Kapitel 6

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THOMAS|| "Newt, wach auf. Es wird schon hell, du solltest gehen" knurrend drehte sich der blonde Junge um und schaute mich an. Er blinzelte müde und ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Es sah unglaublich niedlich aus. Kurz schaute er verwirrt im Raum umher und schien sich dann zu erinnern. "Ja, du hast Recht. Es ist besser, wenn die anderen nichts mitbekommen" Seine raue Morgenstimme war unglaublich sexy. Sie passte gar nicht zu dem verwirrten kleinen Jungen, den ich vor mir hatte. Er rollte sich auf die andere Seite und wollte aufstehen, aber ich hielt ihn davon ab, indem ich ihn am Arm zurück zog. Er purzelte wieder zurück und ich zog ihn zu mir. Es war wohl noch nicht seine Uhrzeit. Damit ich über ihm war stützte ich mich auf einen Arm und schaute dann auf ihn herab. Er war so wunderschön. Einfach perfekt. Langsam beugte ich mich zu ihm herunter und vereinte unsere Lippen. Mein ganzer Körper erhitzte sich und es fühlte sich so an, als ob das Blut in meinen Adern kochte. Ich würde ihn nicht mehr gehen lassen. Niemals würde ich ihn verletzen, das schwor ich mir.

"Thomas!", rief jemand von draußen und unterbrach diesen perfekten Moment. Newt kullerte schnell aus dem Bett, zog sich die Schuhe an und eilte dann aus dem Zimmer. Ich sah ihn noch am Fenster vorbei rennen, kurz bevor jemand anders daran vorbei lief. Wer es war, konnte ich nicht erkennen. Der Besucher trampelte nicht gerade leise ins Gehöft und schlug die Tür hinter sich zu. Er stapfte den Gang entlang bis zu dem Zimmer in dem ich war und riss dann die Tür auf. Obwohl ich wusste, dass das passieren würde, zuckte ich zusammen. Es kam einfach unerwartet und er war so viel lauter als Newt es gewesen war. In der Tür stand Minho. "Schluss jetzt mit Bett warmhalten. Raus aus den Federn, Frischling. Heute gehts wieder rund. In Zehn Minuten am Kartenraum. Pass auf, dass dich keiner sieht. Schon gar nicht Clint oder Alby." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, war er auch schon wieder auf dem Weg nach draußen. Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee, endlich wieder was zu tun. Ich hatte zwar sonst auf den Feldern mitgeholfen oder auch mal in der Küche, aber nichts reizte mich so sehr wie das Labyrinth. Es mag total bescheuert klingen, nach all dem, was ich bereits am ersten Tag erlebt hatte, aber ich freute mich darauf. Mein Körper sehnte sich nach Bewegung und ich wollte endlich mehr über diesen geheimnisvollen Ort herausfinden. Wenn es tatsächlich so war, wie Minho es vermutete, würden wir bald eine Gegenleistung von den Leuten, die sie Schöpfer nannten, bekommen, weil er mich mitgenommen hatte. Er war mindestens genau so gespannt wie ich.
Hoffentlich hatte er Recht, denn mit dem, was sie wussten, konnten wir unmöglich hier raus kommen. Es reichte einfach nicht.
Ich zog mich also so schnell wie möglich an. Um Zeit zu sparen, ging ich sofort in die Küche, holte Wasser und Essen, und machte mich dann auf den Weg zum Kartenraum. Minho war noch nicht da, aber ich musste nicht sehr lange warten, da kam er auch schon auf mich zu gejoggt. "Okay Thomas, der Plan sieht aus wie folgt: Wir machen einen ganz normalen Kontroll-Lauf. Dabei achten wir auf alles, was uns komisch vorkommt oder anders aussieht als beim letzten mal. Und diesmal sind wir vorsichtiger, was die Griewer angeht. Jetzt, wo wir wissen, dass sie auch tagsüber rauskommen."
