16. Kapitel

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Ich kroch immer weiter. Alle meine Körperteile schmerzten und ich sehnte mich danach mich endlich aufzurichten. Doch der Gang nahm kein Ende. Immer weiter krabbelte ich und hoffte voranzukommen, doch ich kam nur langsam weiter. Meine Knie waren schon aufgekratzt und ich war mir sicher, dass sie schon blutig sind. Trotzdem zwang ich mich weiter. Dieser Tunnel musste irgendwann enden. Doch da war nichts als Dunkelheit. Ich wusste nicht mehr was mich vorantrieb, denn mein Körper war schon so erschöpft dass ich mich am liebsten einfach zusammensinken lassen würde und mich nie mehr bewegen. Aber da war etwas das mich weiter zwang. Es war derselbe Drang, der mich an meinem Geburtstag zu dem Kompass zog. Jetzt zog er mich weiter und wie an meinem Geburtstag konnte ich dem Drang nicht widerstehen und kroch weiter. Mein Zeitgefühl war schon vollkommen verloren. Ich wusste nicht, ob ich schon Stunden oder erst eine Stunde krabbelte. Es fühlte sich wie Stunden an. Plötzlich ging der Gang abwärts. Er wurde immer steiler und es war schwierig noch meinen Halt zu bewahren. Immer wieder rutschen mir meine Füße oder Hände ab aber doch schaffte ich es immer irgendwo wieder Halt zu bekommen. Bis zu einem gewissen Grad der Steigung. Denn plötzlich rutschte ich ab. Mir entfuhr ein Schrei. Mit der Zeit nahm ich immer an Geschwindigkeit dazu und ich merkte wie ich mich überall am Körper aufschürfte und auch verbrannte. Bis ich irgendwann in einen See viel. Das Wasser war sehr kalt und brachte mich gleich zum zittern. Schnell versuchte ich wieder an die Oberfläche zu kommen bevor Wasser meine Lungen füllte. Mit kräftigen Zügen schaffte ich es meinen Kopf aus dem Wasser zu strecken und den Sauerstoff einatmen. Meine Wunden brannten in dem kalten Wasser noch mehr. Doch diese Abkühlung tat meinen Verbrennungen gut. Erst jetzt sah ich mich um. Trotz der Dunkelheit der Nacht erkannte ich ein Ufer auf das ich zu schwamm. Als ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte atmete ich erschöpft aus. Ich brauchte nur noch einen Schlafplatz dann konnte ich mich ausruhen. Meine Kleidung klebte nass an mir. Bevor ich los lief, schlüpfte ich noch aus meinen Schuhen um das Wasser aus diesen zu schütten. Dann startete ich in einen Wald. Kein Weg führte zu dem See und rundherum war nichts als Wald, ich hatte also keine andere Wahl. Nachts alleine in den Wald zu gehen war nicht etwas was ich gerne machte. Aber was nützte es mir. Mit einem mulmigen Gefühl lief ich im Wald umher auf der Suche nach einem Unterschlupf. Den ich nach einer Weile auch fand. Es war eine kleine Höhle in einem Felsen. Ich konnte mich gerade so hin legen. Mehr Platz war da nicht. Aber es reichte mir. Schnell packte ich meine Tasche aus und hoffte, dass meine restlichen Klamotten und die Decke etwas über nacht trockneten. Mir blieb nichts anderes übrig als frierend zu schlafen. Denn auch meine Tasche war vom Wasser nicht verschont geblieben. Zu meinem Glück hatte Claude das Essen gut eingepackt, es wurde durch das Wasser nicht zerstört. Trotz Hunger wollte ich mir das Essen noch aufsparen wer weiß, wie ich danach wieder an Essen kam. Zum Frühstück kann ich ja ein paar Bissen zu mir nehmen, tröstete ich meinen Bauch. Auch wenn ich Hunger hatte und es in dieser Höhle, wenn man das überhaupt so nennen konnte, eher Mulde wenig Platz hatte, schlief ich ziemlich schnell vor Erschöpfung und auch Schmerzen ein.

