(2) Wincent

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Wincent 

„Hier bin ich. Tut mir leid für die Verspätung“, entschuldigte sich Amelia, die gerade zu uns an den Tisch kam. Sie war völlig außer Atem und hatte auf dem Arm ein kleines Mädchen. Das müsste wohl ihre Tochter sein, ging es mir durch den Kopf. „Alles gut, wir warten auch noch nicht so lange“, meinte ich und lächelte sie an. „Ah und ich bin Wincent“, fügte ich hinzu und streckte ihr meine Hand zur Begrüßung hin. Von ihr kam ein sanfter Händedruck. „Amelia, wir haben uns gestern schon mal gesehen, oder?“ Ich nickte. „Du bist die Kellnerin von gestern.“ Da lächelte sie mich nur an. „Ich musste Livia spontan abholen. Hoffentlich ist es für euch kein Problem, wenn sie hier ist.“ Total durcheinander setzte sie sich zu uns an den Tisch und nahm Livia auf ihren Schoß. „Tief durchatmen, Amy. Wir haben den ganzen Tag noch Zeit“, meinte Amelie mit einem Lächeln zu ihr und auch ich lächelte sie an, um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Die Kleine saß nur ruhig auf ihrem Schoß und schaute abwechselnd mit großen Augen zu Amelie und mir. „Ihr habt sehr ähnliche Namen. Na, da hoffe ich doch, dass ich nicht durcheinander komme“, lachte ich, woraufhin auch Amelia lachen musste. „Na so schwer wird es schon nicht. Du wirst uns doch schon unterscheiden können“, gab sie lachend von sich. 

Während Amelia etwas zu Trinken und Essen bestellte, lenkte die kleine Livia meine Aufmerksamkeit auf sich. Amelie und ich hatten bereits schon bestellt. Livia schaute mich mit einem süßen Blick und einem Lächeln im Gesicht an. „Da, Hasi“, sagte sie und hielt mir ihr Stofftier hin, was mir augenblicklich ein Lächeln ins Gesicht zauberte. „Der ist aber süß“, meinte ich zu ihr. „Hat dein Hasi auch einen Namen?“, fragte ich. Daraufhin nickte sie. „Der heißt Hasi und Hasi mag dich“, kicherte sie und drückte mir den Stoffhasen in die Hand. Ich war so fasziniert von Livia. Sie ist so ein süßes kleines Mädchen. „Dein Hasi ist ganz toll, genau so wie du“, meinte ich lächelnd zu ihr, woraufhin ich ein süßes Lächeln zurück bekam. „Und weißt du, Hasi wird später mal ganz groß, genauso wie du,“ meinte ich zu ihr. In diesem Moment richtete Amelia ihren Blick auf uns und lächelte mich an. „Scheint so, als würde sie dich mögen“, grinste sie. „Sie ist einfach so süß“, meinte ich zu ihr. Livia kletterte in diesem Moment von Amelia Schoß hinunter und ging auf mich zu. „Mein Hasi ist noch viel mehr süßer“, lachte sie und nahm mir den Stoffhasen wieder aus der Hand. „Darf ich dein Schoß sitzen?“, fragte sie und breitete ihre Arme aus, damit ich sie hochnehmen konnte. Liebend gerne nahm ich sie auf meinen Schoß und als sie saß, durchströmte ein Glücksgefühl meinen gesamten Körper. Amelia saß weiterhin auf ihrem Stuhl und lächelte uns an. „Livia ist wirklich sehr süß und sie mag dich“, meinte sie zu mir. „Ich mag Amelie aber auch und Hasi mag Amelie auch ganz doll.“ Da drückte sie Amelie ihren Stoffhasen in die Hand, woraufhin wir alle lachen mussten. Amelia konnte froh sein, so eine tolle Tochter, wie Livia, zu haben. 

Plötzlich klingelte das Handy von Amelia. „Entschuldigt mich bitte kurz, ich muss da ran gehen“, sagte sie und ging nach draußen zum Telefonieren. „Die Kleine hat’s dir echt angetan“, meinte Amelie mit einem Lächeln im Gesicht. „Was? Wie? Was meinst du?“ Ich war in diesem Augenblick so verwirrt und wusste überhaupt nicht, wen sie meinte. „Na die Kleine, die auf deinem Schoß sitzt. Was denkst du denn? Amy oder was?“ „Ja, keine Ahnung“, sagte ich verlegen. „Aber Amy ist schon volljährig oder?“ Das brachte Amelie laut zum Lachen. „Ja, sie ist neunzehn Jahre alt. Mensch Wincent. Du findest sie doch nicht etwa-“ „Nein“, unterbrach ich sie. „Ich kenne sie doch gar nicht“, fügte ich hinzu. Livia saß mittlerweile ganz ruhig auf meinem Schoß und streichelte ihren Stoffhasen, den sie gerade von Amelie wieder bekommen hat. „Alles gut, ich verstehe schon“, sagte sie und grinste dabei frech. „Amelie! Nicht das, was du denkst.“ Sie fing nur laut an zu lachen. „Ich denke gar nichts. War nur verwirrt, weil du wissen wolltest, ob sie volljährig ist.“ Noch immer grinste sie mich frech an. „Sie sieht nicht aus wie neunzehn, eher wie ähm…  fünfzehn oder sechszehn. Also nicht negativ, sondern positiv gemeint.“ Amelia sieht gut aus, keine Frage, doch niemals hätte ich gedacht, dass sie schon neunzehn ist. 

Morgen Where stories live. Discover now