Kapitel 10

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2.7.1969

Das war nur ein Traum. Alles nur ein Traum. Ich bin nicht verlobt. Nicht mit Rabastan Lestrange. Alles nur ein Traum. Alles nur ein Traum...

Als ich am nächsten Morgen auwachte konnte ich mir das noch einreden. Nachdem ich allerdings meine Augen aufgemacht hatte, kamen alle Erinnerungen auf mich eingeprasselt.Jegliche Einsicht von gestern Abend war wie weggeblasen. Zurück blieb... nichts. Ich fühlte nichts und gleichzeitig viel zu viel. Ich könnte vor Wut, alles zertrümmern. Ich könnte mich aber auch einfach umdrehen und vrsuchen weiter zu schlafen. Was ich dann auch tat. Zumindest versuchte ich es, denn an einschlafen war bei dem Chaos in meinem Kopf gar nicht zu denken.

Nachdem ich mich eine halbe Stunde von links nach rechts und wieder zurück gedreht hatte, stand ich auf. Es bringt ja doch nichts. Es war grade einmal 7 Uhr. Da war in diesem Haus noch niemand wach. Ich  suchte Pergament und meine Feder, die Peppa bereits ausgepackt hatte, aus der Schublade neben mir und fing an zu schreiben.

Liebe Bellatrix,

Für mich ist gestern ein Albtraum war geworden. Sie haben es tatsächlich getan. Rabastan Lestrange.
Ich weiß nicht mehr was ich sagen soll. Gestern Abend haben sie ein Essen  veranstaltet. Das einzige was mich beruhigt ist, dass er es genau so wenig möchte.
Ich hoffe dir ergeht es besser.

Cassiopeia

Ich wusste genau das es Bellatrix nicht besser gehen würde als mir. Wahrscheinlich sogar schlimmer.
Es waren nur ein paar kurze Sätze, obwohl ich mir vorgenommen hatte mehr zu schreiben.

Nachdem ich noch zwei Stunden mit wahllos ausgesuchten Büchern aus meinem Regal verbracht hatte, ging ich nach unten. Meine Eltern setzten sich grade an die Tafel an der wir vor 10 Stunden noch das wohl schlimmste Abendessen meines Lebens veranstaltet hatten. Ich setzte mich schweigend an meinen Platz. Meine Eltern sollten ruhig sehen was ich von ihren grandiosen Ideen hielt.

Meine Mutter war mit ihrem Frühstück fertig. Vater war bereits ins Ministerium gefahren. "Können wir das nicht einfach hinter uns lassen, Cassiopeia?"

Hatte ich sie grade richtig verstanden?

"Wie soll ich denn etwas hinter mir lassen mit dem ich den Rest dieses verdammten Lebens verbringen soll..."

Erst im nächsten Moment fiel mir auf das ich das laut gesagt hatte. Soviel zu Selbstkontrolle.

"Cassiopeia!" rief meine Mutter halb empört und halb... keine Ahnung was dieser Unterton in ihrer Stimme machte. Aber mir war es auch egal. Denn als sie aufstand und mir noch etwas hinterherschrie war ich schon lang die Treppen hinaufgerannt und in meinem Zimmer verschwunden. Als ich mich grade in den gemütlichen Ohrensessel neben dem Bücherregal setzen wollte, hörte ich ein lautes Klopfen. Ich wollte mich schon genervt in Richtung der Tür drehen, als ich die Eule am Fenster bemerkte. Ich atmete erleichtert auf als ich sah das es kein Rabe war. Die Lestranges verschickten ihre Post mit Raben. Es war ein Brief von Bellatrix. Als ich den Brief öffnete sah ich nur zwei Wörter. Die Wörter, die ich bereits erwartet hatte.

Rodolphus Lestrange

Als ich den Brief schon fast in den Papierkorb am anderen Ende des Raumes zaubern wollte, sah ich die winzige Schrift am Ende des Briefes.

Heute Abend, 10 Uhr, altes Jagdhaus

Bellatrix machte sich nie die Mühe direkt nach einem Treffen zu fragen. Vorallem nicht in einem normalen Brief. Sie legte einfach fest, wann und wo es stattinden würde. Sie hatte Glück das ich heute Abend noch nix vorhatte.


