Unter angekommen war bereits alles vorbereitet. Die Gäste waren im Garten versammelt und warteten bloß darauf, dass wir den Abend eröffneten. Ich hatte immer noch keine Ahnung welche Spieler sich nominiert haben. Keine bis auf Sergio wusste das, da er ihre Bürgschaften unter die Lupe nahm. Diese Regeln hatte Dante neu aufgestellt, da er kein Interesse an den Namen hatte. Diese Spiele war für ihn nur eine Pflichtveranstaltung und er wollte so wenig wie möglich davon wissen.
Als wir den Garten betraten stockte mein Atem, er war fast nicht wieder zu erkennen. Überall standen Männer in Sportkleidung herum und wärmten sich auf. Ich fühlte mich leicht overdressed, wenn ich mir die legere Kleidung der Anwärter ansah, doch als mein Blick auf die andere Seite des Gartens fiel, verwarf ich diesen Gedanken wieder.
Männer und Frauen in Abendgarderobe standen um kleine hohe Tische versammelt und starrten uns gespannt an. Irgendwie hatte das ganze was von den Gladiatorenkämpfen aus dem alten Rom. Anscheinend hatten sich die Italiener diese Angewohnheit auch nach Jahrhunderten noch nicht abgewöhnt.
In der Menge konnte ich die Martinellis ausmachen, alle bis auf Sergio.
Sie standen in vorderster Reihe und lächelten und alle an, außer Lorenzo.
Hinter ihnen stand die Familie von Sergios Bruder, nur nicht Fabio.

Ich sah wieder zu meinem Mann, welcher nun zu einer kleinen Bühne ging. Er zog mich mit sich und stellte sich vor ein Mikro.
"Liebe Anwärter, Liebe Gäste. Ich darf sie heute zu den ersten Anwärterspielen dieser Generation begrüßen." Er stoppte kurz, als Sergio zu uns kam und ihm eine Liste überreichte. Dante nickte und fuhr dann fort, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
"Bevor ich ihnen offenbare, welche Anwärter zu den Spielen zugelassen wurden, gebe ich einen kleinen Überblick über den heutigen, sowie über die nächsten zwei Tage.
Zu aller erste werden wir in der Kampfrunde die Stärke eines jeden Spielers testen. Die Gewinner qualifizieren sich automatisch für die nächste Runde. Die Verlierer scheiden aus, sind aber, wie es Brauch ist, herzlich dazu eingeladen an der Siegerfeier teilzunehmen. Am zweiten Tag findet der Intelligenztest statt. Die Ergebnisse dieser Runde offenbaren wir erst zu beginn des dritten Tages. Nachdem auch der Loyalitätstest vollzogen wurde beraten ich mich mit meiner Frau, meinem Vater und mit Alberto über einen möglichen Cape."
Als Albertos Name fiel zischte Sergio laut auf. Ihm war es deutlich anzusehen, dass er mit der Entscheidung seines Sohns, der alten Cape seines Großvaters mitbestimmen zu lassen, alles andere als gefiel. Auch für mich war das eine Überraschung. Ich sah mir das Publikum noch einmal genauer an und konnte Alberto und seine Frau Francessca im hinteren Bereich der Menge erkennen. Ich schenkte den beiden ein ehrliches Lächeln, was ich sogleich zurück bekam.
"Gut beginnen wir mit den Anwärtern." fuhr mein Mann seine Rede fort und ignorierte die Unzufriedenheit seines Vaters. Er klappte den Zettel auf und erst jetzt verstand ich, dass Sergio ihm die Liste mit den Spielern gebracht hatte.
"Gabriele Serra." begann Dante die Namen von der Liste runter zu rattern.
"Davide Pellegrino, Alessandro Mazza" Seine Stimmlage war kühl und desinteressiert und er machte sich nicht einmal die Mühe hoch zusehen, um den Mann zu begrüßen, dessen Namen er grade laut vorlas. Die aufgerufenen Männer machten jeweils einen Schritt nach vorne und versammelten sich vor der Bühne.
Plötzlich stoppte Dante und sah zu seinem Vater. Er versteifte sich und der vorher kühle und emtionslose Gesichtsausdruck wechselte zu einem voller Hasse und Abscheu. Ohne mich anzusehen griff er nach meinem Arm und zog mich noch näher an sich. Er legte eine Hand um meine Hüfte und seine Finger bohrten sich regelrecht in meine Haut.
"Fabio Martinelli." las er den nächsten Namen vor und spuckte ihn heraus, als wäre es ein Schimpfwort gewesen. Ich sah zu den Anwärtern und konnte meinen Augen nicht trauen. Fabio trat hervor und stellte sich mit einem siegreichen Lächeln zu den anderen. Ich hatte nie darüber nach gedacht, dass jemand aus der Familie sich bewerben würde. Dantes Brüder sahen ja auch von der Position ab, wobei das für mich viel mehr Sinn machen würde, wenn Luca oder Lorenzo die Stelle des Cape einnehmen würden.
Marco hatte mir erklärt, dass Dante keinen von der Familie als rechte Hand wollte, aber was genau dahinter steckte wusste er auch nicht. Ich schätze für ihn war schon immer klar, dass es Pablo werden würde, aber selbst jetzt wo er nicht mehr da war, wählte er keinen seiner Brüder.
Ich nahm mir vor ihn bei Gelegenheit mal zu fragen.
Dann sah ich wieder zu meinem Mann, welcher bereits die nächsten Namen vorlas.
"Tommaso Battaglia, Samuele Magnani, Enea Fagio, Liam Rosso, Domenico Rinaldi, Raffaele Esposito." Die Liste wollte einfach nicht enden. Immer und immer mehr Männer kamen nach vorne und ich wusste schon gar nicht mehr bei was für einer Anzahl wir gerade waren.
Nach weiteren fünf Namen, bei denen ich schon nicht mehr zugehört hatte, stoppte Dante erneut und sah nun mich an. Diesmal konnte ich seinen Blick nicht deuten, doch wenn ich mich nicht irre, dann sah ich einen hauch von Enttäusch darin.
Moment mal ist er enttäuscht? Von mir?
Ich zog die Augenbrauen zusammen, was ihn dazu veranlassen sollte mir zusagen, was bei ihm eine solche Reaktion ausgelöst hatte, doch er starrte mich einfach nur weiterhin an. Ich war kurz davor ihm das Blatt aus der Hand zu reißen und selbst nachzusehen, doch gerade als ich diesen Entschluss gefasst hatte näherte er sich meinem Ohr.
"Darüber reden wir noch, Amore!" Seine Worte waren alles andere als ein Hauchen, eher ein Schlag ins Gesicht, so scharf wie sie mein Innenohr trafen. Mein Magen zog sich zusammen.
Ohne das ich wusste worum es ging stieg Panik in mir auf. Ich hatte immer noch einige Geheimnisse vor Dante und alleine der Gedanke, dass er hinter die Aufnahmen gekommen war ließ meinen Blutfluss stocken.
Plötzlich meldete sich wieder die Vernunft in meinen Kopf. Wie soll er denn dahinter gekommen sein? Und dann auch noch aufgrund des Zettels in seiner Hand? Nein hier ging es um etwas anderes.
Während mein Gehirn weiter nach Erklärungen suchte drehte Dante sich wieder zum Mikrophone und las den nächsten Namen vor.

"Vlad Orlow!"

Mein Herz blieb stehen.

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