Kapitel 3

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Samstag, 14. Dezember

Eine Woche später beluden wir Bobbis alten Kombi mit einer Menge an Dingen, die eher meinem letzten Umzug glich als einem zweiwöchigen Trip ans Meer. Wenn man die Gegenstände zählte und ihre Größe außer Acht ließ, waren es sogar mehr Sachen, als ich von der letzten Stadt mit in diese genommen hatte.

Bobbi hatte darauf bestanden, nicht nur Handtücher und Klamotten einzupacken. Nachdem sie den Wetterbericht verfolgt hatte, war sie überzeugt, dass es schwer sein würde, das abgelegene Grundstück meines Großvaters regelmäßig genug verlassen zu können, um Einkäufe zu erledigen oder essen zu gehen. Trotz des Räumdienstes, den ich wegen der Vorhersage benachrichtigt hatte. Also stapelten wir neben Flaschen mit Putzmitteln auch Kisten mit alkoholfreien Getränken, Wein, Bier und Schnaps und Konservendosen. Eine Kühlbox mit Frischeartikeln wie Fleisch, Obst und Gemüse, Käse und dergleichen schlossen wir an den Zigarettenanzünder an und hielten ihren Inhalt auf diese Weise auf Kühlschranktemperatur. Daneben stapelten wir einen DVD-Player und diverse Filme, die Bobbi im Keller gefunden hatte, Weihnachtsbaum-Dekoration und jede Menge anderen Kram.

Meine Wohnung glich danach einer Wüste und falls Bobbi und ich nach der Reise getrennt auseinander gingen, könnte ich den restlichen Kram in etwa einer Stunde zusammenräumen und meine vier Wände in weniger als einem Tag aufgeben.

„Das war's." Bobbi schlug die Kofferraumklappe zu und hob die Hände, um zu klatschen. Aber die Klappe hatte sich nicht vollständig geschlossen und sie musste sie noch einmal öffnen und den Vorgang wiederholen. Und dann klatschte sie. Das tat sie häufig. Sie war ein so viel positiverer Mensch, als ich es jemals sein würde, und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, was sie an mir fand. Sie lachte viel, lächelte dazwischen und wenn sie sich unbeobachtet fühlte, sang sie. Wenn ich mich unbeobachtet fühlte, fluchte ich oder überprüfte in meiner Handykamera, ob ich etwas zwischen den Zähnen hatte.

„Dann hole ich jetzt meine Tasche und wir können losfahren."

„Kannst du das hier mitnehmen?" Sie streckte mir ihr Telefon entgegen.

Ich runzelte die Stirn. „Es ist nicht mehr genug Zeit, um es zu laden."

„Sehr witzig! Nein, ich will von diesem ganzen Internet-Digital-Kram mal eine Weile Pause machen."

„Du willst es hierlassen?"

Sie nickte. „Das wird mir guttun. Ich verbringe viel zu viel Zeit damit, in sozialen Netzwerken irgendwelchen Leuten zu folgen, die spontane Fotos posten, für die sie zwanzig Minuten gebraucht haben."

„Okay." Ich zog das ‚ay' in die Länge, nahm aber das Handy und drehte mich in Richtung Haus. In mir drängte alles darauf, endlich loszufahren. Wir würden eine ganze Weile unterwegs sein und ich wollte das Haus vor Sonnenuntergang erreichen.

Als ich die Haustür fast erreicht hatte, rief Bobbi mir hinterher. „Willst du nicht mitmachen?" Es klang etwas unsicher.

„Mitmachen? Wobei soll ich mitmachen?"

„Na, bei meinem digitalen Detox."

„Deinem was?" Aber dann verstand ich, was sie meinte. Ich atmete tief durch. Ich hatte kein Problem mit sozialen Medien. Ich nutzte sie nicht. Aber ich mochte es, ein Telefon in der Tasche zu haben, mit dem ich einen Krankenwagen rufen konnte, wenn ich in einen Straßengraben gefahren war. Vorausgesetzt, ich befand mich noch in der Lage dazu zu telefonieren. Aber auch sonst hielt ich es für praktisch, mich um Staus herumnavigieren zu lassen und den Wetterbericht zu verfolgen. „Bobbi, ich finde es schlau, wenn wir eine technische Errungenschaft dieses Jahrtausends mitnehmen, die es uns ermöglicht, mit der Außenwelt zu kommunizieren, wenn unsere Vorräte aufgebraucht sind oder ein Irrer versucht, uns umzubringen." Ich streckte ihr grinsend die Zunge raus. Wir hatten die letzten Tage damit verbracht, Teenager-Horrorfilme aus den Neunzigern zu gucken.

LARA. der Anfang.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt