Kapitel LXXIV

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Dante hingegen ignorierte meine Worte und ging zur Zimmertür, welche er weit aufriss.
"Giovanni!" schrie er in den Flur und der gefragte tauchte so gleich im Türrahmen auf.
"Mach bei meiner Frau einen Bluttest, bevor sie zum CT kommt. Es könnte sein, dass sie schwanger ist."
Giovanni nickte und verließ das Zimmer, bevor ich auch nur einen Ton von mir geben konnte.

Nach einigen Minuten tauchte eine Krankenschwester auf, welche mir Blut abnahm. Ich wollte mir erst dagegen wehren, aber soll ich unrecht haben, dann würde das CT meinem Kind schaden. Dante wandelte wie ein Geist durch mein Krankenhauszimmer. Seit unserer Auseinandersetzung hatte er kein Wort mehr mit mir gewechselt.
Jedes Mal, wenn ich denke, dass wir einen Schritt weiter kommen in unserer Beziehung passiert etwas, dass uns wieder zurück wirft. Ich war es so leid immer wieder dafür zu kämpfen. Die Müdigkeit überkam mich und ich ruhte meinen Kopf auf dem überraschend weichen Kopfkissen aus.

Diesmal weckte mich ein lautes Geräusch. Ich schreckte im Bett auf uns sah mich verwirrt um. Die Krankenschwester, welche mir zuvor Blutabgenommen hatte, kniete auf dem Boden und sammelte irgendwelche Instrumente auf. "scusa" nuschelte sie und stand dann wieder auf.
Nachdem sie alles wieder an ihren Platz gepackt hatte, verließ sie den Raum und ich war alleine.
Wie lange hatte ich geschlafen? Ein Bick aus dem Fenster verriet mir, dass es bereits dunkel war.
Wo war Dante? Oder Vlad? Nicht einmal Giovanni war zu sehen.
Gerade als ich das Bett verlassen wurde öffnete sich die Tür und Dante kam mit Giovanni rein.
"Seniora wir können nun zum CT fahren. Sie sind nicht schwanger."
Erleichtert atmete ich aus, doch die Luft blieb mir im Hals stecken, als Dante das Wort ergriff.
"Noch nicht."
Eigentlich wolle ich ihm meine Meinung sagen, ihn zusammen stauchen und ihn zu rede stellen, was ihm eigentlich einfiele über meinen Kopf hinweg zu entscheiden. Aber ich schluckte meine Wut herunter und ließ mir von ihm aus dem Bett helfen.
Ich würde die Diskussion vertagen und hoffentlich könnten wir dann in ruhe darüber reden.

Das CT war schnell gemacht, auch wenn ich mir bereits sicher war, dass ich eine solche Prozedur in Zukunft vermeiden werden. Enge, laute Räume war definitiv nicht meine Stärke.
Nachdem Giovanni uns mittgeteilt hatte, dass alles normal war konnten wir endlich nach Hause fahren. Ich atmete die kühle Abendluft ein und war froh, endlich diese sterile Umgebung verlassen zu haben. Krankenhäuser gehörten eindeutig auch nicht zu meinen Lieblingsorten.
Die Fahrt über sah ich aus dem Fenster und versuchte Dantes und Vlads Debatte darüber, wer sich wie in welchen Situation zu verhalten habe, auszublenden.
Erschöpft vom ganzen Trubel kamen wir endlich zu Hause an. Als Dante die Tür aufschloss wurden wir von einer hitzigen Diskussion begrüßt.
"Wieso sollten sie dich wählen? Du bist noch selbst wie ein Kind!" kam es abwertend von Luca.
"Erstens bin ich kein Kind und zweitens bin ich lustiger als ihr alle zusammen." rechtfertigte sich Marco und ich konnte mir sein grinsen dabei bildlich vorstellen. "Niemals würde sie sich für dich entscheiden, sie brauchen jemand verantwortungsbewussten, dem sie vertrauen können und nicht einen Clown, der ihr Kind dazu nutz um Frauen aufzureißen." Stieg nun auch Riccardo in die Diskussion mit ein.
Fragend sah ich zu meinem Mann, welcher aber bloß unwissend die Schultern hob. Was ist denn in seine Brüder gefahren?
Wir folgten den Stimmen und blieben in der Tür zum Wohnzimmer stehen, wo sich alle versammelt hatten.
Riccardo und Leonardo saßen auf dem Sofa und starrten Marco an, welcher wild in der Gegend herum gestikulierte. "Ich würde ein Baby doch nicht dazu benutzen um Frauen aufzureißen, das hab ich nicht nötig. Ich bin der lustige Onkel mit dem man Spaß haben kann. Bei dir würde das Kind sich bloß zu Tode langeweilen."
Kind? Onkel? Worum ging es hier eigentlich?
Vlad tauchte hinter uns auf und zwängte sich an mir vorbei, um in den Raum reinzukommen.
"Erstens, ich wäre der spaßige Onkel und zweitens ist Anastasia nicht schwanger." Vlad blieb nicht einmal stehen, während er redete, sondern verschwand nach dem letzten Wort in der Küche.
Wie bitte? Darum ging es hier? Alle Augenpaare waren nun auf mich gerichtet und ich wünschte, der Boden würde sich auftun und mich verstecken, bis Gras über die Sache gewachsen war.

"Komm ich lass dir ein Bad ein." Dantes Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit von seinen Brüdern weg und ich nickte zustimmend. Ein heißes Bad war genau das was ich jetzt brauchte.
Wir verließen das Wohnzimmer, ohne auch nur ein Wort mit seinen Brüdern gewechselt zu haben und machten uns auf den Weg in unser Zimmer.
Das erste was mit auffiel, nachdem Dante die Tür geöffnet hatte, war das nagelneu Bett. Es war aus einem schwarzen Holzgestell und passte sich der Atmosphäre des Raumes perfekt an. Wenigstens eine Sache hatte heute gekappt.
Dante ging schnurstracks ins Bad und Sekunden später hörte ich bereits laufendes Wasser.
Ich nahm mir meine Schlafsachen und ging ebenfalls ins Bad.
Die Wanne war bereits halb gefüllt und Dante hatte einige entspannende Öl ins Wasser hinzugefügt, welche den Raum erfüllten.
Allein der Duft nahm die Anspannung aus meinen Schultern.
Mein Mann stellte sich hinter mich und legte seine Hände auf meinen Bauch.
"Ich muss noch ein paar Stunden arbeiten, dann komm ich in unser neues Bett."
Er gab mir einen Kuss hinter mein Ohr und mein Körper reagierte augenblicklich mit einer Gänsehaut.
Seine Andeutung auf unser neues Bett war mir nicht entgangen, aber ich entschied mich dazu nicht darauf einzugehen. Dante löste sich von mir und kurz danach hörte ich unsere Zimmertür zugehen.

Ich schätze er muss die Zeit nachholen, die er bei mir im Krankenhaus verbrachte.
Ich entledigte mich meiner Kleidung und stieg in die warme Badewanne.
Das Wasser umhüllte meinen Körper und ich ließ es zu.
Als fast jeder Zentimeter meines Körpers bedeckt war legte ich meinen Kopf in den Nacken und stütze ihn am Rand der Wanne ab.
Mit geschlossenen Augen entspannte ich jeden Muskel und atmete genüsslich die wohltuenden Dämpfe ein.

Plötzlich riss ich meine Augen auf und setzte mich aufrecht hin.
Mein Laptop!
Die Email!
Die Aufnahmen!

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