Nach einem sehr stillen Abendessen schnappte ich mir meine Schuhe und verließ ohne ein weiteres Wort das Anwesen. Ich wusste das ich meine Eltern nicht ewig anschweigen konnte, aber ich könnte es ja für eine möglichst lange Zeit tun. Als ich das große silberne Tor hinter mir gelassen hatte und die große Eichenallee passiert hatte, apparierte ich zu  meinem Treffpunkt mit Bellatrix. Es war zwar noch eine halbe Stunde zu früh, aber ich genoss die Ruhe in diesem Teil des Waldes. Der Nadelwald strahlte so viel mehr Wärme aus, als die uralten Eichen zuhause, bei denen man immer das Gefühl hatte, die Bäume selbst wären für die Dunkelheit, die das Haus umgab, verantwortlich. Wenn sie das nicht sogar wirklich waren.

Ich ging die Stufen zur Tür des Hauses hinauf. Bella bezeichnet es gerne als "Haus", obwohl "Anwesen" wohl die bessere Bezeichnung gewesen wäre. Ich murmelte ein schnelles Alohomora und die Tür schwang auf. Im Wohnzimmer angekommen entfachte ich mit einem Schwenk meines Zauberstabs die Kerzen und den Kronleuchter. Wie ich es liebe, frei Magie ausüben zu können.

Da Bellatrix nicht grade die Pünktlichkeit in Person war, schnappte ich mir einen der alten Wälzer über schwarze Magie, die überall im Haus verstreut lagen. Da nurnoch Bella und ich diesen Ort wirklich benutzten, interessierte die Unordnung niemanden. Ich war zwar immer hoffnungslos aufgeschmissen, wenn ich etwas bestimmtes suchte, aber es hielt mich nie davon ab, trotzdem alles rumliegen zu lassen. Und mittlerweile kann ich's mir ja einfach herzaubern.

Ich schlug das Buch einfach irgendwo in der Mitte auf las mir den dort niedergeschriebenen Eintrag durch. Er handelte von schwarzer Runenmagie. Der Eintrag war alt. Sehr alt. Und gefährlich. Den hier wurde nicht nur über die tiefste dunkle Magie berichtet. Hier stand auch wie man sie anwand. Und ich finde es ist eine sehr gefährliche Information, wenn man weiß wie man einen Menschen töten konnte, indem man nur stumm eine Rune in die Luft zeichnete. Manche Zauberer sollten das lieber nicht in die Hände bekommen. Mit soetwas bewegte man sich selbst unter dunklen Magiern auf einem schmalen Grat. In diesem Moment hörte ich die Eingangstür klacken. Ich hatte garnicht bemerkt, dass es schon nach 10 war.

"Bella" begrüßte ich sie, und drehte mich um. Als ich ihr Gesicht sah, wusste ich, dass ich für die nächsten Minuten sowieso kein anderes Wort werde sagen können. Und, wie Bella halt so war, begann sie auch augenblicklich ein hysterischer Redeschwall. Aber ich kannte sie jetzt seit 7 Jahren, weshalb ich mich daran gewöhnt hatte.

"Ich kann immernoch nicht glauben das sie das getan haben. Rodolphus Lestrange. Warum grade Rodolphus Lestrange? Warum dieser arrogante, selbstverliebte, aufdringliche,...ARGHH. Und vor zwei Tagen war der zum Essen da. Ist ja nicht so als könnten sie mir nicht wenigstens einen Tag Ruhe gönnen. Und die haben schon einen Termin für die Verlobungsfeier ausgemacht! Als hätte ich da nicht ein minimales Mitspracherecht! Und als wäre das nicht genug, hat dieser aufgeplusterte Waschlappen mich die ganze Zeit so dämlich angegrinst. Was der eigentlich denkt wer er ist."

Als sie sich beruhigt hatte und sich in den Sessel mir gegenüber gesetzt hatte, war erstmal kurz Stille. Und dann begann ich, ihr von meinem "Ach so tollen" Verlobten zu erzählen...

Cassiopeia's Tagebuch STILLGELEGTWhere stories live. Discover now