21 - Clara de Flocon

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„Ich meine ja nur", sagt er, während wir darauf warten, dass seine Litschi Schorle aus dem Automaten fällt, „nicht, dass du denkst, ich hätte sie nicht bekommen."

„Besser wäre es."

„Ich glaube, wir haben Redebedarf."

„Ich hatte Redebedarf, ja. Aber jetzt? Nicht mehr. Alles paletti, Spaghetti. Ich bin glücklich, du bist glücklich, allen geht es gut und jeder ist auf seinem eigenen Pferd in den Sonnenuntergang davongeritten. Läuft doch prima." Matt legt den Kopf schief und nimmt seine Flasche aus dem Automaten.

„Alles paletti, Spaghetti? Was haben die dir nur angetan an der Uni?"

Er balanciert sein Tablet mit einer Hand, während wir an vielen verschiedenen jungen Menschen vorbei zu einem leeren Tisch am Fenster hinüber gehen. Die Mensa befindet sich direkt unter dem Dach des größten Unigebäudes, weswegen die Aussicht fantastisch ist. Als ich bei meiner Führung am ersten Tag hier herauf gekommen bin, hätte ich heulen können bei dem Blick auf all das, was da ausgebreitet vor mir gelegen ist. Die Bibliothek mit dem Wasserfall, die Kollegiengebäude mit den Cafés, die vielen Menschen, die sich für die gleichen Dinge interessieren wie ich. Es ist eine schöne Parallelwelt, in die ich da gerutscht bin. So schön sogar, dass man vergessen könnte, dass wir uns im Krieg befinden.

„Wo warst du letzte Nacht?", frage ich, bevor er wieder mein gebrochenes Herz aus seiner Inbox kratzen kann. Der Sunhunter schraubt missbilligend seine Litschischorle auf und schüttelt leicht den Kopf.

„Ich arbeite jetzt auch für Ava. Spuck's doch einfach aus."

„Das meine ich nicht. Wir waren gerade ganz wo anders."

„Ich will nicht darüber reden", sage ich geradeheraus.

„MacClara", sagt er absichtlich, was für mich ein rotes Tuch ist, „wir arbeiten zusammen an einem ... Projekt. Einem wichtigen, gefährlichen Projekt. Deswegen sollten wir offen miteinander reden, bevor wir in einer dämlichen Situation landen und erst einer von uns den Löffel abgeben muss, damit wir uns wieder verstehen."

„Erspar' mir das Teambuilding, sag mir lieber wieso du eine Waffe mit in die Uni nehmen wolltest."

„Psst, psst, psst", macht der Sunhunter, der den Blick über die Tische hinter mir schweifen lässt. Er greift nach seiner Tasche und zieht etwas daraus hervor. Ich beuge mich vor, um besser zu sehen und stelle fest, dass sich neben ihm auf der Bank ein Cocktailschirmchen um sich selbst dreht. Wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk von Ava. Vielleicht muss er dann nicht mehr die Mordermittlungen an einem innenpolitisch brisanten Fall als ‚gefährliches wichtiges Projekt' zensieren.

Kopfschüttelnd steche ich den Löffel in meinen Reis.

„Du wirst echt paranoid, weißt du das? Vielleicht solltest du mal mit Joey drüber reden."

„Das Kamillenteezebra hat mir schon Liebe für meinen Job diagnostiziert, dem vertraue ich nicht mehr. Habe ich eigentlich auch nie. Jetzt weiß ich aber immerhin, dass du ihn in Schach halten kannst, wenn er mich in eine Zwangsjacke stecken will."

„Oder ich helfe ihm dabei."

„Ach, das bringst du nicht übers Herz."

„Du bist so erwachsen."

„Er trinkt Kamillentee. Ohne krank zu sein. Gestern hat die ganze Küche danach gestunken."

„Und du isst Spargel, der dir in den Magen laufen kann."

„Spargel? Oh, du meinst ...", er spießt das unsägliche Ding auf, das sich jetzt immerhin nicht mehr bewegt, „... kennst du die nicht? Das sind Kestaysprossen. Nationalpflanze von ..."

Starshakers (Sunhunters pt. 2)Where stories live. Discover now