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„Wie geht's jetzt eigentlich weiter?", fragte Hailey noch am gleichen Abend berechtigterweise.
Jay gab James gerade das Fläschchen und beobachtete fasziniert, wie er daran sog.
Er war so sehr in den Anblick vertieft, dass er die Frage nur zeitverzögert wahrnahm.

„Was hast du gesagt?"

Hailey grinste amüsiert. Zu sehen, dass sich Jay so gut in die Pflege des Kleinen einbrachte, erleichterte sie.

„Mit deinem neuen Job. Hat sich der Commander schon gemeldet?"

Jay wechselte seinen Blick zwischen dem Kleinen und Hailey, schüttelte mit dem Kopf. Es war untypisch, dass er sich so wenig dafür interessierte. Normalerweise war Jay regelrecht vernarrt in seine Arbeit.

„Voight würde sicher auch noch mit sich reden lassen", aber Hasltead schüttelte sofort mit dem Kopf.

„Auf keinen Fall. Die Sache ist für mich gelaufen. Bexter will schauen, an welcher Dienststelle in Illinois demnächst ein Posten frei wird. Etliche Sargeants gehen in Rente. Ich habe einen Einsatzradius von 50 Meilen angegeben."

Hailey wirkte überrascht. Nicht, dass sie damit gerechnet hatte, dass er tatsächlich zurück käme, aber dass er sich so direkt gegen Voight aussprach, war eine völlig neue Wendung.

„Hör zu", sagte er leise, weil er merkte, dass der Kleine auf seinem Arm gerade am einschlafen war.

„Ich habe in den letzten Monaten nicht schlecht verdient und durch den Gefahrenzuschlag in Bolivien ziemlich hohe Summen eingefahren. Im Moment ist es noch nicht spruchreif aber, was hältst du davon, wenn ich mit Jimmy eine Weile zu Hause bleibe? Vielleicht 4 oder 5 Monate. Im Moment ist er doch noch gar nicht weit genug für diese Kinderbetreuung. Ich weiß, dass du das in den letzten 2 Monaten mit dieser Tagesmutter klar gemacht hast, aber eigentlich braucht er doch seine Eltern."
Hailey sah ihn nachdenklich an.

„Jimmy?", fragte sie dann leicht neugierig, leicht amüsiert, weil Jay diese Namenskürzung verwendet hatte, doch der schaute nur verschmitzt.

„Jimmy als Abkürzung für James. Meinst du, ich habe nicht mitbekommen, dass wir die gleichen Anfangsbuchstaben haben und du das nicht durch Zufall ausgewählt hast?"

„Gefällt er dir denn?", spielte sie auf den Namen an. Jay nickte ganz zufrieden.

„Hätte schlimmer sein können. Jonathan oder Joseph."

„Bist du dir sicher, dass du das wollen würdest? Stell dir das nicht so spannend vor. Den ganzen Tag Windeln zu wechseln, zu füttern und spazieren zu fahren ist jetzt kein super spannender Alltag."

„Kann schon sein, aber er wird nur einmal so wie jetzt. Außerdem fehlen mir vier Monate Zeit."
Hailey seufzte, sah ihn mitleidig an. Irgendwie hätte sie ihn für diese Idee am liebsten umarmen und küssen wollen, aber sie hielt sich zurück.

Die Enttäuschung saß noch tief. Sie war sehr vorsichtig, denn die Zeit der Schwangerschaft, die sie allein durchzukämpfen hatte, genau wie die Folgemonate mit dem Baby hatten Spuren hinterlassen.
Auch wenn sie Jay noch immer liebte, war da eine unsichtbare Narbe, die hin und wieder schmerzte und aufzugehen drohte.

„Ich hab so viel verpasst. Um ehrlich zu sein, muss ich mich erstmal auch in meine neue Rolle als Vater einfinden."

„Und das ist der einzige Grund?", mutmaßte sie, als könne sie Gedanken lesen. Jay der ertappt auf seine Frau blickte, erstarrte und suchte nach Worten. Es war, als könne sie Gedanken lesen.

„Jay, ich bin nicht blöd."

Er stöhnte.
Was folgte, war eine lang anhaltende Stille, ehe er fortsetzte.

„Nein, du hast Recht. Das ist nicht der einzige Grund", gab er schließlich zu und trat mit dem Baby zur Couch, auf die er Jimmy vorsichtig legte.
Es fiel ihm schwer das auszusprechen, aber er wusste, dass er ihr nichts vormachen konnte.

„Kurz bevor ich nach Bolivien gegangen bin, war da diese Explosion des SUVs. Eigentlich war das einer der zahlreichen Auslöser neben Voights korrupten Spielchen, weshalb ich weggegangen bin. Es fing wieder genauso an wie damals, als ich aus Afghanistan kam. Ich dachte, wenn ich arbeite und mich in den Einsatz stürze, dann hat mein Kopf keine Zeit dafür. Das hat auch wunderbar funktioniert. Bis ich kapiert habe, dass ich das gleiche wie damals mache und davor weglaufe."
Jay rang nach Worten.

„Ich will nicht wie mein eigener Vater enden. Dieser gleiche verbitterte Mann werden, der er war. Und das geht nur, wenn ich an mir arbeite und mich damit konfrontiere, ohne wegzulaufen."

„Wow, ich bin schockiert."

Sie sah ihn verblüfft an.

„Ich will für euch da sein. Ich will das so sehr, aber das ist nicht so einfach, wenn man ständig den Ballast von früher mit sich rumschleppt."

Hailey sagte nun gar nichts mehr, starrte ihn einfach nur an und war ergriffen von dieser Ehrlichkeit. Auch wenn es für sie Fragen gab, die noch immer unbeantwortet blieben.
Unsicher, ob sie die Wahrheit wirklich erfahren wollte, sah sie ihn an.

„Jay?", fragte sie dann doch mit fester Stimme und wagte sich das auszusprechen, wovor sie solche Antwort hatte.
Halstead sah auf, nickte ihr zu.

„Ich muss dich das fragen. Ich will, dass das nicht zwischen uns steht", stammelte sie und strich sich die blonden Haare hinters Ohr.

„Bleiben wir zusammen, weil wir das Beste für unseren Sohn wollen oder weil da immer noch etwas von damals ist?"
Flehend nach einer Antwort sah sie ihn an. Er schwieg, wandte seinen Blick ab, ehe er ihr wieder fest in die Augen sah.

„Ich liebe dich. Da ist immer noch so viel übrig, aber du hast mir auch weh getan. Und ich bin bereit dir zu verzeihen, aber das braucht auch Zeit."
Mitfühlend blickte er auf seine Frau.

„Ich weiß", flüsterte er betreten, weshalb ein trauriges Lächeln ihre Lippen umspielte.

Sie antwortete nicht, ging stattdessen auf ihn zu und setzte sich auf die freie Seite der Couch, ehe sich ihre Gesichter näher kamen und sie ihm einen langen Kuss auf die Lippen gab.

Kurz lösten sich beide voneinander, ehe sie sich vielsagend ansahen und in einem weiteren Kuss versanken...

love of my lifeWhere stories live. Discover now