Ich wachte nicht durch ein Wolfsheulen oder ein Knacksen auf, nein, wach wurde ich dadurch, dass mich jemand an meinen Füßen aus meiner kleinen Höhle zog. Vor Überraschung konnte ich gar nicht Schreien. Aber sofort war ich hellwach. Als ich am Boden vor der Höhle lag konnte ich den Übeltäter erkennen. Ihr wisst sicher alle schon wer mich aus der Höhle gezogen hat. Leider kann ich euch da nur zustimmen es war Raphael. Er war verdammt wütend. Seine Augen glühte sogar schon rot. „Wieso haust du ab? Was denkst du dir dabei? Ich würde dich überall finden Silvester." knurrte er und ließ endlich von meinen Füßen ab. Sofort wich ich zurück. „Wir gehen jetzt zusammen zurück zum Schloss und wehe dir du versuchst noch einmal ab zu hauen." gab er wütend von sich. Ich weiß nicht, was mich in diesem Moment geritten hat, aber ich gab nur ein stures „Nein" von mir. Ja ich war lebensmüde, aber ich wollte nicht zurück, nicht nach dem ich schon so weit gekommen bin. Auch Raphael war alles andere als begeistert von meiner Antwort. Denn er packte mich an meinen Armen und zog mich auf. Nur um mich gleich darauf an einen Felsen zu drücken. Schmerzerfüllt keuchte ich auf. Der spitzige Fels bohrte sich in meinen Rücken. „Oh Silvester du wirst bei mir bleiben. Anscheinend hat meine Markierung bei dir nicht gewirkt. Sonst wärst du nicht mehr so widerspenstig. Das werden wir als erstes klären. Lurx will endlich richtig mit dir verbunden sein." sagte Raphael und ließ wieder von mir ab und machte einen Schritt zurück. Plötzlich wurde er panisch und sah sich um. Bis sein Kopf plötzlich in eine ganz bestimmte Richtung schoss. „Silvester kriech wieder in den Fels. Wir sind nicht allein hier. Komm nicht heraus und verhalte dich ruhig." flüsterte Raphael panisch und schob mich schnell unter den Felsen. Kurz darauf war ein Heulen von Raphael zu hören. Er hatte sich also verwandelt. Weit entfernt heulten andere Wölfe. Doch das war nicht das Geräusch, das mir Sorgen bereitete. Denn kurz nach Raphaels Heulen, ertönte auch ein tiefes Brüllen. Das Brüllen war so kräftig, dass es nicht einfach von einem kleinen Tier kommen konnte. Es klang nach einem riesigen Geschöpf. Ich kauerte mich nicht an die Felswand, denn trotz meiner Angst war ich neugierig und wollte wissen, was vor sich ging. Auch wenn ich das wieder ziemlich lebensmüde war streckte ich mein Kopf aus meiner Höhle, um besser zu sehen, was vor sich ging. Und da sah ich das Geschöpf. Ich konnte nicht genau identifizieren, was es war, aber es überragte Raphaels Wolf und hatte Ähnlichkeiten mit einem Bären. Das Wesen war ganz schwarz und zwei geschwungene riesige Zähne kamen aus seinem geschlossenen Mund hervor. Auf seinen vier beinen lief es auf Raphael zu. Der knurrte das Geschöpf warnend an. Doch dieses bärenartige Wesen brüllte als Antwort nur in Raphaels Werwolfsgesicht. Dann holte es aus, um seine Klauen in Raphael zu versenken, welcher aber schon geschickt ausgewichen ist. Den Kampf weiterbeobachtend kam mir eine Idee. Raphael war so beschäftigt mit dem Kampf und diesem Geschöpf, dass ich ganz unbemerkt fliehen konnte. Als dann ein zweiter Wolf noch aus dem Gebüsch sprang und Raphael zu Hilfe eilte, kroch ich aus der Höhle hervor. Ohne meine Sachen rannte ich so schnell ich konnte weg. Ob Raphael mein Verschwinden mitbekam oder nicht, wusste ich nicht. Ich rannte einfach so schnell ich mit meinem fürchterlichen Muskelkater und meinen aufgeschürften Wunden rennen konnte. Das war nicht schnell. Nur humpelnd kam ich voran. Und jeder Schritt schmerzte schrecklichst. Doch auch diese Flucht wollte mir nicht gelingen, denn plötzlich sprang ein Wolf vor mich. Es war aber nicht Raphael. Dass es Darwin war erkannte ich erst, als sich der Genannte in einen Menschen verwandelte und nun vor mir stand. „Na wo willst du hin, Silvester? Du dachtest doch nicht, dass du fliehen kannst oder? Raphael würde dich überall finden." sagte er, wie auch Raphael davor. Wütend sah ich ihn an. „Geh mir aus dem Weg Darwin." murrte ich ihm entgegen. „Wo willst du überhaupt hin? Du kennst dich hier nicht aus. Der Wald ist kein Ort für dich. Der Hugock war nicht der einzige. Jetzt lass mich dich nach Hause bringen." schoss er zurück und wollte mich am Arm packen. Doch ich wich ihm geschickt aus. „Silvester mach es nicht noch schwierig als es ist und komm jetzt einfach mit." brummte Darwin unbeeindruckt von meinem Verhalten. Hilfesuchend sah ich mich im Wald um. Aber was erwartete ich? Dass mir ein Wildfremder zu Hilfe kam? Wohl nicht. Doch so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich war schon soweit gekommen. Aufgeben stand für mich einfach noch nicht auf dem Plan. Ich brauchte eine Idee und das so schnell es geht. Wie kann ich nur einen mir überlegenen Gegner austricksen? Irgendetwas musste es doch geben.

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