"Vielleicht. Ich weiß es nicht. Mochten Sie die Guacamole eigentlich?" Jetzt verschränke ich streng die Arme vor meiner Brust. "Sie war gut, aber das habe ich Ihnen schon gesagt." Ich hätte es mitbekommen, wenn ich nicht von Ihren Lippen geschwärmt hätte, Sie hübscher Hübschling. "Gut", setze ich misstrauisch an, als ich meine Augenbrauen zusammenziehe und die Lider zusammenkneife. "Etwas anderes wäre auch nicht möglich." Die Frage ist nur, was meine Küche noch alles zu bieten hat. Ich muss nämlich dringend wieder Einkaufen. Okay, wir haben Reis da. Ich sehe auch Brokkoli und Kartoffeln. Kartoffeln sind gut. Damit kann man immer arbeiten. Oh Mann, das macht mich nervös. Ich weiß nicht, was ich kochen soll! Ich will schon fast fragen, ob er eine Gemüsepfanne mit Erdnusssoße haben möchte, als mir meine Allergie dann einfällt. Aber ich habe noch eine Packung Garnelen da. Die können schon mal raus. Zum Glück sind sie schon entdarmt und geschält, sonst hätte ich mich heute wahrscheinlich vor Nervosität abgestochen. Es macht mich unruhig, dass er hier ist und ich nicht darauf vorbereitet bin. "Was mögen Sie denn so?", frage ich beiläufig, als würde ich mir nicht vorkommen, von meinem Kühlschrank ausgelacht zu werden. "Machen Sie sich keine Umstände." Ich hab's! "Das kann aber ein wenig länger dauern." "Ich meinte doch, dass Sie sich-," "Sie werden sitzen bleiben und endlich wieder etwas Schönes erleben."

So! Wenn es eine Sache ganz sicher in meiner Wohnung gibt, dann Avocados. Davon packe ich drei Stück mit einer großen, roten Spitzpaprika, den Saft einer ganzen und einer halben Zitrone, Meersalz, Pfeffer, Chili und Knoblauch in den Mixer, lasse alles schön pürieren und hacke Zwiebeln klein, während die Garnelen im Wasser auftauen können. Den Mixer kann ich schon wieder abschalten. "Und? Wie geht es Ihnen so?" "Mir geht es gut. Ich hoffe, es geht Ihnen besser." Ich will gerade ansetzen und sagen, wie toll es mir geht, als ich dann bei seiner Antwort innehalte. Stimmt. Das ist außerordentlich nett von ihm. So nett, dass mir warm wird. Zum Glück kann er mein Gesicht nicht sehen. "Ja, schon", murmele ich verlegen. So kenne ich ihn nicht. Sonst ist er immer so trocken, aber wir kennen uns ja nicht einmal einen Monat. Und nach nicht einmal einem Monat sitzt er in meinem Wohnzimmer und trinkt aus meiner Rahul-Tasse. "Und sonst so? Was läuft gerade in Ihrem Leben so ab? Haben Sie Freunde? Hobbys? Frauen?" Ich beiße mir verärgert auf meine Unterlippe. Wehe er hat andere Frauen! "Alles läuft so, wie ich es kenne. Kooperationen, Verträge, Arbeit. Ich habe Freunde und in meiner Freizeit treibe ich Sport." Aha ... und wieso geht er nicht auf den letzten Punkt ein? Meine Augenbraue hebt sich. Da steckt etwas im Busch. "Stehen Sie auf Männer?" "Wie kommen Sie darauf?", fragt er verwundert. "Weil Sie die letzte Frage nicht beantwortet haben." "Finden Sie das nicht zu privat?" Schon ... aber ich will es wissen!

"Nein", antworte ich stattdessen fest und gebe die Zwiebel in die Pfanne. Jetzt nehme ich mir die zwei Tomaten zur Hand. "Oder haben Sie etwas zu verheimlichen?" "Keineswegs." Dann sag mir sofort, mit welchen Frauen du zu tun hast! Ich will meine Rahul-Tasse keinem geben, der sie nicht verdient. "Ich warte", betone ich warnend. Sollte er nicht antworten, schmeckt er morgen Tabasco in seinem Kaffee. "Ich habe keine Zeit für Beziehungen, Shirin. Ich bin ein viel beschäftigter Geschäftsmann." Keine Zeit für Beziehungen? Das trifft mich ein wenig, aber auch nur, weil ich so albern von ihm schwärme. "Wollen Sie Ihr ganzes Leben trostlos mit Papier und Arbeit verbringen? Wollen Sie keine schöne Liebesgeschichte und vielleicht mal heiraten und Kinder haben?" Ich drehe mich zu ihm, schneide immer noch dabei die Tomate in Würfel. Ich muss es wissen, doch außer ein kleines Schmunzeln folgt nichts. Gott, sieht er gut aus, wenn er schmunzelt. Aber mir wird warm. So warm, dass ich meinen Kopf am liebsten unter die Abzugshaube stellen möchte. Seine Augen sind zu hell für mich. Ich brauche eine kleine Pause davon und drehe mich zur fertigen Tomate. "Was?", murmele ich. "Sind Sie eine hoffnungslose Romantikerin?" Oh, wenn er nur wüsste. "Bin ich und ich bin stolz drauf", erwidere ich selbstbewusst. Romantiker leben länger. Zwar oft mit einem weinenden Herzen, weil sie ihren Traumpartner nicht finden, aber die Fantasie dazu lässt einen erblühen.

Tollpatschige LiebeOnde histórias criam vida. Descubra agora