Kalt

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Bobs Sicht

Bob wachte bereits um vier Uhr morgens wieder auf, weil er husten musste, wie ihm der Blick auf Peters Wecker verriet, der die Uhrzeit an die Zimmerdecke projizierte. Peter hatte wieder einen Arm um ihn gelegt, was ihm eindeutig besser gefiel, als es ihm sollte.

Bob dachte an ihren Fall, wie wenig er morgen bei ihrer Besprechung beitragen konnte, nämlich so gut wie gar nix, weil er erst lieber Tagebuch geschrieben hatte und dann mit Justus sich verquatscht hatte. Was sollte er Peter nur sagen, der die ganze Zeit derweil seiner Aufgabe gewißenhaft nachgegangen war? Und die Gespräche nach dem Kino waren auch irgendwie an ihm vorbeigegangen. Er erinnerte sich kaum nach an die Namen, der Leute, die sich ihnen vorgestellt hatten.

Das war mit Abstand der fieseste Jetlag, den er  je gehabt hatte, so hundeelend hatte er sich nach einer Reise noch nie gefühlt. Er beschloss spontan, jetzt direkt schon aufzustehen, da er eh wach war  und endlich gewissenhaft seiner Rechercheaufgabe nachzugehen. Vielleicht hatte er dann bis Peter aufstand ein vorzeigbares Ergebnis in der Hand, das er präsentieren konnte.

Er löste sich, wenn auch sehr ungern aus der Umarmung von Peter, ohne diesen zu wecken und krabbelte aus dem Bett heraus. Schlagartig war ihm erbärmlich kalt, hätte am Liebsten sich wieder in die Decke gemümmelt, aber er konnte Peter ja schlecht die Decke klauen, während dieser noch schlief.

Bestimmt würde ihm eh gleich wieder wärmer werden, wenn sein Kreislauf hochfuhr, überlegte Bob und setzte sich an den Tisch vor seinem Laptop und fing direkt an.

Mehrmals musste er husten und ihm wurde auch nicht wärmer, sondern noch kälter. Tapfer biss er auf die Zähne und trug die wesentlichen Fakten zusammen, die er in eine Tabell eintrug, die er auf seinem Laptop erstellte. Warum fiel es ihm nur so unglaublich schwer, sich zu konzentrieren?

Bob war viel langsamer, als er es sonst von sich gewohnt war. Zudem vertippte er sich ständig, immer wieder wollten ihm die Augen zufallen, er bekam Kopfschmerzen, zitterte, seine Zähne klapperten aufgrund der Kälte. Aber er wollte nicht morgen früh ohne irgendwelchen Ergebnisse in der Hand dastehen.

Ob vielleicht wieder Jemand die Heizung manipuliert hatte? Mr Clark hatte das vorhin mit aufgezählt. Vielleicht sollte er an der Rezeption fragen, ob die das mal überprüfen könnten. Aber dazu konnte er sich schon mal gar nicht aufraffen, das war wohl auch mehr Justus Aufgabe, als seine.

Genaugenommen fühlte er sich gerade von allem überfordert, wollte viel lieber zu Peter zurück ins warme Bett krabbeln und sich an ihm wärmen. Dennoch machte er eifrig weiter. Wahrscheinlich würde er Peter mit seiner Kälte wecken und der würde dann soviel Abstand zwischen sie bringen, wie es in dem kleinen Bett möglich war.

Er hatte keine Ahnung, was gerade besser wäre, auf der einen Seite würde er sich sehr wünschen, wenn das die nächsten drei Wochen so nah bleiben würde, auf der anderen Seite, war es vermutlich ein riesiger Fehler, den er früher oder später bitter bereuen würde. Vielleicht war es das Beste, wenn er ein offenes Gespräch mit Peter suchen würde, aber definitiv erst nach ihrem Fall hier. Ihr Fall, er wandte sich schwermütig dem nächsten Namen auf der Liste zu.

Routinemäßig speicherte er einmal zwischen, nach jeder Person, deren Infos er in die Tabelle eingetragen hatte. Bobs Hand zuckte, während ihm gleichzeitig die Augen zufielen. Er legte kurz den Kopf auf seine Arme ab, die anfingen auch schon an zu schmerzen. Er brauchte zwei Minuten Pause bevor er weitermachem konnte. Wenn es nur nicht so schrecklich kalt hier in diesem Zimmer wäre, dann wäre es deutlich einfacher.

Nur zwei Minuten Pause, dann würde er noch einen Namen auf der Liste abarbeiten und dann doch noch zu Peter unter die Decke schlüpfen, bevor er in dem eisigen Zimmer erfror.

Doch bevor die zwei Minuten um waren, war Bob eingeschlafen.

Gefühlsspiel Where stories live. Discover now