(3) Amelia

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Amelia

Ich rannte schon fast aus dem Restaurant. „Ich bin unterwegs“, meinte ich schnell zu meiner kleinen Schwester am Telefon und legte auf. Mir tat es leid, Wincent und Amelie alleine zu lassen und besonders Amelie nichts gesagt zu haben, doch es war ein Notfall. Hektisch stieg ich in mein Auto, startete den Motor und fuhr los. Draußen schien die Sonne, doch so langsam zogen dunkle Wolken auf.  Ich hatte es ziemlich eilig, dennoch versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen, denn ich merkte schnell, dass Auto fahren in meinem Zustand keine so gute Idee war. Die ständig roten Ampeln trieben mich noch in den Wahnsinn. Ausgerechnet dann, wenn ich's eilig habe, sind die Ampeln ständig rot und gefühlt auch länger als sonst. Genervt stöhnte ich auf. Ich konnte auch nicht schneller fahren, denn ich wollte keinen Unfall riskieren. Damit wäre meiner kleinen Schwester erst recht nicht geholfen. Gute zwanzig Minuten brauchte ich bis zu dem Haus meiner Eltern. Als ich einen Krankenwagen vor dem Haus sah, ging mein Puls in die Höhe. Mein Auto parkte ich direkt vor der Einfahrt des Hauses und rannte ins Haus. „Hallo!?“, rief ich und im nächsten Moment rannte meine kleine Schwester auf mich zu. „Amy, da bist du ja. Mama liegt im Schlafzimmer. Komm schnell mit“, sagte sie hektisch und zog mich an der Hand bis nach oben ins Schlafzimmer. „Mara, langsam bitte! Ich komme ja schon.“ Oben angekommen, betrat ich das Schlafzimmer und sah dort die Sanitäter, die sich um meine Mutter, die auf dem Boden lag, kümmerten. „Mama“, sagte ich besorgt und ging einen Schritt auf sie zu. „Sie sind wer?“, fragte mich einer der Sanitäter. „Amelia Miller, die Tochter“, antwortete ich. „Mama? Was ist passiert?“ Ich kniete mich vor ihr hin, während meine Schwester dicht hinter mir stand. Meine Mutter hatte eine Platzwunde am Kopf, die sehr schlimm aussah. „Ich wollte nur etwas holen. Irgendwie habe ich mein Gleichgewicht verloren und bin anscheinend gestürzt. Mara hat mir dann geholfen.“ Das hörte sich überhaupt nicht gut an, doch ich war froh, dass meine Schwester zu Hause war und ihr helfen konnte, während mein Vater beruflich unterwegs war. „Amelia, wir würden Ihre Mutter gerne mit ins Krankenhaus nehmen, wo sie weiter untersucht werden kann. Wären Sie in der Lage irgendwie hinterher zu kommen?“ Da musste ich erstmal schlucken. „Ähm ja, ich komme mit meinem Auto hinterher“, antwortete ich. „Mama, Mara und ich packen dir ein paar Sachen ein und kommen dann so schnell wie möglich ins Krankenhaus.“ Ich richtete meinen Blick auf meine kleine Schwester, die erleichtert auf atmete.

Während also meine Mutter ins Krankenhaus gebracht wurde, packte ich zusammen mit Mara ein paar Sachen für sie ein. „Du Amy?“, fing sie traurig an. „Mhm? Was denn?“ „Wenn Mama im Krankenhaus bleiben muss und Papa es beruflich nicht so schnell nach Hause schafft, was passiert dann mit mir?“ Sie senkte ihren Blick und schaute traurig auf den Boden. „Ach Mausi, ich bin doch da. Ich schlafe einfach hier und passe auf dich auf“, erklärte ich ihr. Da breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus und sie gab mir eine feste Umarmung. „Es wird alles gut“, flüsterte ich ihr ins Ohr. „Hoffe ich. Aber ich glaube, es ist nicht so schlimm, oder? Also so schlimm sieht das doch nicht aus“, flüsterte sie zurück. „Auf dem ersten Blick nicht und hoffentlich ist es auch nicht so schlimm. Wir sind mal optimistisch und hoffen, dass alles halb so schlimm ist“, meinte ich zu ihr. Wir packten noch die restlichen Sachen ein und fuhren ins Krankenhaus, in das meine Mutter gebracht wurde.

„Was ist mit Alex? Dem müssen wir noch Bescheid geben.“ Alex, stimmt. Unseren großen Bruder hatte ich vor Aufregung total vergessen. „Den rufen wir an, wenn wir bei Mama sind“, meinte ich nur. Mara griff nach meiner Hand und zusammen liefen wir ins Krankenhaus. Für Mara schien das alles sehr beängstigend zu sein, denn sie klammerte sich schon richtig an meine Hand. „Hey Mara Maus, ist doch alles in Ordnung.“ Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Ich mag Krankenhäuser nicht wirklich, die sind so gruselig.“ Woher diese Angst vor Krankenhäusern kam, wusste ich nicht. Doch ich hatte etwas vor, um ihr die Angst ein wenig zu nehmen. „Ich zeige dir später etwas schönes, dann findest du es bestimmt nicht mehr zu gruselig“, meinte ich zu ihr.

Morgen Where stories live. Discover now