Aber an diesem Abend gehört er nur mir - gewissermaßen. Gehören klingt so besitzergreifend, vielleicht sollte ich lieber sagen, er schenkt nur mir seine Aufmerksamkeit. Denn obwohl ich mich nie auch nur im Ansatz 'links liegen gelassen' fühle, ist es natürlich so, dass er auch meinem Mädchen oft sein vollstes Interesse gibt. Und ich liebe das, offensichtlich. Aber die Vorstellung, ihn mal ganz für mich zu haben, ist irgendwie auch ganz schön.

Gleichzeitig macht sie mich allerdings genauso nervös und unsicher. Denn ich 'fürchte', wir könnten uns dadurch noch deutlich näher kommen, als bisher. Ich meine, nah sind wir uns schon, wir kuscheln viel, küssen uns ständig und suchen auch so immer unbewusst die Nähe zueinander. Und ich glaube, gerade mir tut das so unfassbar gut. Natürlich merke ich, dass auch so er es wirklich genießt, komplett runterkommen kann, wenn wir uns abends mit Tee und Lebkuchen in mein Bett muckeln, aber... ich merke es, vorallem in diesen Momenten, wie sehr ich mich nach diesem Gefühl von Sicherheit in den letzten Jahren allein mit Ella gesehnt habe.

Und niemand kann mir dieses so gut geben, wie er.

Seufzend genieße ich also noch einige Sekunden den Anblick, wie er mit meinen liebsten Mini-Menschen auf dem Klavier herum tippert, bis ich langsam herüber gehe und von hinten meine Hand auf seine Schulter lege. "Hey, Love..." wispert er, dreht seinen Kopf zu mir und greift zeitgleich nach meiner Hand.

Ein weiteres Mal raubt mir die Art, wie er mich ansieht, den Atem. So voller Liebe, Verständnis und Bedingungslosigkeit, als würde er alles tun, nur um mich lächeln zu sehen. Zart drückt er seine Lippen auf meine Fingerknöchel, lehnt dann seine weiche Wange dagegen und streckt sich mit sanftem Lächeln auf den Lippen zu mir hoch, klimpert dabei niedlich mit den Wimpern, offensichtlich nach einem Küsschen bettelnd. Und auch, wenn es noch immer etwas ungewohnt ist, ihn außerhalb meiner Wohnung - und vor allem vor meiner Familie - zu küssen, habe ich keine Chance, ihm zu wiederstehen, wenn er mich so ansieht.

Behutsam legt er seine Hand an meinen Kiefer und hält mich so noch wenige Sekunden länger bei sich, bevor er mich und meine Lippen wieder freigeben mag. Kichernd leckt er sich über die Lippen, bevor er sie frech etwas spitzt. "Wir müssen langsam los, Lou..." flüstere ich dann mit entschuldigendem Unterton, woraufhin er bloß nickt. "So Ihr Kichererbsen, dein Papa und ich überlassen Euch jetzt Eurem Schicksal und machen uns vom Acker, auf geht's!"

Unter jammerndem Protest hebt er die beiden Stöpselchen von seinen Beinen, stupst beiden noch einmal vor die Nasenspitze, bevor er nach meiner Hand greift und mich zur Tür zieht. "Waaaaaartet!" höre ich Ella dann noch einmal, gefolgt von patschenden, nackten Füßchen (ob sie wohl jemals aufhören wird, ständig ihre Söckchen auszuziehen?), den Flur hinunter rufen. Fragend sehen wir sie mit großen Augen an, weshalb sie an Louis' Hose zieht. "Lou hat mir noch kein gute Nacht Kussi gegeben..." schmollt sie mit vorgeschobener Unterlippe, weshalb er sich lachend zu ihr herunter beugt und ihr einen dicken, fetten Schmatzer auf die Wange drückt.

Kurz darauf schaffen wir es doch tatsächlich, das Haus zu verlassen und kommen trotz viel Verkehr am Abend vor dem 4. Advent - der vorallem deshalb so schleppend voran kommt, weil es noch immer Menschen gibt, die es nicht für nötig halten, bei 10cm Neuschnee Winterreifen aufzuziehen - noch pünktlich in meinem Lieblingsrestaurant zu erscheinen.

"Mister Styles, wie schön! Sie habe ich ja wirklich lang nicht gesehen, ich habe mich so gefreut, als ich die Reservierung gesehen habe!" Mein Lieblingskellnerin entdeckt uns am Eingang, hat daraufhin das Geschirr auf ihrem Arm fix auf dem Tresen abgestellt und ist zu uns rüber geeilt. Mit etwas rosigen Wangen, die ich zum Glück auf den Temperaturunterschied zu draußen schieben kann, lächle ich geschmeichelt und räuspere mich etwas verlegen, als sie an mir vorbei zu Louis schaut. Er ist einen Schritt hinter mir kurz stehen geblieben, da er die Blumendekoration so schön fand und seiner Mutter, die Floristin ist, davon ein Foto schicken wollte, blickt nun auf, als er merkt, dass ihr Blick auf ihm liegt.

ally's larry-ventscalendar 2022 || L.S. [OS]Where stories live. Discover now