Der Held und seine Pflichten

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Stucky

Warum er? Warum war es immer er? Seit mehr als achtzig Jahren verehrte ihn die Menschheit als den Helden der Welt. Ein Titel war immer eine Bürde und ich wusste ganz tief in mir drin, dass es nur diese Verantwortung war, die Steve immer dazu trieb das Richtige zu tun. Ich redete mir ein, dass wir ein glückliches Leben hätten führen können, wenn ich mich nicht vorzeitig dem Krieg angeschlossen hätte. Steve wäre nicht allein mit seiner unglaublich dämlichen Entschlossenheit gewesen und hätte sich vielleicht nicht an Erskine gewandt und wäre somit auch nicht in das Supersoldaten Projekt gekommen.

Er würde diese Verantwortung jetzt nicht tragen, er hätte sie nie tragen müssen. Und dennoch stand er hier, neben mir und sah mit stummer Miene aufs Wasser, er wusste genauso gut wie ich, dass er gehen musste und ich wusste dass er dort bleiben würde. Ich versuchte verzweifelt Worte zu finden, die meine Gedanken aussprechen würden, die meine eigene Unentschlossenheit zu einer Meinung formen würden.

Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Das war das Einzige wobei ich mir sicher war, aber ich hatte nicht das Recht ihm das zu sagen. Niemand hätte das, ich fühlte schon beim bloßen Gedanken daran es auszusprechen, wie sich mein Inneres selbst zerfraß. Es war sein Leben. Sein Leben und er sollte glücklich werden.

Ich hatte meine Chancen, ich hatte so viele und jedes mal hatte ich nichts getan, aus der selben Angst heraus, die mir jetzt die Kehle zuschnürte. Steve war hier, direkt neben mir, zum letzten Mal. Die Gewissheit, dass er für immer gehen würde, mich zurückließ und sein Leben lebte, lähmte mich weiterhin. Ich wollte ihn berühren, ihn ein letztes Mal in den Arm nehmen und seine Haare zwischen meinen Fingern fühlen.

Ohne darüber nachzudenken nahm ich langsam seine Hand in meine. Vorsichtig strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, ohne den Blick vom Wasser zu nehmen. Leise hörte ich Steves Atem stocken: ,,Bucky..''

,,Nein... bitte sag nichts.'', presste ich hervor, bemüht nicht die Fassung zu verlieren, während Steves Blick unverwandt auf mir lag.

Du siehst ihn nie wieder! Brüllte meine innere Stimme die mich zwang meinen Kopf zu drehen. Seine Augen waren weit geöffnet und ich bildete mir ein sie sähen dunkler aus als sonst.

,,Bucky..'', wiederholte er und schluckte, während er sich langsam zu mir drehte und behutsam seine andere Hand auf unsere legte. Immer noch sah er mich an und fuhr vorsichtig mit seinen Fingern über meine Haut. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich meine Finger wie Schraubstöcke um seine Hand geschlossen hatte und ich versuchte sie sofort zu entspannen.

,,Ich will nicht dass du gehst. Ich kann das nicht ohne dich...'' Fuck, es war mir einfach so rausgerutscht, nein ich wollte das nicht sagen! Fuck, fuck, fuck!! Meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Scheiße!

,,Es.. es tut mir leid.. ich wollte nicht.. ich meine, ich kann. Du musst gehen.'', schluchzte ich, doch als ich mich abwenden wollte, legte Steve seine Arme um mich und zog mich an seine Brust.

Verzweifelt nach Halt suchend klammerte ich mich an seinen Pullover und presste mein Gesicht so tief ich konnte in seine Brust. Beruhigend strich er mir dabei über den Kopf und fuhr durch meine Haare, während mich seine andere Hand weiterhin an sich presste. Der raue Stoff über seiner Haut roch so gut. Er roch so gut, vertraut, nach Zuhause.

Meine Tränen bahnten sich weiterhin ihren Weg nach draußen, doch ich wollte sie nicht mehr zurück halten, ich hatte es viel zu lange getan. Steve murmelte leise vor sich hin und begann langsam in die Knie zu gehen. Er zog mich mit nach unten und ich war dankbar nicht mehr stehen zu müssen, meine Knie gaben nach und ich sank an Steves Brust, der er sich an einen Baum lehnte und mich halb auf seinen Schoß legte.

Marvel one.shotsWhere stories live. Discover now