Kapitel 2 Wahrheiten und Lügen

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Das Café meiner Mutter war ein kleines Gebäude, das früher mal eine Garage gewesen war, bis wir es umgebaut hatten. Nun war es ein gemütliches, kleines zweistöckiges Häuschen mit einer Backsteinverkleidung und einer Eingangstür aus Holz. Links und rechts neben der Tür befanden sich außerdem bodentiefe Fenster, die den Rest der Wand einnahmen. Wenn man drinnen im Laden war, konnte man durch die Fenster dem Laub der Bäume, die auf der anderen Straßenseite standen, beim Fallen zusehen. Ich wusste, dass wir erst in einer Stunde öffnen würden, deshalb betrat ich den Laden durch die Vordertür und nicht durch den kleinen Hintereingang, durch den ich oder die anderen Mitarbeiter während des laufenden Betriebes in ein Hinterzimmer gelangten, um dann in die Umkleiden oder den eigentlichen Verkaufsraum zu gelangen, um die Kunden nicht zu stören.

Im Inneren des Hauses waren die Wände in Bordeaux gestrichen und teilweise mit dunklem Holz vertäfelt. Wenn die großen Fenster nicht gewesen wären, hätte es ziemlich dunkel gewirkt, aber so war es extrem gemütlich.

Außerdem hingen an den Wänden schön verzierte silberne Laternen. Allerdings nicht mit echten Kerzen.

Vorne im Raum standen zwölf kleine runde Tische mit gemütlichen schmalen Sesseln. Weiter hinten stand dann eine Verkaufstheke in der Torten, Kuchen, Muffins, Kekse und allerhand andere Süßspeisen ausgestellt waren. Allerdings fand man auch frisch gebackenes Brot in mehreren Variationen bei uns und Brötchen für Frühstücksgäste. Hinter der Theke befanden sich eine Anrichte mit einer großen Kaffeemaschine und deckenhohe Regale die aus demselben Holz wie die Wandervertäfelung gemacht waren.

Darin fand man allerhand Geschirr.

Außerdem stand hinter der Theke meine Schwester. Ihre braunen langen Locken hatte sie mit einer Haarnadel hochgesteckt, über einer schwarzen Hose und einem Grauen Rollkragenpullover trug sie eine dunkelrote Schürze mit dem Schriftzug des Cafés.

Sie füllte gerade die Kaffeebohnen in der Maschine auf, als ich eintrat.

„Hey" rief ich ihr zu und ging zum Tresen. Sie schreckte hoch, anscheinend war sie sehr in Gedanken vertieft gewesen, das war bei Ihr aber nicht ungewöhnlich. Als sie mich ansah standen tausende Gefühle in ihren Augen.

„Hey du, warum bist du schon hier?" fragte Lou. „Solltest du nicht was im Garten erledigen?" Ich sah an mir herab, vom ausgeleierten dunkelgrünen Pulli zur alten, mit Erde beschmutzten Jogginhose und auf meine Gartenschuhe. „Da war ich gerade, aber ich muss kurz Ma was Fragen gehen."

Als ich heute Früh am Frühstückstisch saß wurde ich vor meiner Schicht im Laden noch fix zur Gartenarbeit eingeteilt. Wir hatten drei große Wohnhäuser auf unserem Grundstück, darunter unser Haus und ein zweistöckiges Gebäude gegenüber, das unten eine Garage war und obendrüber noch eine Wohnung beherbergte und noch ein weiteres Haus, in dem meine Großeltern vor Jahren noch gewohnt hatten. Seit letztem Jahr bauten wir dieses Haus aus. All diese Häuser standen über unser Grundstück verteilt, nur das Café als viertes Gebäude stand direkt an der Straße.

Der Rest war, mehr oder minder, Gartenfläche.

Und das war eine wirklich große Fläche, die, zum Leitwesen meines Vaters, auch sehr viel Pflege benötigte.

Er wurde nämlich auch regelmäßig zur Gartenarbeit verdonnert, gemeinsam mit mir.

Mir machte die Gartenarbeit ziemlich viel spaß, zumal ich allerhand Blumen schön fand. Rosen mochte ich am liebsten. Und nach einigem bitten, hatten meine Eltern zugestimmt ein Rosenparadies aus unserem Garten zu machen. Mit ein paar dutzend Rosenarten, vielem Blau-, und Silberregn und altertümlichen Laternen, die die schmalen Wege säumten, mutete dieser auch irgendwie geheimnisvoll an.

Die Chroniken der TräumeWhere stories live. Discover now