ging er meine Arbeit durch und neigte leicht den Kopf. Ich hatte keinen Plan, wieviel er wirklich von dem verstand, was ich da fabriziert hatte. Denn ich war mir ja nicht mal sicher, ob das Protokoll umgesetzt funktionieren würde.

Die Miene meines Vorgesetzten wandelte sich. Die glatte Ausdruckslosigkeit bekam Risse und er überraschte mich, indem er erneut eine Frage auf dem Tablet formulierte.

‚Hat das Spiel einen Namen?'

Ich schüttelte den Kopf und dann veränderte sich etwas. Mr Giliberti schien gefühlt 100 Fragen zu haben. Wie lange ich dafür gebraucht hatte, was mir vorschwebte, ob ich jemanden hatte, der an meiner Arbeit interessiert sei und ob ich darüber bescheid wüsste, dass ich laut meinem Vertrag keine Arbeit wo anders abgeben konnte, die eventuell wettbewerbsfähig war.

Liebe heißt das Lied ✓Where stories live. Discover now