"Warte, du meinst, dass sie vorher nicht tagsüber draußen waren? Aber dann könnte das doch unsere Veränderung sein!" Überrascht schaute Minho mich an. "Guter Gedanke. Wir berufen nachher mal eine Versammlung ein und diskutieren darüber. Komm jetzt, das Tor öffnet sich gleich."
Gemeinsam gingen wir zum Tor, liefen auf und ab und dehnten uns. Nach einer Weile schaute Minho auf die Uhr. "Genau jetzt" In dem Moment ertönte ein Klicken, gefolgt von einem lauten Scharren. Das Tor begann sich zu öffnen. Wir stellten uns nebeneinander hin, bereit, loszulaufen, sobald es ganz auf war.
"Stop! Ihr geht nirgendwo hin!", rief jemand quer über die Lichtung. Newt. "Klonkdreck!", rief Minho, "Lauf!" Bevor ich wusste, was passierte, zog er mich am Arm mit. Zuerst stolperte ich hinter ihm her, fing mich aber schnell wieder. Nachdem wir um die ersten vier Ecken gebogen waren, ließ er mich los. "Verdammt Minho! Wir können doch nicht einfach so gehen, ohne wem Bescheid zu sagen und dann auch noch einfach weglaufen!" Er stieß einen wütenden Laut aus und drückte mich gegen die Wand. "Du elender Strunk! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie lange ich schon Läufer bin? Nein? Ich sag's dir: DREI JAHRE! Und wie lange sitzen wir hier schon fest? DREI JAHRE! Ich war der erste, der je ins Labyrinth gegangen ist! Und bisher bin ich immer wieder gekommen und bin nie gestochen worden. Ich hab was das Labyrinth angeht mehr Rechte als alle zusammen. Deswegen hat sich auch keiner getraut, was zu sagen als ich gegen die Regel verstoßen hab und einen Nicht-Läufer, der dazu auch noch ein Frischling war, mitgenommen habe. Sie haben Respekt! Also zeig du auch ein wenig Respekt und glaub nie wieder, dass ich mich bei irgendwem abmelden müsste, wenn ich gehen will! Kapiert?!" Schnell nickte ich bevor er mich noch attackierte.
"Du willst mir also erzählen, dass du mehr Rechte hast als Alby und ich?" Wir drehten uns um. Minho sah mehr als nur genervt aus als er Newt auf uns zu kommen sah. Ich hingegen war eher besorgt. "Newt, was machst du hier? Du bist kein Läufer!"
"Und du bist immer noch nicht gesund. Lasst mich einfach mitkommen. Los werdet ihr mich jetzt eh nicht mehr."
"Du bist der neppigste Nepp von einem Depp, den ich je gesehen habe!", rief Minho und rannte los. Wir hatten Mühe, ihm zu folgen, schafften es dann aber doch. Die ganze Zeit liefen wir schweigend und schauten ständig nach oben und nach hinten. Vor jeder Ecke stoppte Minho, lugte um die Ecke, ob dort alles frei war, und gab uns dann ein Zeichen, ihm zu folgen. Je weiter wir liefen, desto mehr regte er sich ab.
Als wir eine kleine Pause machten, redete er sogar wieder. "Hier guck mal", sagte er und schob eine Efeuranke an die Seite. Dahinter kam ein Schild zum Vorschein. Abteilung nachepidemische Grundlagenforschung Sonderexperimente Todeszone. Irgendwas klingelte bei mir. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie war mir als hätte ich das Schild schon mal gesehen. "Das hab ich gemeint. Gehts dir nicht gut?", fragte Minho. "Thomas du bist ganz blass", sagte Newt und war sofort neben mir. Ich blinzelte und konzentrierte mich wieder auf die Gegenwart. "Nein, alles okay" Newt entspannte sich und Minho setzte sich wieder zu uns.
