Airplanes

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지금 당장 소원을 빌어야겠어요

"I could really use a wish right now"

Ein Blick auf die Uhr verriet Hannah, dass sie ganz knapp dran war, zu spät zu kommen. Aber warum sollte an diesem Samstag auch irgendetwas gut laufen? Erst hatte der erste Wecker beschlossen, gar nicht erst zu klingeln und der zweite wurde viel zu schnell stummgeschaltet. Dann war noch der Kaffee alle, es hatte gerade so für zwei Schlucke gereicht. Und die haben beide widerlich geschmeckt. So musste sie auf dem Weg zur Arbeit noch kurz in der Bäckerei vorbei, um sich dort einen zu kaufen, und noch ein Brötchen, wenn man sowieso schon da war. Weil es Samstag war, hatte es der ganz besondere Schlag Rentner natürlich bereits aus den weichen Federn gehauen, bevor der erste Vogel sein Lied anstimmen konnte, nur um jetzt vor Hannah an der Kasse zu stehen und mit altersgeplagten Fingern die kleinen Münzen aus der Brieftasche zu klauben und im gleichen Tempo abzuzählen. Selbst die Bäckereiverkäuferin schmolz das freundliche Lächeln ganz langsam aus dem Gesicht. Sie tauschten einen Blick, der alles sagte und Hannah riss sich zusammen, nicht zu seufzen. Der alte Mann konnte ja wahrlich nichts dafür, dennoch zupfte es ganz gewaltig an den Nerven.

Vollbeladen mit einem Becher heissen Kaffees, dem Mittagessen und einem Stück Kuchen, den sie sich als Nachtisch eingeplant hatte, stieg sie hastig wieder ins Auto, erhaschte noch einen Blick auf die Uhr und leise fluchend startete sie den Wagen. Selbst der Verkehr hatte es gefühlt auf sie abgesehen und die Nerven lagen bereits blank.

"Nur nicht aufregen", sprach sie immer wieder wie ein Mantra vor sich her und riss sich zusammen, ja anständig zu fahren. Das Radio spielte pflichtbewusst ihre Wunschmusik und half ihr, sich ein wenig zu beruhigen. Wenigstens etwas Gutes an diesem Morgen. Sie sang laut und schief mit, was keinen kümmerte. Routinemässig stellte sie dann das Auto auf ihrem Parkplatz ab, die Nummer 8 mit dem leicht aufgerissenen Asphalt, aus dem bereits die Gänseblümchen wuchsen.

"Guten Morgen!", rief sie in die Runde der Apotheke und warf die Tasche auf den kleinen, mit anderen Taschen besetzten Tisch in der Ecke, steckte das belegte Brötchen in den Kühlschrank und versteckte die kleine Kuchenschachtel geschickt hinter zwei Kartons Druckerpapier, damit ihn niemand stehlen konnte. Das kleine Geheimversteck hatte ihr schon so manche Leckerei beschützt.

Das übliche Chaos empfing sie wie jeden Arbeitstag. Die Woche selbst schien der Hölle entsprungen. Endlos viele Bestellungen, die am besten sofort erledigt werden sollten, zudem wollten Kunden beraten und bedient werden, das Ladengeschäft musste ordentlich sein und gerade heute hatten sowohl ihr Chef als auch ihre drei Mitarbeiterinnen einen herrlich schlechten Tag. Miese Laune, die selbst bei den Kunden ankam und die Launen verdarb. Sie sehnte sich das Ende schon nach zwei Stunden herbei, obwohl noch nicht einmal Mittag war.

„Himmel, schick Hilfe", flehte sie leise und machte die Bestellungen fertig.

Die Mittagspause brachte ein wenig Ruhe ins raue Gewässer der Apotheke. Chef war am Nachmittag anderweitig unterwegs, die eine Kollegin wurde durch den neuen Kollegen ersetzt und mit dem Essen schien sich die Laune gesamthaft zu bessern. Das galt auch für die Flut an Kunden, die gefühlt alle jetzt aus den Löchern krabbelten, um sich mit Medikamenten einzudecken. Stand ein neuer Krieg vor der Tür, ein Lockdown oder was? Die Knappheit hatte ihr Ende bereits vor zwei Wochen gefunden und es wurde weiterhin gehamstert, als gäbe es kein Morgen.

„Hey, Hannah", grüsste Ian sie, den einzigen anderen Mann in der kleinen Apotheke. Er schenkte ihr eines seiner umwerfenden, schiefen Lächeln, bei dem die blauen Augen gleich mitblitzten. Unverkennbar, warum ihm die Frauen reihenweise zu Füssen lagen. Das zwischen ihnen hielt sich jedoch immer professionell und freundschaftlich, auf ihn war sie so gar nicht scharf und sie entsprach nicht seinem Typ. Fanden beide so ganz angenehm, einfach befreundet zu sein. Zudem war er gerne zu Schabernack aufgelegt, sobald der Chef die Bude verlassen hatte. Jetzt zog er sie an der Hüfte kurz an seine Seite und grinste noch breiter.

Unreal DreamWhere stories live. Discover now