Kapitel 1

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Kapitel1:


Mein Wecker klingelte. Ich schlug die Augen auf, seit Stunden lag ich schon da und fragte mich, ob es noch zu früh war, oder ich einfach verschlafen hatte. Meine Gedanken waren durcheinander, die ganze Zeit musste ich an Storm denken. Seit sie ihre Kräfte hatte, war sie abweisend und kalt. Dieses Vorkommnis mit Light machte alles nur schlimmer. Unter ihren ehemaligen Freunden machten sich ein paar Sorgen um sie, während die anderen sie für verrückt hielten und bereit waren, gegen sie zu kämpfen wenn es sein muss. Ich gehörte weder zur ersten, noch zur zweiten Gruppe. Eigentlich wollte ich einfach nur wissen, was mit ihr los ist. Dann könnte ich weiterdenken und entscheiden, ob es ihre Schuld war oder nicht. Dann konnte ich wütend auf sie sein, oder mir Sorgen machen.

 Langsam stand ich auf, zog mich um und machte mich schließlich auf den Weg zum Unterricht. Aber auch wenn ich körperlich anwesend war, waren meine Gedanken nicht bei der Sache. Es war eigentlich auch egal, denn die Lehrer übersahen mich meistens und die anderen Schüler ignorierten mich. Immer wenn ich über den Schulhof lief, sah ich viele Gruppen, kleine und große, die lachten und sich unterhielten. Desto mehr ich sah, desto trauriger machte mich das. Wenn ich in etwas gut war, dann war es die Kunst, meine Gefühle zu verstecken. Mich abzuschotten. Ich konnte meinen Blick so gut beherrschen, das ich besorgt aussehen konnte, aber gleichzeitig super wütend auf eine Person war.

 Es schellte. War die Stunde wirklich schon vorbei? Gelangweilt sah ich auf mein leeres Arbeitsblatt und meinen unbenutzten Stift. Schnell packte ich alles ein und verließ den Klassenraum. Ein paar Meter weiter war das Sekretariat. Vielleicht konnte man ein paar der Lehrer belauschen, um Informationen über den Unterricht von Storm herauszufinden. So unschuldig wie möglich, lehnte ich mich an die Wand und tat so, als ob ich auf jemanden wartete. Doch auf einmal merkte ich, wie zwei Personen zum Sekretariat gingen. Die eine war Gaia und die andere war.... Storm? Sie schaute die vorbeigehenden Leute an und ich tat so, als hätte ich sie nicht bemerkt. Was machte sie mit Gaia zusammen? War ihr Mentor nicht Caine? Das Geräusch von über den Boden scharrenden Schuhsohlen verriet mir, das Storm mich bemerkt hatte und auf mich zu kam. Doch auf einmal zögerte sie. Es war, als ob sie mit sich selbst kämpfte. Schließlich entschied ich mich dazu, zu ihr zugehen. Mit einem kräftigen Stoß, stieß ich mich von der Wand ab und kam auf sie zu: „Hey Storm, ist alles gut? Du wirkst so...anders. So distanziert von mir und den anderen." Sie sah so aus, als wollte sie nichts sagen, doch letztendlich entschied sie sich anscheinend dazu, mir eine zufriedenstellende Antwort zu geben:„ Nein, alles ist Okay. Mach dir keine Sorgen..." In meinem inneren wusste ich, das diese Antwort gelogen war, doch ich wollte nicht weiter nachfragen. Wenn etwas war, sollte sie zu mir kommen und nicht ich zu ihr. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, werde ich für dich da sein." versicherte ich ihr und ging langsam wieder nach draußen. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, meine Freundin so unglücklich zu sehen. Auch wenn sie es nicht zeigte, wusste ich, was in ihr vorging.