"Jungs, ich gehe mal um die Ecke", sagte Newt nach einer Weile. "Was hast du vor?", fragte Minho, so als ob er dachte, dass Newt vor uns weglaufen würde. "Ich muss mal, du Idiot", gab Newt genervt zurück. "Pass bitte auf dich auf okay?", sagte ich als er aufstand und auf die Ecke zu ging. Er drehte sich um und sah mich an. "Tu ich immer" Er schenkte mir ein warmes Lächeln. Dann war er weg. Was mich anging, konnte er gar nicht schnell genug zurück kommen. "Sag mal, was läuft da?"
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah Minho an. "Komm schon ich sehe doch, wie ihr euch anguckt! Ich bin zwar hart im Nehmen aber ein Herz hab ich trotzdem"
"Mann Minho halt bloß die Klappe! Sonst sind wir tot. Oder schlimmeres. Und glaub mir, wo auch immer wir dann hinkommen, wir nehmen dich mit!", drohte ich. Mit einem verschmitzten Grinsen lehnte er sich gegen die Wand. Aber nur, um dann sofort wieder aufzuspringen. Keine Sekunde später stand auch ich. Ich verstand die Situation gar nicht richtig, da rannten wir auch schon. Minho zog mich am Arm mit sich, während wir die Gänge entlang liefen. "Das ist der falsche Weg!", schrie ich ihn an. "Ich weiß! Aber es ist noch hell! Wir können nicht riskieren, dass wir das Vieh wieder zur Lichtung hin locken! Dann bringen wir alle anderen in Gefahr!" Das erinnerte mich an etwas. Sofort drehte ich um und rannte den Weg zurück, den wir gekommen waren. "Wo willst du hin? Thomas, warte!" Ohne Minho zu beachten rannte ich, was das Zeug hielt. Die ganze Zeit war ich so auf die Flucht konzentriert gewesen, dass ich alles ausgeblendet hatte. Der Griewer war uns überhaupt nicht gefolgt oder hatte uns attackiert. Wir hatten ihn ja noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Das einzige, das auf seine Anwesenheit hingedeutet hatte, waren die Geräusche gewesen. Sie waren von links gekommen und kurz davor war Newt dorthin gegangen. Wie hatten wir das nur außer acht lassen können?!

Als ich an der Stelle angekommen war, an der wir noch kurz zuvor gegessen hatten, drosselte ich mein Tempo. Minho war nirgends zu sehen und auch von Newt war keine Spur. Langsam ging ich um die Ecke. Kein Griewer weit und breit und auch die Geräusche waren verstummt. Doch ich konnte jemanden leise schluchzen hören. Ich folgte dem Geräusch. Es führte mich um die nächste Ecke. Dort sah ich ihn. Zusammengerollt lag er auf dem Boden und hielt sich seinen Fuß. Seine Hände waren schon ganz blutig. Er brauchte dringend Hilfe. Langsam ging ich zu ihm. Er sah nicht so aus als würde er mich überhaupt wahrnehmen. "Newt? Ich bring dich von hier weg. Gleich ist es vorbei. Dann bist du in Sicherheit" Er gab keine Reaktion von sich, drehte aber auch nicht durch, als ich ihn langsam und vorsichtig hoch hob und wieder zur Lichtung trug, wo Clint und Jeff sich sofort um ihn kümmerten. Minho kam erst kurz vor dem Schließen des Tors wieder, was Alby verdammt wütend machte. Für Newts und meinen verbotenen Ausflug ins Labyrinth machte er alleine Minho verantwortlich, was mich ein wenig beruhigte. Eine Strafe bekam Minho allerdings nicht, was seine Aussage zum Thema Rechte bestätigte. Wir beschlossen, unsere Besprechung auf den morgigen Tag zu verlegen, weil wir alle hundemüde waren und einfach nur noch schlafen wollten. Diese Nacht war die erste ohne Albträume und Unterbrechungen. Es ging also für mich wieder bergauf.
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Author's note: 1740 words
(Original: 25.Mai 2015)

Please, Tommy, please (Newtmas ff)Where stories live. Discover now