„Nochmal zu dem Thema von vorhin. Wincent hat keine Freundin!” Warum fing sie damit jetzt an? „Was genau soll ich mit dieser Information anfangen?”, fragte ich lachend. „Du hast keinen Freund und vielleicht möchtest du ja-” Ich unterbrach sie. „Amelie, du bist genauso schlimm wie meine Schwester“, lachte ich. „Mara gefällt mir“, antwortete sie mir. „Du, ich hatte aber schon den Eindruck, als würdest du Wincent gut finden.” Ich? Nein!? „Er ist nett und sympathisch. Was soll ich sagen? Ich will nichts von dem.” Von Amelie hörte ich nur ein leises Lachen.
„Meine Schwester versucht mich schon mit irgendwelchen Typen zu verkuppeln. Sie ist der Meinung, ich bräuchte einen Freund.”, erklärte ich ihr. „Mara hat ja auch irgendwie Recht. Wie lange bist du jetzt schon Single?“ Ich hasste es, wenn Amelie mit dieser Nummer bei mir ankam. „Och Amelie! Wenn du es genau wissen möchtest, dann sind es neunzehn Jahre und ein paar Tage.“ Ja, ich bin neunzehn und hatte noch nie eine Beziehung. Störte mich persönlich auch nicht. Es hat sich einfach noch nicht ergeben und so eilig habe ich es auch nicht. Mir ist mein Studium viel wichtiger, worauf ich mich konzentrieren musste. „Ich mache ja nur Spaß. Du hast alle Zeit der Welt. Und zwanghaft nach jemandem zu suchen, das bringt ja auch nichts.”
„Ja, ich weiß. Ich lasse alles auf mich zukommen. Aber du kennst ja Mara. Ah und wenn du sie mal persönlich kennenlernen solltest, wirst du sie lieben. Ihr passt so gut zusammen. Ich weiß gar nicht, wer von euch beiden schlimmer ist”, gab ich lachend von mir. „Sie hat mir irgendwelche Sänger vorgeschlagen, wie Shawn Mendes oder Wincent Weiss, glaube ich. Ich mag deutsche Musik ja überhaupt nicht. Das war vorhin so schlimm“, erklärte ich ihr. „Wincent Weiss, hab schon viel von ihm gehört. Sympathisch ist er auch. Wenn ich dir einen von beiden empfehlen müsste, nimm Wincent Weiss. Shawn Mendes spricht Englisch.” Lachend schüttelte ich nur den Kopf. „Amelie, bitte! Lass es bitte. Der ist bestimmt total abgehoben und eingebildet. Mara hat vorhin schon über ihn geredet. Und fang jetzt bitte nicht auch damit an.”
„Nein. Ähm, du weißt schon, über wen wir reden oder?” Was sollte diese Frage? Wir sprachen doch über Wincent Weiss. „Natürlich. Wincent Weiss, aber was soll mit dem schon sein?”, antwortete ich nur. Ich konnte deutlich hören, wie Amelie sich ihr Lachen verkneifen musste. „Ich weiß, dass Wincent Weiss echt sympathisch ist. Er macht gute Musik. Ach, wenn du ihn nur kennen würdest, ich bin mir sicher, du würdest ihn lieben.” Ich hörte bei Amelie einen gewissen Unterton heraus, nur konnte ich nicht herausfinden, was sie genau meinte.

Plötzlich hörte ich ein männliches Lachen. Scheiße! „Wincent!”, hörte ich Amelie erschrocken rufen. Es scheint so, als hätte sie sich genauso erschreckt, wie ich mich, denn ich zuckte zusammen, als ich dieses Lachen hörte. Es war Wincent. Ich dachte, er wäre nicht da. Seit wann war er denn da? Wie viel hat er von dem Gespräch mitbekommen? Mir war das so unangenehm. Ich wollte gar nicht wissen, was er alles gehört hat. Ich führte mit Amelie ein Mädchen-Gespräch, da hatte so jemand wie Wincent nichts zu suchen.

„Ihr könnt euch ruhig weiter unterhalten”, meinte Wincent, als es einfach nur still war, da keiner von uns wusste, was er sagen sollte. Amelie hatte ihr Handy auf laut und Wincent konnte alles hören. „Wie lange stehst du schon da? Ich hab dich echt nicht bemerkt.” Genau die Frage stellte ich mir auch. „Nicht lange. Ich wollte nur schauen, was du da machst.” Und unser Gespräch belauschen, fügte ich in Gedanken hinzu. „Ich zeichne, während ich mit Amy telefoniere. Ich weiß ja nicht, was du alles gehört hast. Ich hoffe ja für dich, nicht viel, aber du solltest wohl mitbekommen haben, dass es ein Mädchen Gespräch ist.” Kurz herrschte eine Stille, bis ich Amelie wieder hörte. „Amy, warte bitte kurz. Ich muss hier jemanden rauswerfen”, meinte sie lachend. Mir war es ganz recht, da ich nicht wollte, dass er noch etwas mithörte. So hörte ich nur Schritte, die immer leiser wurden und ein Kichern von Amelie. „Wincent, du hast sicher noch etwas zu tun. Schreib an deinen Songs weiter oder rufe deine Mutter, Schwester oder sonst wen an. Aber lass mich bitte telefonieren.“ Songs schreiben? Was redete Amelie da? Wincent und Songs schreiben? Ich war verwirrt. Aber jeder hat doch irgendwelche Hobbys.

Ich war so vertieft darin, Amelie und Wincent, so gut wie es ging, zu belauschen, dass ich nicht merkte, dass Mara plötzlich neben mir stand. „Was ist?“, fragte ich und hielt mein Handy dabei möglichst weit weg. „Können wir Mama gleich kurz anrufen, bitte.“ Sie sah mich mit ihrem typisch süßen Blick an und setzte sich zu mir aufs Bett. „Gleich“, meinte ich zu ihr. „Ich muss kurz noch telefonieren.“ Mein Handy hielt ich wieder an mein Ohr und hörte Amelie wieder leise kichern. Worüber sie wohl lachten?

„So, bin wieder da und Wincent ist weg.“ Nur musste ich gleich auflegen, da ich sah, dass Mara kurz davor war zu weinen und sich dicht an mich gekuschelt hat. „Amelie, sei mir bitte nicht böse, ich muss auflegen. Mara braucht mich und wir wollten noch unsere Mutter anrufen. Aber wir sehen uns ja nächste Woche“, entschuldigte ich mich. Amelie hatte volles Verständnis. So konnte ich nun meine Mutter anrufen und meine Schwester etwas beruhigen.

Amelie hatte mir ihren Standort geschickt. Nun war ich auf dem Weg zu ihr. Eigentlich waren wir zum Essen am Nachmittag verabredet, doch Wincent konnte nicht, da er etwas zu tun hatte und ich musste kurzfristig absagen, da ich spontan babysitten musste. Nun schleppte ich Livia mit. Ich wollte diese Verabredung nämlich nicht komplett absagen, da Amelie ja meine Hilfe brauchte und das zusammen mit Livia machbar war.

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