ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 𝔖𝔦𝔵

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Nach Pflanzenkunde suchte Chelsea sich einen ruhigen Platz. Am Nachmittag hatte sie sich mit Wednesday und Enid verabredet und wollte jetzt noch etwas allein sein. Ein wenig abgelegen vom Schulgelände fand sie eine hölzerne Hütte die mit einer dicken Kette verschlossen war. Sie hielt die Hand über das Schloss was die Kette zusammen hielt und konzentrierte sich. Das Schloss knackte laut und fiel auseinander. Gerade wollte sie die Tür öffnen, hörte sie Schritte kommen.

»Was machst du hier?«

Xavier trat hinter der Hütte vor und sah überrascht aus sie hier zu sehen.

»Die Frage ist: Was machst du hier?« ,stellte sie die Gegenfrage.

»Das ist mein Atelier wenn du so willst.«

»Oh ... Oh. Tut mir leid, das wusste ich nicht. Eigentlich hab ich nur einen Platz gesucht wo ich, naja, etwas Ruhe hab.«

Sein Blick fiel auf den kleinen Haufen Metall der direkt vor der Tür lag.

»Wie hast du es geschafft das Schloss so ... Herzurichten?«

»Das waren meine Kräfte. Nicht der Rede wert. Weißt du was? Eigentlich muss ich jetzt auch gehen.«

»Bitte! Erklär's mir.«

Chelsea richtete ihren Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen auf den staubigen Boden. Sie sprach nicht gern über ihre Kräfte denn sie waren gefährlich. Es ist zwar noch nie erwas so schlimmes passiert, dass jemand dabei draufgegangen ist aber sie wusste, dass mit diesen Kräften nicht zu spaßen ist.
Er deutete zu einem Baum ein wenig hinter der Hütte wo die beiden sich niederließen.

»Ich bin quasi die Zerstörung in Person. Meine Kraft wirkt bei allem, ob es nun lebt oder nicht. Also reiße ich zum Beispiel Muskeln, Adern, Haut und breche Ton, Metall, Knochen und alles andere. Nur bei Pflanzen ist es ein wenig anders.«

Sie hielt ihre geöffnete Hand in Richtung eines runden Fleckchens Klee vor ihnen. Die kleinen Pflanzen wurden dunkelgrau und welk.

»Damals in meinem Traum ... Als du mich zerissen hast.« Xavier holte einen gefalteten Zettel aus der Innentasche seiner Jacke hervor und überreichte ihn an das Mädchen. Darauf sah man doch tatsächlich ihn selbst wie er in der Mitte des Raums der Nachtschatten lag, Arme, Beine und Kopf vom Torso abgetrennt und mit leeren Augen in die Luft starrte.
»Könnte das in echt passieren?«

»Ja.«

Es herrschte eine komische Stille bevor Chelsea entschuldigend das Wort ergriff.

»Sorry. Ich wollte dir jetzt keine Angst machen oder so.
Geht's dir gut?«

Vielleicht war das komplett am Thema vorbei aber jetzt wo sie die Kratzer bemerkt hatte, die an seinem Hals klafften, musste sie einfach fragen. Chelsea zog den Kragen seines Hemdes ein Stück nach unten um einen besseren Blick darauf zu haben.

»Ja, ähm. Ist nur beim Malen passiert. Plötzlich kam das Ding aus der Leinwand und ... Du siehst ja was es angerichtet hat.«

»Darf ich deine Bilder Mal sehen?«

Sie stand auf und klopfte ihre Kleidung ab.

»Wenn nicht ist auch okay. Ich muss dann nur langsam Mal los. Bin noch verabredet.«

»Mit Seth?« ,fragte Xavier sofort und dabei klang in seiner Stimme ein Unterton mit den Chelsea nicht deuten konnte.

»Nein, mit Wednesday.« ,antwortete sie verwirrt und half ihm auf die Beine.

Sie gingen wieder zum Eingang der Hütte und, wenn man vom Teufel spricht!

