ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 𝔉𝔦𝔳𝔢

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Ihr Herz fing an unendlich schnell zu rasen. Wednesday hatte sich ebenso erschrocken und war ein Stück von den Latten zurückgewichen. Das Monster schnaubte und fing an wegzulaufen, Wednesday hinterher. Und weil es Chelsea allein zu gruselig war, vor allem nach dem Ereignis gerade eben, rannte sie Blindlinks mit. Doch sie waren zu langsam und als sie gerade den Weg aus dem Wald heraus gefunden hatten, sahen sie die Spuren die in menschliche Spuren übergingen. Da tauchte Xavier bei ihnen auf.

Wie kam der denn jetzt hierher?

Durch den kurzen Moment des Verschnaufens stützte sich Chelsea an einem Baum ab. Ihr war schwindelig und sie war müde. Das war vielleicht etwas zu viel Aufregung für einen Tag. Sie begann langsam an Wednesday und Xavier vorbeizutaumeln.

»Wo gehst du hin?« ,fragte der Junge der gerade versuchte, Wednesday mit einem Schirm vor dem Regen zu schützen.

»Zurück auf mein Zimmer. Für heute hab ich genug.«

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Sie klopfte an der Tür zu Seth's Zimmer.

»Seth? Ich bin es. Bist du da?«

Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet und man sah jemanden hindurchlugen. Er öffnete komplett, zog sie schnell zu sich nur um dann die Tür wieder zuzuknallen.

»Was ist denn-« ,wollte sie sagen doch da schlug ihr schon der metallene Geruch entgegen und beim Anblick vom blutverschmierten Körper ihres Freundes hielt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund.

Der nackte Oberkörper voll Blut, die Augen glasig und trüb. Quer über sein Gesicht zog sich eine Klauenspur und seine Flügel waren nicht länger mit Metall bedeckt. Er brach vor ihr zusammen. Chelsea nahm ihn vorsichtig in die Arme um ihn aufrecht zu halten.

»Hey hey hey, bleib wach, ja.«

Umständlich brachte sie ihn in das anschließende Badezimmer und in die Badewanne. Diese musste Seth sich mit niemandem teilen denn sein Mitbewohner, ein Typ namens Astaroth, war wegen familiären Gründen nicht in der Schule. Sorgfältig fing Chelsea an, ihn mit warmen  Wasser abzuwaschen. Dabei säuberte sie auch die nun weißen verklebten Federn.

Schlussendlich brachte sie ihn ins Bett wo er sofort in einen tiefen Schlaf fiel. Chelsea beschloss die Nacht bei ihm zu verbringen, falls noch irgendwas passiert.

-

Abschluss des Begegnungstages. Die Schüler der Nevermore und die anderen der Gemeinde versammelten sich vor der Kirche auf kleinen Tribünen. Vor ihnen stand ein Brunnen und während der Bürgermeister seine Rede hielt und die Statue von Joseph Crackstone enthüllte, entdeckte Chelsea Wednesday mit ihrem Cello.

Sie sah nur noch einen kurzen Funken in Richtung Brunnen bevor besagter explodierte und Feuer fing. Panisch schreiend rannten die Leute von der Tribüne, auf dem Cello wurde 'The 4 Seasons' gespielt. Crackstones Statue fing langsam an zu schmelzen, sodass man sein Gesicht bald nicht mehr ausmachen konnte. Kurze Zeit später beendete Wednesday ihr Stück während Chelsea grinsend den Kopf in den Nacken warf. Gleichzeitig hörte man knacken, als die Statue von Rissen überzogen wurde, bevor der Kopf abfiel.

-

»Das war ein Disaster; der Bürgermeister ist stinksauer! Ich hab die Zahl der wütenden Anrufe, E-Mails und Menschen in der Stadt Ehemaliger und Eltern nicht mehr Zählen können! Sie wollen Antworten und ich ebenso!«

»Ich würde die Inquisition durchführen, aber ich habe meine Daumenschrauben und Streckbank nicht hier.«

Wednesday schien im Gegensatz zu Chelsea, die die ganze Zeit nervös ihre Finger knackte, viel zu ruhig. Hatten sie damit nicht mindestens eine Verwarnung kassiert?

