Plötzlich wanderten meine Gedanken von dem Text weg und sahen das offensichtliche, was uns dieser Zettel sagte.
"Es ist noch nicht vorbei." Mein Blick flog zu Dante, welcher ebenfalls den Kopf zu mir drehte. "Was?" Er wechselte zwischen mir und der Straße hin und her.
"Die Sache mit den Zetteln, Nachrichten und Emails. Ich dachte, dass Issac Daly dahinter steckt und es mit seinem Tod aufgehört hat, doch so ist es nicht. Es geht weiter", gab ich meine Befürchtungen laut wieder.
"Willst du damit sagen, dass Isaac nicht der Kopf hinter allem war, sondern jemand ihn beauftragt hat?" Setzte auch er nun die Puzzleteile zusammen.
"Ja und dieser jemand ist der Orden." Da war ich mir sicher. Es gab einen Grund wieso diese geheimnisvolle Organisation nach all den Jahren von einer Legende zu wahren Begebenheit wurde.
"Oder die Irren stecken dahinter. Isaac Daly war ein Laufbursche von Ed Doyle, dieser könnte genauso gut dahinter stecken."
Ich schüttelte den Kopf über Dantes Theorie. In den Aufnahmen aus der Email war klar und deutlich zu hören, dass mein Onkel und Vater über O.D gesprochen haben. Sie erwähnten immer wieder, dass diese über etwas richten sollten, wie der Orden der Verdammten es in unserer Welt bereits einmal getan hatte. Sie musste einfach sie meinen.
Diese Menschen sind so oder so mit all dem verbunden und meine Innere Stimme sagt mir, dass sie eine größere Rolle spielen, als nur zu Beobachten.
"Nein, ich sagt dir, hinter dieser Sache steht der Orden!" Dante sagte daraufhin nichts mehr und wir fuhren schweigend zum Hotel.

Als wir endlich auf den Parkplatz des Hotels fuhren, kamen uns bereits die zwei Männer entgegen, welche Sergio mit uns geschickt hatte.
Dante schlug seine Tür auf und auch ich stieg aus.
"Andrea, sicher die Umgebung ab und du", er zeigte auf den anderen "Bring Seniora Martinelli ins Hotel, bis zum Zimmer. Geh sicher, dass sie alleine dort ist."
Danach drehte er sich zu mir um und richtete meine Haare, welche ich über die Schulter geworfen hatte. "Ich muss noch einige Telefonate führen und komme dann nach. Geh schon mal rein und leg dich ins Bett. Du hattest heute genug Aufregung, ruhe dich etwas aus."
Ich nickte und ging zum Eingang des Hotels, während einer der Männer mir mit den Koffern an der Hand, wie ein Geist schweigend folgte.

Ich checkte ein, doch meine Gedanken kreisten um dass Gedicht. Dunkelheit, Sünden, Schicksal, Tag an dem man für seine Fehltritte bezahlen wird, all das beherrschte meine Aufmerksamkeit. Ich nahm meinen Schlüsselkarte vom Tresen und bedankte mich bei dem Hotel-Concierge. Ich stieg in den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf zu meiner Etage, natürlich nicht ohne meinen neuen Schatten.
Soll mir das Gedicht sagen, dass alles versteckte irgendwann sichtbar wird? Das alle schlechten Taten irgendwann ans Licht kommen?
Aber vielleicht deutet der Text auch auf meine Geheimnisse hin. Die eine Sache, welche ich Dante immer noch nicht gebeichtet hatte und mit aller Macht versuchte zu verbergen. Nein, dass ist nicht möglich. Der Inhalt wurde auf russisch verfasst und am Grab meiner Mutter platziert, es hat mit ihr zutun. Außerdem kennt nur ein weitere Person dieses Geheimnis und ich denke nicht, dass er mich in Form eines Gedichts auf russisch daran erinnern will. Wenn es also um den Tod meiner Mutter geht, von welcher Schuld ist dann die rede?
Auf welche Sünde will der Autor hindeuten, die auch noch mit meiner Mutter zutun hat? Diese Frau hat in ihrem ganzen Leben nicht mal einer Fliege was zur Leide getan.
"Seniora, sie sind vorbei gelaufen", ertönte plötzlich die Stimme meines Bodyguards und riss mich aus meiner Trance. Ich sah mich um und bemerkte, dass ich meine Zimmertür bereits passiert hatte.
"Richtig, danke." Zügig kehrte ich zurück und blieb vor der richtigen Tür stehen. Bevor ich meine Schlüsselkarte an den Türsensor legen konnte, drückte mich der Bodyguard zur Seite.
"Entschuldigen sie, Seniora. Aber es ist sicherer, wenn ich zuerst reingehe", klärte er mich auf und nahm mir die Karte ab. Ich wartete im Flur, während mein Bodyguard seiner Arbeit nachging, auch wenn ich nicht wusste, was er dort zu finden glaubt. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass dort jemand auf uns wartet, aber ich ließ es schweigend über mich ergehen.

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