64. Kapitel

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„Darf ich morgen wieder zu meinem Vater." fragte ich Raphael am Abend. Er schien kurz zu überlegen bevor er nickte. „Aber mir wäre es lieber, wenn du nicht alleine bei ihm bist. Wer weiß, ob er dich nochmals als Blutbeutel verwendet." fügte er dann hinzu. Aber das ging nicht. Ich musste mit meinem Vater allein sein. Denn sonst konnten wir nicht unseren Plan fertigstellen.

„Es ist mein Vater, Raphael. Ich brauche etwas Zeit mit ihm. Da gibt es so viel Sachen, worauf ich noch antworten brauche." flehte ich ihn an. Raphael runzelte die Stirn. „Wir können ihm noch nicht vertrauen, Silvester. Versteh doch, ich will dich nur schützen." beharrte Raphael.

„Ich kann mich selbst schützen Raphael. Und es ist meine Entscheidung, ob ich meinen Vater sehen möchte oder nicht. Ich kann meine Mutter nie wiedersehen und all meine Freunde, die ich zurückgelassen habe. Jetzt lass mich doch wenigstens meinen Vater kennenlernen." versuchte ich ihn zu überreden. Raphael schien wieder nachzudenken. „Silvester-" fing er an, doch ich unterbrach ihn. „Du wolltest dich doch ändern. Wenn du willst, dass ich dir vertraue, dann solltest du auch mit vertrauen." Es mag zwar gemein von mir sein diesen Weg ein zu schlagen, gerade weil ich vorhatte ihn zu verraten, aber was blieb mir schon anderes übrig?

„Unter einer Bedingung" verlangte Raphael „du hältst mindestens zwei Meter Abstand." Ich nickte sofort und grinste glücklich. Ich hatte es echt geschafft Raphael zu überreden. Dieser musterte mich genauestens, aber ich war gerade einfach viel zu glücklich, um darauf acht zu geben. Es gab endlich wieder Hoffnung für mich. Hoffnung für ein anderes Leben. Hoffnung für ein Leben ohne Raphael.

„Ich hab noch was mit Darwin zu besprechen. Du kannst ruhig schon mal schlafen. Es wird wahrscheinlich später." meinte Raphael und küsste mich zum Abschied auf die Stirn.

Ich legte mich ins Bett und schloss meine Augen. So fiel ich in einen tiefen Schlaf.


Am nächsten Tag machte ich mich nach dem Frühstück zusammen mit Raphael auf den Weg zu meinem Vater. Wie das letzte mal stellte er mich zwei Meter entfernt von meinem Vater hin bevor er uns alleine ließ. 

"Guten Morgen Andrina. Wie geht es dir?" fragte mein Vater mich. Ich lachte kurz "Sollte nicht ich dich das fragen? Immerhin bist du derjenige der in einer Zelle sitzt." 

"Das mag sein aber du bist meine Tochter. Da will ich das es dir gut geht." meinte er, was mir erneut ein Lachen auf die Lippen zauberte. 

"Wie wird das jetzt ablaufen?" fragte ich ihn. 

"Als erstes brauche ich Blut, dann komme ich hier raus und kann dich mitnehmen. Meine Freunde werden uns am Waldrand des Schlosses erwarten." erklärte mir mein Vater. 

"Aber Raphael hat überall Wachen aufgestellt. Er wird die Vampire bemerken." bemängelte ich seinen Plan. 

"Lass das mal meine Sorge sein. Meine Männer sind da sehr geschickt." 

Ich zuckte mit meinen Schulter. Er wird hoffentlich schon wissen, was er da macht. 

"Ich finde wir sollten gleich starten bevor wir zu viel Zeit verlieren." sagte mein Vater. 

"Was jetzt?" hakte ich schockiert nach. Er wollte heute schon fliehen? Dass unsere Flucht so schnell schon bevorstehen würde hätte ich nicht gedacht und es ging mir auch etwas zu schnell. 

"Auf was willst du denn noch warten?" wollte mein Vater wissen. 

"Wir kennen uns doch noch gar nicht." erklärte ich ihm. "Ich weiß nicht das geht alles so schnell und ich bin mir nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann. Ich mein wir haben bisher noch nicht wirklich eine normale Konversation geführt." 

"Andrina, das alles kommt noch. Als erstes müssen wir hier weg. Oder willst du etwa doch nicht mehr weg von Delariva?" fragte er mich. 

"Doch schon aber - er, er ist mein Mate ich weiß nicht. Ich habe Angst vor den Schmerzen. Immer wenn ich länger nicht bei ihm bin, dann sehnt sich mein Körper nach ihm. Ich hatte noch nie zuvor solche Schmerzen." rechtfertigte ich mich. 

"Wir lösen die Bindung. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dich beschützen. Du bist meine Tochter. Du gehörst zu unserer Familie. Also komm jetzt her und lass es uns hinter uns bringen. Nach unserer Flucht haben wir alle Zeit der Welt. Ich werde dir von deiner Mutter erzählen. Ich werde dir von dieser Welt erzählen und alles was du wissen möchtest. Du musst dich nicht fürchten jetzt bin ich an deiner Seite. Ich kenne Delariva zwar nicht persönlich aber ich habe schon gehört, wie er seine Mitmenschen behandelt und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du genauso darunter gelitten hast. Also lass mich dir helfen." versuchte er mich zu überreden. 

Ich nickte kurz und machte einen Schritt auf ihn zu. "Wird es weh tun?" wollte ich wissen als mich die Furcht erneut packte. Wenn ich ehrlich bin wollte ich die spitzen Vampirzähne nicht wieder spüren, das letzte mal war schon schmerzhaft genug, obwohl mich Raphael gleich darauf behandelte. 

"Ich werde vorsichtig sein. Und jetzt gib mir deinen Arm." verlangte Gallus, mein Vater. Und so überbrückte ich den letzten Meter zwischen uns und schob meine Arm zwischen dem Gitter durch. Kurz darauf bohrten sich schon seine Zähne in meinen Arm. Ich keuchte vor Schock und Schmerz auf. Ich merkte wie er nach meinem Blut saugte und erneut packte mich Angst. Als ich versuchte meinen Arm zurück zu mir zu ziehen, packte mich mein Vater noch fester an und sog das Blut aus mir raus. 

"Bitte hör auf." schluchzte ich vor Schmerzen in meinem Arm. 

Will er mich töten, fragte ich mich. 

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