»Miss Addams, das Eis ist schon sehr dünn. Maximal hauchdünn!«

»Ich schwöre bei der Seele meines verstorbenen Skorpions. Meine Hände sind unschuldig.«

»Beweise habe ich vielleicht noch nicht aber ich kenne dich. Du ziehst den Ärger förmlich an.«

»Wenn Sie damit meinen, dass ich mich wehre, gegen Jahrzehnte der Diskriminierung, die Jahrhunderte in denen Außenseiter nur Bürger zweiter Klasse waren oder schlimmeres.«

»Wovon redest du überhaupt?«

»Jericho. Warum veranstaltet diese Stadt einen Tag des Einsatzes. Kennen Sie die Geschichte der Außenseiter etwa nicht? Die wahre Geschichte von Joseph Crackstone?«

Es herrschte kurze Stille. Chelsea kam nicht mehr mit. Zu viele Informationen für zu viel Aufregung.

»O doch. Weitestgehend.«

»Warum kehren Sie dann alles unter den Teppich? Wer die Geschichte vergisst ist dazu verdammt sie zu wiederholen.«

»Da unterscheiden wir uns wohl beide. Wo du den Untergang siehst, sehe ich eine weitere Chance. Vielleicht ist das eine Möglichkeit die Fehler zu korrigieren, dass ist ein neues Kapitel zwischen den Normies und den Außenseitern dieser Stadt.«

»Seit Crackstone hat sich nichts geändert. Sie hassen uns nach wie vor. Nur beschönigen sie es jetzt mit einem Lächeln und Platituden. Wenn sie nicht bereit sind für die Wahrheit zu kämpfen dann-«

»Du denkst das will ich nicht? Das ist doch völlig klar. Aber die Welt ist nicht immer schwarz und weiß. Es gibt auch Grautöne.«

»Für Sie vielleicht. Aber entweder schreiben Sie unsere Geschichte oder wir. Beides wird nicht möglich sein.«

»Du bist anstrengend. Und du, von dir hätte ich mehr erwartet!« ,richtete Weems ihr Wort nun an Chelsea welche teilnahmelos die ausgestopften Raben betrachtete.

»Es war keine Absicht?« ,versuchte diese sich noch irgendwie zu retten doch es half nichts.

»Raus hier, alle beide! Aber eine Sache noch: Müde werde ich so schnell nicht.«

Was auch immer das bedeutet, dachte Chelsea.

Vor dem Büro der Direktorin verabschiedete sie sich von Wednesday und bat die nächsten Tage um eine Aufklärung im Thema Joseph Crackstone. Dann schlich sie sich wieder zu Seth in den Schlafsaal. Er sah schon viel besser aus als am Tag zuvor aber war immer noch geschwächt.

Heute war er in der Lage ihr zu erzählen was geschehen war. So erfuhr Chelsea, dass er durch den Wald gegangen ist, weil er verschlafen hatte. Er hörte dann ein Knurren oder Schnauben hinter sich und als er sich umdrehte, bekam er schon die Krallen ab. Sie durchdrangen das Metall und deckten die weißen Federn darunter auf. Seth hatte es gerade so geschafft zu entkommen.

Die beiden aßen ein paar belegte Brote die Chelsea vor der Veranstaltung ins Zimmer gebracht hatte und legten sich dann schlafen.

Es dauerte nicht lange, da ging sie wieder durch die rote Tür. Wie beim letzten Mal sah sie Xavier am Tisch sitzen und zeichnen, aber diesmal stand auch noch Seth vor ihm. Chelsea rannte zu den beiden als Xavier eine Kette aus Eisen aus seiner Zeichnung hervorholte. Er überreichte sie dem Jungen vor ihm, welcher sie sich um den Hals legte, überkreuzte und fest an beiden Enden in die jeweils entgegengesetzte Richtung zog.

»Seth, hör auf!?«

Sie versuchte ihn aufzuhalten doch konnte sich keinen Zentimeter bewegen. Die Kette schnitt tief in sein Fleisch hinein und trennte seinen Kopf schlussendlich vom Körper.

Sie wollte schreien, weinen, ihren Emotionen freien Lauf lassen aber es ging nicht. Und im nächsten Moment fühlte sie, wie sie ohne die Eigenkontrolle über ihren Körper, 𝗱𝗶𝗲 𝗞𝗲𝘁𝘁𝗲 𝘂𝗺 𝗶𝗵𝗿𝗲𝗻 𝗛𝗮𝗹𝘀 𝘇𝘂 𝘇𝗼𝗴..

𝙔𝙤𝙪 𝘼𝙧𝙚 𝘼𝙧𝙩 | Wednesday FF Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin