Geheime Schriften

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Ich hab dir gesagt, Schreiben ist nicht so mein Ding, aber du hast ja darauf bestanden...
Weiß echt nicht, was ich schreiben soll. Warum wolltest du überhaupt, dass ich dir schreibe? Reichen dir unsere Treffen nicht? Ich geb' zu... mir ist das auch zu wenig. Dich jeden Tag sehen zu können, aber dir nicht nah sein zu dürfen.

Merlin, ich hoffe das liest kein Anderer,... du machst mich echt zu einem Weichei, Kitty. Wehe, wenn du das bei unserem Date nicht wieder gutmachst!

Ich hab im übrigen das Feld komplett für uns geräumt...



„Was zum...", keuchte Angelina, die nichts ahnend einen Brief auf dem Holzboden des Mädchenschlafsaals gefunden hatte.

Verwirrt wandte sie den Brief um. Doch nichts weiter stand drauf. Wieder überflog sie den Inhalt und erst jetzt ratterte es in ihrem Köpfchen. Kitty... Der Brief musste an sie gerichtet sein. Ihre Katie, ihr Schützling, das Küken der Mannschaft... Und sehr offensichtlich war der Absender von einem männlichen Verehrer. Unwiderruflich.

Beim nochmaligen hinsehen, stach Angelina das Wort „Date" ins Auge. Davon hatte Katie gar nicht erzählt. Allgemein hatte die Jüngere bisher kein Wort dazu verloren, dass sie momentan jemanden traf. Und dabei erzählten sie sich immer alles. Dachte sie zumindest.

Plötzlich hörte sie Stimmen und Schritte. Fahrig und schnell hatte sie den Brief wieder ins Kuvert zurückgesteckt und diesen einfach auf Katies Nachttisch platziert. Eilig lief sie zu ihrem Bett hinüber, schnappte sich noch eine Zeitschrift aus ihrem Stapel und drapierte sich nichts ahnend halb liegend auf ihrem Bett. Schlug gerade noch rechtzeitig irgendeine Seite auf, als die Tür zum Schlafsaal aufging.

Die Dunkelblonde 15-jährige kam herein und schlug die Holztür mit so viel Wucht zu, dass Angelina kurz zusammen zuckte.

„Whow... Katie. Die Tür kann am wenigsten dafür, dass du offenbar schlechte Laune hast."

„Oh, sorry, Angie. Ich wusste nicht, dass du hier bist."

„Hab 'ne Freistunde.", kam es knapp über ihre Lippen, was nicht mal gelogen war.

Kräuterkunde fiel aus für die sechste Klasse, weil es wohl einen Zwischenfall mit den Zweitklässler gab. Wahrscheinlich wurde wieder einer Ohnmächtig beim Alraunen umtopfen.

„Ach so."

„Wo kommst du her?", fragte die Schwarzhaarige seelenruhig.

„Von Zaubertränke."

„Ist Snape der Ursprung deiner Laune?"

„Nein...", seufzte sie jedoch und setzte sich auf ihr Bett, nachdem sie ihre Schultasche achtlos an ihren Bettpfosten geworfen hatte, „Oliver ist mir gerade im Gemeinschaftsraum über den Weg gelaufen.", sagte sie und ihre Stimme wurde gefühlt zehn Grad kälter.

„Lass mich raten. Er hat dir vom Einzeltraining erzählt."

„Bei dir auch?!", kam es überrascht zurück und sie bemerkte den Blick auf sich.

„Jep. Ich hab ihn gar nicht ausreden lassen und ihn stehen gelassen. Deswegen verkrieche ich mich jetzt hier, bis er weg ist."

„Einzeltraining...", zischte sie, „Der hat sie doch nicht mehr alle. Ich versinke schon fast in den Hausaufgaben und er will meinen engen Zeitplan auch noch mehr zu quetschen."

„Lass dich da einfach nicht drauf ein, Katie. Auch wenn ich diese Aussage nur ungern treffe, aber Schule geht in der Hinsicht vor. Nicht alle, haben eine Zusage für einen Verein in der Tasche, wie Oliver.", sagte sie und sah gerade, wie Katies Hand plötzlich zum geheimnisvollen Brief griff.

Schnell schaute sie von ihrer Freundin ab und tat so, als würde sie in ihrer Zeitschrift lesen. Doch versuchte sie über den Rand hinaus zu blicken. Sie sah, wie Katie den Brief in die Schublade ihres Nachttisches verstaute und zugleich ein paar Bücher noch dazu draufhaute, bevor sie diese wieder schloss.

„Und... sonst so...", begann sie und versuchte so neutral wie immer zu klingen, „Gibt's was Neues?"

„Was Neues?", fragte Katie und bemerkte abermals den Blick von ihr, so dass Angelina wieder mehr Fokus auf ihr Magazin legte.

„Ja... irgendetwas... neues halt."

Es blieb einige Sekunden still, bevor Katies Antwort kam. Als ob sie wirklich kurz überlegen musste.

„Ich weiß zwar nicht, ob das interessant ist, aber...", sagte sie langsam, „... ich habe gehört, dass Fred und George wohl den Aufsatz für Verwandlung von Warrington verhext hatten."

„Wie... verhext?"

„Der eigentliche Aufsatz wurde ersetzt durch eine Liebeserklärung an McGonagall...", kicherte sie leise dazu.

„Bei Medusa... nein!?", kam es verblüfft über ihre Lippen und sah wieder zu ihr auf.

„Doch. McGonagall war sehr amüsiert gewesen, muss ich schon sagen. Aber natürlich flog das ganze direkt auf."

„Das sind typische Weasley Streiche. Klar fliegt das auf."

„Das und es waren nur die beiden, die sich im Unterricht nicht mehr ein gekriegt hatten vor Lachen, als Warrington wohl sich um Kopf und Kragen geredet hatte.", sagte sie, „Jedenfalls haben sie Nachsitzen bei McGonagall."

„Hoffentlich nicht während wir Training haben.", murmelte Angelina, „Obwohl...", überlegte sie spielerisch, „Besser wäre es. Dann konzentriert sich Oliver mehr auf die beiden, anstelle mit seinem hirnrissigen Einzeltraining."

„Das wäre gut.", überlegte Katie, „Das ist aber schon gemein, oder?"

„Nein. Wir sind Realisten, Katie... mit ein wenig Hoffnung.", lächelte sie.

Katie zuckte nur mit den Schultern und ließ Angelinas Satz wohl einfach so stehen.

„Na ja... ich werd' mal eben duschen gehen und danach direkt zum Abendessen.", sagte sie dann plötzlich, bevor sie von ihrem Bett aufstand und zu ihrem Kleiderschrank lief.

„So früh?", fragte sie überrascht nach, „Du gehst doch sonst immer erst auf den letzten Drücker."

„Ja... aber heute bin ich echt fertig. Am liebsten würde ich mich gleich ins Bett hauen, aber ich stinke ganz grässlich nach dieser Belladonna-Essenz.", erklärte sie, als sie sich frische Klamotten raus gefischt hatte und schon auf dem Weg zum Bad war.

Doch sie drehte sich noch einmal an der Tür zu ihr um.

„Im übrigen, Angie..."

„Ja?", sah sie von ihrem Bett zu ihrer Freundin.

„Es wäre vielleicht vorteilhaft, wenn du die Hexenwoche richtig rum halten würdest. Es ist schließlich nicht der Klitterer."

Ertappt sah sie sich das Magazin an und stellte dann fest, dass Katie Recht behielt. Die Tür ging auf und zugleich wieder zu, bevor die Schwarzhaarige laut aufstöhnte...


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Mission ImpossibleWhere stories live. Discover now