 Als ich über den Schulhof streifte, entdeckte ich eine Gruppe aus Storms ehemaligen Freunden, darunter auch Light. Sie redeten über ihre Freundin, als wäre sie ihre schlimmste Feindin. „Das was sie getan hat, ist unverzeihlich! Ich finde, wir sollten ihr eine Lektion erteilen!", hörte ich irgendjemanden sagen. Vorsichtig ging ich etwas näher an sie heran. Zu meiner Verwunderung, war Light ziemlich still, so als wüsste er nicht, ober sie Sorgen machen sollte oder wütend auf seine Freundin sein sollte, weil sie ihn angegriffen hatte. Letztendlich entschied er sich für letzteres. Er ballte seine Hände zu Fäusten und nickte ernst:„ Ja, ich denke, wir sollten etwas unternehmen." Ich konnte es nicht glauben. Irgendetwas, keine Ahnung was, regte sich in mir und diese Ungläubigkeit wurde zu Wut. Erst war es nur ein Funken, dann eine Flamme und schließlich ein Feuer. „Denkt ihr überhaupt nach, bevor ihr etwas sagt?", fuhr ich sie mit kalter Stimme an. Überrascht drehten sich alle zu mir um, als hätten sie überhaupt nicht gemerkt, das ich da war. „Sie war mal eure Freundin, vergesst das nicht. Denkt ihr allen Ernstes, sie tut das freiwillig? Seht ihr nicht, wie sie sich bei jedem Schritt den sie tut, quält? Wenn ihr das nicht gesehen habt, dann seid ihr nicht nur schlechte Freunde! Dann habt ihr als Freunde versagt! Ihr habt als Begleiter versagt!" In diesem Moment wusste ich, dass ich eine Grenze überschritten hatte.

 Das einzige was ich sah, war ein helles Leuchten, dass aus der Richtung von Light kam. Blitzschnell wich ich aus und sah, dass ich gleich gegen die Schulwand rammen würde. Ich kniff die Augenzusammen und machte mich für den Aufprall bereit, doch der kam nicht. Stattdessen landete ich auf dem Boden des Flures. Geschockt sah ich mich um. Ich war durch die Wand gefallen! Wie war das möglich? Erst jetzt merkte ich, das mein Atem schnell und stoßhaftging. Langsam stand ich auf und berührte vorsichtig mit meiner Hand die Wand. Fest. Kein Durchgang. Ich zuckte zusammen, als es schellte. Aber anstatt zum Klassenraum zu rennen, rannte ich zum Ausgang und auf das Schulgelände. Als ich dort auf der Wiese saß, den Rückengegen einen Baum gelehnt, hörte ich auf einmal eine Stimme: „Hallo, wie geht's dir? Solltest du nicht im Unterricht sein?" Als ich aufschaute, sah ich das Gesicht von Diana vor mir.

 Sie lächelte.„ War ja eine ganz schön gewagte Aktion vorhin.", redete sie auf mich ein. Mein Mut sank. Sie hatte es also gesehen. Sie hatte  gesehen, wie ich mit Light geredet hatte und das ich mitten durch die Schulwand... gefallen war? Freundlich setzte sich Diana zu mir. Nacheiniger Zeit fing sie endlich an zu reden: „Ich weiß nicht was es war, oder wie du es aktiviert hast, aber wie du plötzlich verschwunden bist, war ganz schön cool. Es sieht so aus, als hätten wir jemanden mit Kräften, den wir übersehen haben. Wie heißt du?" Ich horchte auf. Verschwunden? Was meinte sie damit? Ich war nicht verschwunden, ich war durch die Wand gefallen! War ich vielleichtunsichtbar gewesen oder so? Da fiel mir auf, dass Diana mir ja eine Frage gestellt hatte: „Mein Name ist Aura. Aura Moonlight." „Also schön, Aura. Wie wäre es, wenn wir jetzt mal zum Sekretariat gehen und du mir und Sam mal genau erzählst, was passiert ist, Okay?" Ich nickte. Ich wollte unbedingt herausfinden, was mit mir los war. Um jeden Preis!




Gone - Schule (Auras Sicht)Where stories live. Discover now