Nur ein neidischer Fan

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Im Sekundentakt hörte ich die ersten Regentropfen gegen die Fensterscheibe klopfen. Abgesehen vom Ticken der Uhr, unterbrach ebenso das laute Prasseln des Regens die Stille, welche sich im ganzen Raum ausgebreitet hatte.

Ich hielt noch immer den Brief in der Hand. Egal wie oft ich ihn mir ansah, ihn mir durchlas. Meine Fragen konnte ich mir trotzdem nicht selber beantworten. Wird das jemals ein Ende haben? Werden sie mich bald akzeptieren oder mich doch für immer hassen?

Meine Fingerspitzen waren eiskalt und meine Hände zitterten. War mir nur kalt oder hatte ich Angst? Hatte ich etwa Angst vor Ihnen? Ich wusste es selber nicht.

Auch wenn diese Briefe noch harmlos waren. Was wäre, wenn das nicht das Ende war? Wenn es noch schlimmer werden würde, als es eigentlich für mich schon war.

An den Gedanken, dass das noch lange nicht alles war, bekam ich am ganzen Körper Gänsehaut. Mir wurde kalt und in mir brach ein ungutes Gefühl aus. Ich hatte wohl doch Angst vor ihnen.

Mit zittrigen Händen ließ ich den Brief auf den Couchtisch fallen und senkte dann meinen Blick für einen kurzen Moment auf den Boden. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich mich durch eine schwere Zeit durchkämpfen musste. Ich lebte 14 Jahre lang ohne Erinnerungen, ohne gewusst zu haben, weshalb ich sie eigentlich verloren hatte und ohne zu wissen, dass es bereits zu dieser Zeit eine wichtige Person in meinem Leben gab. Meinem Cousin hatte ich vertraut, ich schätzte ihn als Familienmitglied und für mich war er wie ein bester Freund. Doch im Leben konnte nicht immer alles so sein, wie es eigentlich sein sollte. Ich hatte ihm vertraut, ich hatte ihn wirklich gern gehabt und doch hatte er mich nur von hinten bis vorne angelogen – verarscht. Niemals hätte ich gedacht, dass das alles so ein Ende nehmen würde.

Mit meinen Eltern hatte ich auch schon seit längeren Jahren keinen Kontakt mehr. Ich wusste selber nicht, ob ich jemals wieder mit ihnen reden würde, oder ob sie überhaupt mit mir reden würden?

Trotz alledem war ich doch froh, dass mir etwas passiert war, was ich mir niemals hätte erdenken können. Wer hätte gedacht, dass ich trotz Erinnerungsverlust doch wieder diese wichtige Person aus meinem Leben gefunden hatte? Wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet er war?

Und nun...

War ich eines der glücklichsten Menschen auf dieser Welt, auch wenn noch immer nicht alles so einfach war. Ich hatte zwar meine Erinnerungen immer noch nicht ganz zurück, hatte mit meinem Cousin den Kontakt abgebrochen und mit meinen Eltern redete ich zwar auch noch nicht, aber ich hatte Mark. Ohne ihn hätte ich wohl kaum noch die Kraft, mit einem glücklichen Lächeln mein Leben zu leben. Ohne ihn hätte ich nicht mehr das Gefühl gehabt, auch für jemanden anderes wichtig zu sein.

Mit einem mutlosen Lächeln nahm ich meine Tasse in die Hand und stellte mich dann zum Fenster. Ich beobachtete die grauen Wolken, welche den ganzen Himmel bedeckten und versank daraufhin in meine Gedanken.

[Flashback]Es war mitten im Sommer. Wir waren noch klein. Vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, genau wusste ich es nicht mehr. Wie sonst immer spielten wir auf dem Spielplatz. Wir saßen unter der großen Fichte und sammelten kleine Äste. „Was machst du da?", fragte ich ihn neugierig und bückte mich zu ihm hinunter. Mark brach winzige Stückchen eines kleinen dünnen Asts ab und steckte sie in die Erde. „Ich baue ein Haus.", sagte er begeistert. „Ein Haus? So klein?", fragte ich weiter. Er nickte lachend. „Ja, für die Ameisen."

Ich beobachtete meinen besten Freund und war ebenfalls total begeistert – so wie kleine Kinder nun mal schnell von allem und jedem hingerissen waren.

Nachdem Mark das letzte kleine Stück Holz in die Erde gesteckt hatte, grinste er mich fröhlich an. „Wenn ich groß bin, baue ich uns ein großes Haus. Ein riesengroßes Haus.", sagte er kichernd. „Ach ja? Dann brauchst du aber viel Geld.", antwortete ich zurück. „Ich werde berühmt und vieeeeeeel Geld verdienen, dann baue ich uns ein Haus." Ich lachte fröhlich, denn mir gefiel diese Idee überaus. „Aber...", unterbrach er mich. Mein Lächeln verschwand und ich sah ihn nun verblüfft an. „Aber?" Einen kurzen Moment dachte ich, dass etwas wäre, doch dann entgegnete mich wieder ein breiter Grinser. „Du musst für immer meine beste Freundin bleiben." Mark hob seine Hand und streckte mir seinen kleinen Finger aus. Ich streckte kurz darauf ebenfalls meinen kleinen Finger aus und machte mit ihm den Fingerschwur. „Freunde für immer!"

Himmel und Hölle (Got7 Mark FF - Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt