𝟎𝟑𝟗 | 𝑠𝑖𝑛𝑓𝑢𝑙 𝑡𝑒𝑛𝑠𝑖𝑜𝑛

Beginne am Anfang
                                    

Doch das sollte mich nicht weiter beunruhigen. Ich habe meinen Vater mein Leben lang studiert und wusste, dass er nicht bloß beim Poker ein Heuchler war. Und dieses Spiel konnte ich mindestens genauso gut spielen wie er.

Sobald der Flug um war, wurden wir sofort vom Flughafen abgeholt und zum Hotel gefahren. Während der Fahrt unterhielten sich meine Eltern ein wenig, doch das Gespräch interessierte mich nicht, weshalb ich mich zum Fenster lehnte und die Landschaft begutachtete, die an mir vorbei rauschte.

Ich war wegen des Modelns bereits an vielen Orten der Welt, aber Italien blieb für immer eines der schönsten Länder, die ich bisher besucht habe. Ich schaute aus dem Fenster und war vollkommen fasziniert von der atemberaubenden Landschaft und der altrömischen Architektur, die von kunstvollen Bogen- und Gewölbekonstruktionen sowie symmetrischen Säulenordnungen geprägt war. Jedes Gebäude, an dem wir vorbeifuhren, unterschied sich von den anderen, war anders konstruiert und dennoch reihte es sich im perfekten Einklang in das Gesamtbild ein. Von weitem, zwischen all den hohen Gebäuden und den bunten Blumen, die diese schmückten, konnte man bereits das blaue Wasser an der Küste unter der strahlenden Sonne schimmern sehen und ich wette, wenn ich das Fenster heruntergefahren hätte, dann könnte ich das Meeresrauschen hören - vermischt mit den Motorgeräuschen der bunten Vespas und anderen Autos, die chaotisch und teilweise hektisch an uns vorbeifuhren.

Es war ein wunderschöner, harmonischer Ort, bei dem man sich einfach sicher und geborgen fühlen musste. Es wirkte beinahe schon wie eine idyllische Welt, in der es kein Leid und Schmerz gab.

Ein kleiner blauer Schmetterling flog an meiner Scheibe vorbei und als würde mein Körper darauf reagieren, spürte ich auch schon ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch. Ich hatte ursprünglich eigentlich vorgehabt mir ein eigenes Hotelzimmer zu nehmen, doch Kill hat darauf bestanden, dass wir uns eins teilten. Er hat behauptet, dass wir den Schein unserer gefaketen Beziehung wahren mussten, doch ich wusste ganz genau, dass das nicht seine ehrliche Intention war.

Er war bereits vor zwei Tagen hergeflogen, weil seine Familie zu den Organisatoren gehörte. Und auch wenn ich es niemals vor ihm zugeben würde, freute ich mich ihn endlich wiederzusehen.

Nach einer halben Ewigkeit kamen wir endlich beim Hotel an und wurden am Eingang direkt vom Hotelbesitzer und mehreren Kamerablitzen empfangen. Es war ein kleiner, italienischer Mann mit starkem Akzent, der uns ins Foyer führte und versuchte uns alles über unsere Zimmer zu erklären. Dabei redete er allerdings derartig hektisch und fuchtelte stürmisch mit seinen Händen herum, dass ich kaum etwas mitbekam. Vielleicht lag dies allerdings auch daran, dass ich ohnehin viel zu beschäftigt damit war, den Eingangsbereich nach Kill abzusuchen, da er meinte, er würde mich von dort aus abholen.

Aber er war nicht da.

Verwirrt runzelte ich die Stirn, als sich ein leichter Hauch der Enttäuschung in mir bemerkbar machte. Anstatt von Kill wurde ich also nun von dem Personal in mein Zimmer geführt, wobei es eigentlich kein Zimmer, sondern eine Suite war, bei der mein Freund offensichtlich keine Kosten gescheut hat. Aber das sollte mich gar nicht mehr überraschen. Sobald alle meine Koffer abgelegt wurden und ich mich beim Personal bedankt habe, war ich endlich allein und nahm mir die Zeit um mir alles ganz genau anzuschauen. Ich kam allerdings nur bis zum Schlafzimmer, da mir dort sofort das große Paket auf dem Bett auffiel. Oh nein, ich konnte bereits erahnen, was das war. Es war dieselbe Verpackung, wie beim letzten Mal und auch dieses Mal hing ein Kärtchen an der Seite bei.

Das war ich dir noch schuldig. -K

Da ich keine Ahnung hatte, was er damit wieder meinte, verschwendete ich keine Zeit, sondern schob direkt den Deckel vom Karton um zu sehen, was sich dahinter verbarg. Es waren keine Ringe - Gott sei Dank, davon hatte ich inzwischen nämlich wirklich genug - sondern ein hellblaues, kurzes Kleid aus Seide, das am Dekolleté mit Swarovski-Steinen verziert war. Es war wunderschön und passte nahezu perfekt zu der Farbe meiner Augen, wobei ich mir sicher war, dass das eine sehr bewusste Entscheidung von ihm war. Ich würde ihm zwar niemals verzeihen, dass er mein geliebtes Chanel Kleid wortwörtlich in Stücke gerissen hat, aber dieses hier war definitiv eine gute Entschädigung.

𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐆𝐀𝐌𝐄 | 𝐵𝑜𝑜𝑘 𝑜𝑛𝑒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt