1. Trainingstag

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Nachdem wir den Fahrstuhl verlassen hatten folgten wir einem langen Gang und betraten durch eine gläserne Tür ein riesiges Apartment.

An der Decke hing ein funkelnder Kronenleuchter und an der Wand stand ein großes Aquarium mit wunderschönen Fischen.
In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch aus Porzellan, der überquoll vor Essen.

In jeder Ecke stand ein Avox bereit, um Befehle entgegen zunehmen.

Mir entfuhr ein lauter Gähner und
auch Zane fing an müde mit den Augen zu blinzeln.
Abby bemerkte dies und sagte:
,,Es war ein langer Tag heute und ihr braucht Power für das 1. Training morgen. Geht euch mal ausruhen."

Auf das Stichwort hatte ich nur gewartet und folgte direkt nach der Ansage einem Avox, der mich zu meinem Zimmer brachte.
Todmüde ließ ich mich auf das Bett fallen.

Kurz vor dem Einschlafen dachte ich noch: Ach, eigentlich ist Zane ein ganz netter Typ. Wäre er doch bloß kein Karriero.
Dann ging ich auch schon ins Land der Träume über.

Als ich am nächsten Morgen in dem riesigen, weichen Bett aufwachte, musste ich mir erst in Erinnerung rufen, was seit der Ernte in Distrikt 4 alles geschehen war: Ich war ein Tribut der 100. Hungerspiele von Panem, mein Mittribut war Zane Turner, ein Karriero.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Duke in mein Zimmer stürmte und mir sagte, ich solle sofort aufstehen und mich fertigmachen.

,,Mich fertigmachen? Wofür?"
Da fiel es mir wieder ein. Bevor es in die Arena ging hatten alle Tribute 1 Monat lang die Chance zu trainieren. Das war einerseits gut, da ich so etwas besser im Umgang mit Waffen werden würde, aber andererseits würden meine Konkurrenten auch noch besser werden und daher schwerer auszuschalten sein.
Da ich mir eh keine großen Hoffnungen auf den Sieg machte, war es mir herzlich egal ob ich zu spät zum Training kommen würde.

Duke war es anscheinend nicht egal, denn er wartete ungeduldig in meinem Türrahmen.
,,Wirds heute noch was?"
,,Jaja, ich komme ja schon" sagte ich genervt. Ich würde zwar eh nicht gewinnen aber vielleicht könnte ich meinen Distrikt etwas mit Stolz erfüllen und eventuell würde Zane die Krone davongetragen und Distrikt 4 für ein Jahr Lebensmittel sichern.

Rasch zog ich das Outfit an, das schon auf einem Stuhl neben meinem Bett bereitlag.
Es war eine schwarze kurze Sporthose und ein rotes kurzärmliges Shirt. Hinten war eine schwarze 4 auf das Shirt genäht.

Als ich mit anziehen fertig war, entschied ich mich dazu, nicht zu frühstücken, da ich erstens zu aufgeregt war überhaupt irgendetwas hinunter zu bekommen und zweitens war ich immer noch satt von dem Frühstück im Zug gestern.

Ich betrat den Fahrstuhl, in dem schon ein anderes Mädchen stand und verängstigt guckte als ich mich zu ihr stellt.
Sie musste ca. 12 Jahre alt sein. Auf ihrem Rücken war die Zahl 8 aufgestickt.

,,Hi, ich bin Luna" stellte ich mich vor. ,,Mein Name ist Ava" sagte das kleine Mädchen.
,,Du brauchst übrigens keine Angst vor mir zu haben, Ava. Ich habe  genauso wenig Bock auf die Scheiße hier wie du.
Du darfst dich aber nich von den anderen älteren Tributen verängstigt lassen, sonst denken sie du wärst leichte Beute." Insgeheim meinte ich damit die Karrieros, vor denen ich selbst sehr Respekt hatte.
,,Ich hab keine Angst" sagte Ava mit fester Stimme.

Damit war unser Gespräch auch beendet, denn der Fahrstuhl machte einmal "Bling" und die Türen glitten zur Seite.

Ava rannte direkt los zu einem Jungen, der wahrscheinlich aus ihrem Distrikt kam und schon auf sie gewartet hatte. Danach verschwanden sie Beiden um eine Ecke.
Ich folgte ihnen und fand mich Sekunden später in dem riesigen Trainingsraum wieder.

Alle Tribute standen schon in einem Kreis um eine Frau, die scheinbar eine Spielmacherin des Kapitols war.
Als sie mich kommen sah, wartete sie noch kurz und begann dann mit ihrer Ansprache: ,, Heute beginnt euer erster Trainingstag. Ihr werdet insgesamt 30 Tage Zeit haben, an euren Fähigkeiten zu arbeiten. Ihr wollt bestimmt alle nur mit Waffen umzugehen lernen, aber die meisten von euch werden eines natürlichen Todes sterben.
Ihr solltet also auch den Überlebensstationen Beachtung schenken. Viel Glück Tribute, und möge das Glück stets mit euch sein."

Mit den Worten verließ sie den Raum und die Tribute  standen sich alle schweigend gegenüber.

,,Kommt Leute, lasst die anderen Idioten hier doch ruhig Löcher in die Luft starren, wir hingegen werden noch etwas trainieren, damit wir die Luschen hier noch qualvoller umbringen können." Die Stimme kam von einem hochgewachsenen Jungen, mit vielen Muskeln und eisblauen Augen. Es war der Typ, mit dem Zane sich gestern bei der Eröffnungsfeier unterhalten hatte.
Wenn mich nicht alles täuschte hieß er Callum.

Auf seinem Rücken stand eine 2.
Es bestand kein Zweifel daran, dass er zu den Karrieros gehörte.

Seine Worte hatten die anderen Tribute wach gerüttelt den nun gingen sie alle in andere Richtungen davon, zu verschiedenen Stationen.

Ich entschied mich als erstes für die Station wo man das  Messerwerfen üben konnte. Ich nahm mir 3 Messer von einem Ständer und stellte mich 10 Meter von der Zielscheibe breitbeinig hin.
Ich zielte und warf...
Enttäuscht stellte ich aber fest, dass das Messer knapp an der Scheibe vorbeiflog.
Ich hörte Gekicher von den Karrieros, die etwas abseits standen. Ich zählte insgesamt 6, eingeschlossen Zane. Dieser blickte ganz rot im Gesicht zu Boden.
Ich drehte mich wieder von ihnen weg und konzentrierte mich auf das Messer und die Zielscheibe.

Ich hörte, wie hinter mir die Karrieros theatralisch die Luft einsogen.
Genau in dem Moment warf ich das Messer.
Als ich aufblickte, hätte ich fast einen Freudentanz aufgeführt, denn das Messer steckt genau in der Mitte der Zielscheibe, im Schwarzen

Hope for Love: Die 100. Hungerspiele Where stories live. Discover now