»Wednesday.«

»Xavier. Hallo.«

»Was machst du hier?«

Immer wenn es so eine Situation gab in welcher es sich so anfühlte, als könnte auch nur die kleinste Chance bestehen das ein Streit anfängt oder ähnliches, wünschte sich Chelsea das sie einfach an einem anderen Ort wäre. Egal wo, nur möglichst weit weg.

»Gar nichts. Ich hatte dich hier nur rauskommen sehen. Was ist das hier?«

»Das ist sowas wie mein privates Kunstatelier. Ich hab da drin alles entrümpelt damit Weems mich hier rein lässt.«

»Du bist ja ein richtiger Macher. Ich würd's gern von innen sehen. Warum zeigst du's mir nicht?«

Jetzt starrte Chelsea noch mehr Löcher in den Boden. Bei so viel unangenehmen, und für ihren Geschmack auch unangebrachten, Fragen würde sie sich am liebsten die Ohren abschneiden. Nicht dass das keine Option wäre...
Xavier war kurz überrumpelt.

»Nicht jetzt. Ich hab nicht aufgeräumt..«

»Letzten Sommer hab ich einen Tatortfotografen beschattet. Ich bin einiges gewohnt.«

Selbst der braunhaarigen Junge schien sich jetzt etwas unwohl oder zumindest unbeholfen zu fühlen. Er trat von einem Bein aufs andere.

»Vielleicht ein anderes Mal. Was wolltest du von mir?«

»Ich ... wollte lediglich Mrs. Thornhills Hausaufgaben mit dir durchgehen.«

»Sie hat uns keine aufgegeben..« ,sagte Chelsea sehr sehr leise.

»Warum bist du wirklich hier draußen? Geht es hier vielleicht eher um einen Ball wegen dem du dir Nadeln in die Augen stechen willst? Ich bin ganz Ohr.« ,freute er sich.

Gott, wie unangenehm, wie unangenehm. Warum kann ich nicht einfach weg sein??

Wieder überfiel Stille die Gegend und wartete darauf gebrochen zu werden.

»Und du bestehst darauf das ich Frage?«

Und selbst jetzt, bemerkte Chelsea, behielt Wednesdays Stimme den klanglosen monotonen Tonfall bei.

»Auf jeden Fall.«

Gequält sah das schwarzhaarige Mädchen neben ihn und dann zurück.

»Würdest du ... Wür- Würdest du unter Umständen erwägen zum Rabentanz mit einer gewissen ... Würd- Würdest du mit mir zum Ball gehen?«

Xavier musste lachen.

»Ja, Wednesday. Ich würde sehr gerne mit dir zum Ball gehen. Dachte schon du fragst nie.«

Warum ... warum tat das gerade weh?

»Dachte ich auch.«

Wednesday tauschte einen Blick mit Chelsea die Xavier zunickte während sie sich ans Herz fasste. Sie folgte der schwarzhaarigen zurück zur Schule.

-

»Wenn sowas nochmal passiert, warn mich bitte vor damit ich wegrennen kann. Soviel Peinlichkeit ertrage ich nicht nochmal!«

Chelsea stand in Enid's und Wednesdays Zimmer und sie sahen zusammen auf eine Pinnwand voll Leichenteile. Enid ließ immer wieder Kommentare los wegen der Bilder und wurde sogar ohnmächtig. Doch am Ende kannte Chelsea alle Zusammenhänge und war froh, sich mit den beiden getroffen zu haben.

»Wenn ihr mich bei irgendwas braucht, sagt einfach bescheid.«

Sie verließ das Zimmer müde und ging auf ihr eigenes. Bevor sie einschlief beschloss sie, allein zum Tanz zu gehen denn sie wollte sich die Ablenkung von der Schule auf keinen Fall entgehen lassen. Einsam in einer Ecke zu sitzen, mit einem Getränk in der Hand und die Musik zu genießen erschien ihr besser als einsam in ihrem Zimmer zu sitzen ohne Musik, denn ihr MP3-Player war ja verschwunden.

Mit diesen Gedanken holte sie der tiefe Schlaf ein und zu ihrem Glück tauchte die rote Tür nicht auf. 



𝙔𝙤𝙪 𝘼𝙧𝙚 𝘼𝙧𝙩 | Wednesday FF Where stories live. Discover now