-3 Leben oder Sterben-

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Der raue Steinboden kratzt über die Wange von Rilana und zerstört ihre Haut, reißt sie in Stücke. Geschockt lieg sie auf dem Boden, schnappt immer wieder panisch nach Luft und versucht sich zu bewegen. Warum reagieren ihre Muskeln immer noch nicht? Das fiese Lachen von Daimon hallt durch die große Halle, als würde er es witzig finden, dass er Rilana gerade vor allen anderen auf den Boden geworfen hat. Was passiert jetzt mit ihr?

Viele kommen näher, aber niemand hilft. Sie wahren einen sicheren Abstand, glotzen mit weit aufgerissenen Augen auf das hilflose Mädchen auf dem Boden. Getuschel geht durch die Runden, doch Daimon setzt dem Ganzen ein Ende. "Rilana! Rilana ist eine Verräterin!", schreit er lauthals und wirft seine Arme in die Luft, als wäre er entsetzt, dass noch niemand darauf gekommen ist. "Sie möchte aus Makiana fliehen, denn hier wird ihr wohl zu wenig gebietet. Sie will nach draußen!", er spricht dieses Wort mit einer unglaublichen Abscheu aus, als wäre es Etwas gefährliches oder Grausames. Stößt es regelrecht zu Boden und spuckt darauf. Daimon atmet schnell und laut. Diese Ansprache, die wohl schlechteste der Welt, kostet ihn anscheinend viel Kraft. 

Der Kreis um Rilana und Daimon wird größer, weil sich alle zurückziehen. Rilana kann zwar nur die Füße erkennen, aber sie weiß, genau wie Daimon, dass die anderen Angst vor ihm haben. Nur vergessen sie dabei das hilflose Mädchen auf dem Boden. "Rilana hier ist eine Schande, eine Egoistin! Wollen wir eine solche Kreatur in unseren Reihen?", ruft er, während er sich langsam dreht und provokant in die Runde schaut. Es ist still in der sonst so aufgeweckten und lauten Halle. "Wollen wir eine solche Kreatur in unserem Zuhause?", fragt der Junge mit einer bedrohlichen Stimme. 

Aus irgendeiner Ecke hört man eine einzelne Stimme: "Nein! Ich hasse Egoisten!" Für eine kurze Zeit herrscht Totenstille, für einen Wimpernschlag, doch dann bricht Chaos in der Halle aus. Der Teufel hat sie betreten und ist in die Körper der Anderen geschlüpft. Sie schreien wild durcheinander, beleidigen Rilana von A bis Z. Das Mädchen spürt sogar ein paar Tropfen von Spucke auf ihrer Haut. 

Rilana verzieht ihr Gesicht, oder versucht es zumindest. Sie weint, sie schluchzt und bangt um ihr Leben. "Sie verdient keinen normalen Tod. Sie soll qualvoll sterben!", hört Rilana die Stimme von Daimon durch die Halle fliegen. Plötzlich verändert sich etwas an ihrem Körper, er ist nicht mehr so steif wie vorher. Sie kann sich bewegen! In Windeseile rappelt Rilana sich auf. Sie muss jetzt kämpfen. Entweder lebt sie, oder stirbt sie.

Endlich kann sie ihrem Gegner in die Augen schauen. Sie funkeln vor Stolz und auf seinem Gesicht liegt ein siegessicheres Lächeln. Rilana schüttelt sich, ihre Arme, ihre Füße, ihren Kopf. Sie muss jetzt gewin... Ein wuchtiger Schlag auf ihre Wange reißt sie aus ihren Gedanken. Sie torkelt nach hinten und rudert verzweifelt mit ihren Händen, um bloß nicht zu fallen. Die Menge tobt, sie pfeift, als wäre dieser Kampf etwas Tolles. Rilana's Wange brennt, es tut höllisch weh. Um genau zu sein, fühlt es sich so an, als wäre die Hölle auf ihrer Backe Zuhause. 

Leider ist Daimon sehr kampflustig und kommt bereits wieder auf sie zu gelaufen. Rilana schüttelt kurz ihren Kopf, sie kann jetzt noch nicht sterben, also muss sie kämpfen. Ihr Gegner holt aus und seine wuchtige Hand kommt auf sie zugeflogen. Sie weicht zurück. Was soll sie jetzt nur machen und warum hilft ihr denn keiner? Sind alle in dieser riesigen Halle gegen sie und für Daimon, einen der schrecklichsten Kreaturen in Makiana? Sie sieht sich panisch und hilfesuchend um, während sie weiterhin umher und zurück tänzelt. Hauptsache Daimon kommt ihr nicht mehr zu nahe. Er wird wütender, sie kann es spüren. 

Wenn sie seinen Bauch oder seine Nase trifft, könnte sie sich genug Zeit verschaffen, um abzuhauen. Sie ballt ihre Hände zu einer Faust, schlägt einmal kurz in die Luft und stürmt dann auf Daimon zu. Entweder schlägt sie ihn jetzt, oder sie wird verlieren. Das triumphierende Lächeln, mit welchem er durch die Runden schaut, schwindet, sobald er Rilana auf ihn zustürmen sieht. Niemals hätte er sich erwartet, dass das Mädchen sich wehrt. Sie holt aus, möchte ihn irgendwo treffen, doch er ist stärker. Daimon bremst ihre Hand aus und sein Lächeln kommt zurück. Rilana kann es nicht lange sehen, denn ihr Gegner boxt auf ihre Nase und sie fällt um wie ein Brett. 

Sie ist nicht lange bewusstlos, vielleicht ein paar Sekunden, doch als sie ihre Augen wieder öffnet, steht Daimon direkt über ihr. Ein schelmisches Grinsen hat sich auf sein Gesicht geschlichen und er bückt sie zu ihr. "Du hast verloren Rilana. Du Weichei, du Egoisten, du AHHhh", brüllt Daimon. Er hat das letzte Wort noch gar nicht ausgesprochen, schon zertrümmert er Rilana's Nase endgültig und das Mädchen wird wieder Mals ohnmächtig.

(800 Wörter)

Rilana and the worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt