Kapitel 9

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•Caleb•

Es verging eine ganze Woche und der Turniertag war endlich da.
In dieser Zeit hatte ich Toby fast jeden Tag zu Gesicht bekommen.
Wir hatten uns viel unterhalten, waren auch nochmal gemeinsam ausgeritten und hatten zusammen fürs Springen trainiert.

Nun stand ich vor Pico's Hals, auf einer Aufstiegshilfe, während ich seine Mähne einflocht.
Toby stand mit Coco neben mir am Anbinder und tat es mir gleich.
Es war 8:00 Uhr Morgens und ich merkte, dass er zu dieser Zeit nicht der Gesprächigste war.
Bis auf ein paar Flüche wenn Coco zappelte, stand er stillschweigend neben seinem Pferd, konzentriert darauf keinen Fehler bei den Zöpfen zu machen.

„Wie hast du geschlafen?"
fragte ich dennoch.
„Beschissen"
Kam es bloß murrend zurück.
Okay das war eine klare Ansage.
Trotzdem grinste ich.
„Aha, beschissen also. Magst du das weiter ausführen?"
Ich hoffte innerlich das ich ihm damit bessere Laune machte und ihn nicht weiter anheizte.
Denn einem Streit mit ihm, würde ich gerne umgehen.

Toby seufzte, drehte den letzten Zopf hoch und befestigte diesen, anschließend drehte er sich zu mir um.
„Gibt nichts zu sagen"
„Hm schade, ich dachte jetzt kommt so eine richtig krasse Storytime."
„Dann muss ich dich leider enttäuschen"
Leise lachend stieg ich vom Hocker und stellte diesen beiseite.

Als ich mich wieder aufrichtete und zu Toby sah, merkte ich wie er mich beobachtete.
Eilig wendete er den Kopf ab und ging Richtung Sattelkammer.
Jetzt war ich derjenige der ihm nachsah, schnell schüttelte ich den Kopf und ging zu Pico zurück.
Genervt kramte ich die Gamaschen aus dem untersten Bereich des Putzkastens.
Neugierig steckte Pico seine Nase mit der weißen Schnippe, mit hinein und ich musste lachen.
„Nein, mein Großer, da ist nichts zu essen drin"
Als hätte Pico mich verstanden, zog er die Nase zurück und streckte sie stattdessen in Coco's Richtung.

Als ich die Dinger endlich zu fassen bekam, zog ich sie hervor und brachte sie mit wenigen Handgriffen an den Vorderbeinen meines Pferdes an.
Als ich aufstand um ebenfalls mein Sattelzeug zu holen, kam Toby bereits samt Trense und Sattel zu seinem Pferd zurückgelaufen.
Während er anfing Coco zu satteln, holte ich meinen Sattel.

Da ich ebenso wenig Lust hatte zweimal zu laufen, nahm ich die Trense ebenfalls direkt mit.
Als ich wieder bei Pico ankam, war Coco bereits fertig, nur noch die Trense fehlte.
Toby lehnte an der Wand, die Arme verschränkt und beobachtete mich.
Was ist dieser Typ so schnell?

„Ja bitte?"
Ich hängte die Trense an einen Haken, den mein Vater und ich dort in die Wand gebohrt hatten als ich noch jung war.
Eine Zeit in der noch alles gut zwischen uns war.
Er schwieg erst, bis er anfing zu reden.
„Ich frage mich grade ob du immer so lange brauchst"
Während er sprach, schmiss ich den Sattel auf den Rücken des Fuchses.
Ich schnaubte bloß verächtlich.
„Wir haben Zeit"
Ich richtete den Sattel, befestigte den Gurt und zog ihn fest.
„Aha"

Mein Blick glitt zurück zu Toby, der sich jetzt von der Wand abstieß und zu seinem Pferd ging.
Schweigsam trensten wir unsere Pferde, einigten uns still auf Fliegenohren und verließen nebeneinander den Stall.
Es herrschte bereits reges Treiben.
Überall liefen Turnierhelfer und Reiter herum.
Pferde wieherten, scharrten und traten gegen Hänger.
Der Abreiteplatz wurde ein letztes Mal geschleppt und die Getränkebuden waren fleißig dabei Kaffee auszuschenken.

Ein aufgeregtes Kribbeln durchzog mich und ich konnte es kaum erwarten loszulegen.
Vorsichtig schielte ich zu Toby und sein Blick sprach Bände.
Er liebte es genauso wie ich, den Kick der Vorfreude, des Wissens das man in wenigen Minuten vor einem großen, pferdebegeisterten Publikum alles geben und um den Sieg kämpfen durfte.
Sich mit Gleichgesinnten zu messen und mit seinem Pferd einen weiteren Teambeweis abzulegen.

