Kapitel 12

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Mit zusammengekniffenen Augen richtete ich meinem Kopf den grauäugigen zu, der nur desinteressiert mit einer komischen Griffweise an seine Tasse nippte. War es sein Werk? Wegen der gestrigen Situation?

Widerwillig ließ ich mich mit einem Seufzen auf den Stuhl nieder und blickte direkt in die Augen des Kommandanten. Sein Teller war leer. Seine Tasse hielt er in der Hand und nahm einen Schluck daraus. Ehe er die Tasse ablegte fuhr er fort: >>Ich weiß, dass es im Moment eine schwierige Situation für dich ist. Aber dennoch mö-<<

Ich unterbrach ihn als ich vom Tisch aufstand. Der Stuhl knarzte, als er auf dem Boden nach hinten schliff.
>>Ich brauche mir nicht noch so eine Predigt anzuhören<<, keifte ich knapp und wandte mich dem Gang zu, als sich plötzlich etwas um meinem Handgelenk schloss, etwas Festes.

>>Oi Gör, setzt dich gefälligst wieder hin oder ich stopfe dir deinen Mund voll und fessel dich am Stuhl, sodass du den ganzen Tag diese Predigt anhören kannst.<<

Ich hielt inne. Meine Nerven waren dem Zerreißen nahe. Levi Ackermann, wer hätte das gedacht. Dieser Typ kann echt einen auf die Nerven gehen, besonders dann wenn er einem Droht. Widerwillig ließ ich mich mit einem 'tch' auf dem Stuhl nieder und verschränkte meine Arme vor der Brust, nachdem ich mich aus seinem Griff befreite. Genervt wartete ich, bis der Kommandant weiter sprach.

>>Sienna, es geht um den Wohl deinerseits, aber auch die von deinen Kameraden.<<

Ich schnaubte, 'Kameraden'.

>>Aber wenn du dich so verhältst wie jetzt gerade und denkst du könntest alles tun was du willst, hast du dich gewaltig geschnitten...

...dann bist du nichts anderes als ein Abschaum.<<

Abschaum. So bezeichnete man die Leute, die aus dem Untergrund kamen, aber von Erwin Smith hatte ich dies nicht erwartet. Sollte nicht der Aufklärungstrupp anders sein? Waren das nicht die Worte von Levi? Tja. Daran erkannte man das es nicht der Fall war.

Hysterisch stand ich vom Stuhl auf. >>Sollte das eine Provokation sein?<<
Wütend starrte ich in die Augen von dem Kommandanten, der nur monoton in meine schaute. Was wusste er schon? Er kannte noch nicht mal meine Vergangenheit. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich verstand nicht warum man direkt über jemanden Urteilen musste, ohne ihn überhaupt erst richtig zu kennen.

>>Nein.<<, sagte der Blondhaarige ernst.

>>Aber andere werden dies tun...
...du weißt wie die Leute über dich denken.<<

Verkrampft stand ich da und die Wut schwand. Resigniert ließ ich mich auf den Stuhl fallen. Ich wusste was er meinte.

>>Du bist nicht die erste, die aus dem Untergrund von dem Aufklärungtrupp aufgenommen wurde.<<, es herrschte eine kurze Stille und er ließ kurz seinen Blick zu Levi schleifen. Ich spürte, wie Levi sich etwas verkrampfte, da er seine Tasse fester zupackte.

>>Levi musste auch dadurch und er ist nicht umsonst Kommandant der Spezialeinheit geworden.<<

Verwirrt schaute ich den Kommandanten an. Spezialeinheit?

>>Weißt du Sienna, normalerweise kommen nur die Stärksten der Soldaten in diese Einheit. Aber da Levi ebenso aus dem Untergrund kommt und dich dementsprechend versteht bist du in dieser Einheit. Außerdem ist er der einzige in der Lage dein Temperament zu stillen.

Auch wenn du normalerweise erstaunlich gut mit dem 3D-Manöver umgehen kannst, werden einige damit nicht einverstanden sein.

Deshalb richte ich dir mein Wort. Lass dich nicht von anderen provozieren. Levi hat mein vollstes Vertrauen. Da solltest du ihn auch vertrauen.<<

Es herrschte wieder eine Stille und ich sank meinen Kopf. 'Vertrauen'. Ich konnte nicht einfach so jemanden vertrauen. Nicht nachdem mir das mit Hans passiert war. Ich konnte keinem mehr vertrauen.

>>Also gut. Ich hoffe du nimmst meine Worte mit auf deiner Mission.<<, fragend richtete ich meinen Kopf auf Erwin. Welche Mission?

Matt lächelte er. >>Wie ich sehe, weißt du noch nichts von. Du sollst mit deiner Einheit auf die Farm gehen, um Historia dort zu helfen. Weiteres erzählt dir Levi<<, erklärte er und ging mit seinem Teller.

Nach seinem Gehen herrschte eine Stille und ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Sollte ich gehen? Oder den Mann neben mir seine Fresse polieren, dafür das er alles den Kommandanten berichtet hatte?

Ich entschied mich zu gehen, dass war ohnehin die bessere Lösung, denn ich hatte sowieso keine Lust mehr auf noch mehr Stress, besonders mit dem Zwerg.

Schnaubend stand ich auf. Es regte mich auf, dass der Kommandant davon Wind bekam und wahrscheinlich auch noch die exzentrische Hanji. Aber was hatte ich erwartet? Er war schließlich der Kommandant. Und er hatte ebenfalls Levi aufgetragen auf mich wortwörtlich 'aufzupassen'. Mit zusammengekniffenen Augen richtete ich mich den Gang zu.

>>Treffen ist in 10 Minuten bei den Stallungen. Komm ja nicht zu spät!<<, raf der Grauäugige mir hinterher. Aber ich ignorierte ihn nur und ballte meine Hände zu Fäusten. Die sanfte Seite war wie weggeflogen, nur seine Fassade blieb. Allein seine Stimme nervte mich schon. Ich hasste ihn, sowie alles andere hier oben. Vielleicht war im Knast rumzusitzen doch die bessere Lösung gewesen. Dann hätte ich nicht wie ein Schoß Hündchen jemanden hinterherlaufen müssen, sondern nur warten können bis mein Leben ein Ende hatte.

Ich hörte ein Seufzen, was ganz bestimmt von Levi kam. Im Saal saßen auch nur noch die beiden Hochrangige und die anderen aus Levis Einheit. Als ich an ihren Tisch vorbei lief, merkte ich die unsicheren Gesichter, die auf mich gerichtet waren, bevor ich aus den Raum ging.

Everything has a sense in life | Levi x OcWhere stories live. Discover now