„Wow"
entkam es ihm bloß und ich grinste.
„Und das reizt dich nicht?!"
Er sah mich schockiert an.
„Ich reite dieses Turnier seitdem ich ein Kind bin, aber jetzt wo ich was zu verlieren habe.. doch. Mit dir reizt es mich"
Es war mir egal das er es absolut falsch deuten könnte.
Es war die Wahrheit.

„Ach ist das so?"
Er sah mich weiterhin an und mein Grinsen nahm etwas ab als ich näher an ihn heran trat.
Wir standen uns so nah das ich sein AfterShave riechen konnte und verdammt.
Er roch so gut.
Anscheinend schien ich ihn etwas aus der Fassung zu bringen, denn sein selbstsicherer Gesichtsausdruck verrutschte.
„Wenn es nicht so wäre, würde ich es nicht sagen"
raunte ich und hielt mit ihm Blickkontakt.
Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Charlie's Stimme durchriss das Band, was vorhin noch zwischen uns war.

Eilig fuhren wir auseinander, wobei Toby mehr gegen Coco lief statt wirklich zurückzuweichen.
„Endlich seid ihr fertig! Kommt! Ihr müsst eure Pferde abreiten!"
Sie hetzte uns auf unsere Vierbeiner, bevor wir ihr in einem schnellem Schritt folgten.

•Toby•

„Steil frei"
meine Stimme schallte über den Platz und ich wendete Coco auf den bunten Sprung ab.
Sie nahm unter mir an Tempo zu, doch sie wusste sich zu benehmen.
Wir übersprangen den Steil Problemlos bevor ich nach rechts weiter ritt.
Das ich bisher keine Distanz verhauen hatte war ein Wunder.
Denn meine Gedanken lagen so gut wie garnicht beim reiten, sondern nur bei Caleb.

Was war das gerade bloß?

Ich beobachtete ihn wie er mit Pico über den hohen Oxer sprang und beschloss das wir diesen auch nochmal mitnehmen sollten, bevor ich mit ihr in die Prüfung einritt.
„Oxer"
rief ich bloß, da sowieso jeder wusste was gemeint war.
Halbherzig bog ich ab und nahm etwas mehr Tempo auf, als ich allerdings fast die Distanz verhaute, legte ich nochmal einen Galoppsprung zu und Coco sprang wie beim M-Springen auf groß ab.

So konnte das nichts werden.

Zuversichtlich das ich in dieser Prüfung runterfliegen würde, parierte ich meine Stute zum Trab durch und lies sie ein paar Runden am langen Zügel, auf dem zweiten Hufschlag laufen bevor sie in einen zackigen Schritt verfiel.
Ich wusste das er mich ansah, weswegen ich fragend meinen Kopf hob und ihm entgegen blickte.
Er parierte Pico in den Stand und wartete auf mich.
Als ich neben ihm parierte, sah er mich an und ich ihn.

„Ja bitte?"
amte ich ihn nach und ein kleines Lächeln zupfte an seinen Lippen.
„Du bist gleich dran"
erwiderte er und deutete auf das Board.
„Guck dir bloß nicht meine coolen Skills ab"
Er lachte und ich stimmte mit ein.
„Niemals"

„Die 21 kann rein!"
eine junge Frau winkte mich zu sich, ein letztes Mal sah ich Caleb ins Gesicht, bevor ich den Abreite Platz verließ und auf den Prüfungsplatz ritt.
Aufregung machte sich in mir breit.
Vor allem aber auch Angst vor der Wertnote.
Die Richter wussten nichts von Caleb's und meinem Vorhaben.
Dementsprechend würde es auch eine schlechte Rückmeldung geben.

Ich hielt mit Coco in der Mitte des Platzes, grüßte und wartete bis die Glocke läutete.
Das war mein Startsignal.
Ich galoppierte auf der rechten Hand an und wendete auf den Weg zu dem blauen Steilsprung ab.
Zu diesem lies ich sie noch ruhig laufen, doch als wir ihn übersprungen hatten, wendete ich sie sofort nach links und lies sie los rennen.

Der nächste Sprung kam daher bereits nach vier Galoppsprüngen, zu diesem kamen wir minimal zu dicht, trotz aller dem schoss sie weiter als wäre nichts gewesen.
Die Distanz schafften wir ebenfalls ohne das eine Stange fiel und es fühlte sich gut an, sie einfach mal machen zu lassen.
Der Weg zum 5. Sprung war etwas holprig doch Coco passte sich ihre Distanz ab und trug uns sicher über den Sprung hinweg.
Als letztes folgte die Kombination.
Zu dieser nahm ich den weiten Weg und hatte daher einen guten Überblick.

Wir kamen passend rein und groß raus, kurz darauf folgte Applaus und schallendes Gelächter.
Ich musste ebenfalls grinsen und klopfte Coco noch im Renngalopp den Hals.
Das sollte Caleb erst einmal versuchen zu schlagen.

About you and Me (BoyxBoy)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن