Kapitel 10

415 18 0
                                    

Ich saß an meinem Platz und wartete, bis endlich Geschichte anfangen würde. Genervt drückte ich meinen Kugelschreiber immer wieder auf den Block, sodass ein schnelles Klickgeräusch entstand. Sehr vertieft in das Geräusch meines Stiftes, hörte ich Schritte. Eine Frau kam ins Zimmer und legte ihre Bücher auf das Pult.
Die Lehrerin hieß Mrs Bellamy und war wirklich sehr schön. Sie hatte dennoch ganz altmodische Sachen an, meiner Meinung nach. Dinge die Madam Richards damals trug. Mrs Bellamy trug nämlich einen karierten, knielangen, engen Rock. Dazu eine enges Jacket im gleichen Muster und süße Loafers. Hätte nie gedacht, dass ich diesen Stil mal wieder sehen werde. Ich musterte sie von oben bis unten. Sie wirkte wie eine anständige nette Frau und ich freute mich, sie als Lehrerin zu haben. „Na komm schon Aurora. Stell dich mal vor.", rief sie auf einmal und ich sah erschrocken auf. „Ähm klar.", stotterte ich und drückte mich am Pult langsam nach oben. „Mein Name ist Aurora E-Evans und ich bin 16 Jahre alt...".
Sagte ich und spielte verlegen an meinen Fingern rum. „... ok und warum bist du hier her gezogen?", fragte mich Mrs. Bellamy, die anscheinend nicht mit meinen Antworten zufrieden war. Aber was sollte ich jetzt sagen? Ich bin vergraben worden, wieder ausgegraben worden und jetzt ein Avenger? Ich bin so froh dass unser damaliger Einsatz nicht dokumentiert wurde. Deshalb kannte mich auch keiner und so sollte es eigentlich auch bleiben. „Meine Eltern waren tot.. deshalb habe ich Kontakt mit meinem O-Onkel aufgenommen... Jetzt w-wohne ich bei ihm.", stotterte ich. Die ganze Klasse sah mich an und ich fühlte mich immer unwohler. Wie konnte man nur so neugierig sein? Mich würde das Leben einer fremden Person gar nicht interessieren. Etwas genervt setzte ich mich wieder und starrte auf meinen Block. Ich spürte wie sich alle Kinder langsam wieder nach vorne drehten und mich nicht mehr ansahen. „ Äh danke Aurora ... und mein herzlichstes Beileid. Bitte seit nett zu ihr und versucht sie zu integrieren. Aber jetzt müssen wir schon zu dem weniger spannenden Teil übergehen. Tut mir leid, aber dieses Jahr machen wir nicht leichte Spiele für den Anfang oder Ähnliches. Holt Blätter und Stifte raus!" rief Mrs Bellamy. Alle kramten in ihren Lack und Leder Handtaschen rum und holten einzelne Stifte aus Marmor hervor. Ich sah auf meinen schwarzen Stoff Rucksack und fühlte mich unwohl. Auch meine Federtasche in knalligem Blau passte nicht wirklich rein. Damals hatten alle braune Leder Rucksäcke und eine kleine Tafel. Ich wendete meinen Kopf zu Milla und Nora. Nora hatte einen knall gelben Rucksack und Milla einen schwarzen Beutel. Doch die Täschchen der klimpernden, zickigen Mädchen waren mir sehr unsympathisch. Ich vergaß völlig die Zeit, beim Beobachten der Anderen, dass ich gar nicht mit bekam, was Mrs. Bellamy erzählte. „Aurora?" , hörte ich und fuhr herum. Es war Milla. Sie sagte nichts, aber hielt mir einen kleinen Zettel hin. Ich nahm ihn zögernd entgegen und versuchte mit ihr Blickkontakt zu halten. Immer länger, bis es zu einem jeglichen Kampf wurde, wer als erstes weg guckte. Doch mein Temperament ließ nicht nach. Tat es noch nie. Ein freches Lächeln huschte mir über die Lippen, bis Milla anfing zu kichern. Sie ... kicherte. Mit ihren blaugrünen Augen lächelte sie mich friedlich an und deutete mit ihrem Finger auf den Zettel. Ich war vollkommen verwirrt, wollte mich jedoch nicht schwach zeigen. Also versuchte ich weiterhin selbstbewusst zu wirken und öffnete den Zettel. „Nach der Stunde ist Lunch. Willst du mit uns in den Tacoladen oder vielleicht ein Café?" Wieso waren sie so nett zu mir? Als Antwort gab ich ihr ein schwaches Nicken. Sie hielt mir ihren nach oben zeigenden Daumen hin, bis sie wieder zur Tafel guckte. Immer noch verwirrt, legte ich den Zettel an die Ecke meines Pults.

„Kann mir jemand das Datum nennen, wann die Bombe damals in Brooklyn einschlug?". Ich sah erschrocken auf. Meine Frisur war zerstört und meine Augen wirkten müde. War das wirklich ihre Frage? Anscheinend bemerkte Mrs. Bellamy meinen Blick.: „Aurora, weißt du die Antwort?", fragte sie interessiert. „S-sechster Februar 1944?" , flüsterte ich. Sie machte nur einen fragenden Blick. Ich stöhnte leise. „Sechster Februar 1944.", rief ich nun, sah aber nur auf meine Schuhe. „Sehr gut, das stimmt. Die Bombe traf damals in Brooklyn ein, genau in den Stadtteil, wo viele Wohnungen auf engem Raum waren. Etwa 20 tausend sind umgekommen und verbrannt. Die Gegend war danach komplett zerstört und manche Häuser, gar nicht mehr zu sehen. Die Archiv Leute und Archäologen haben sogar heute noch alte Knochen dort gefunden, von Menschen die dort unter der Erde vergraben waren."

Ich war langsam wirklich genervt. Wieso? Wieso?! Wieso immer die ekligen Parallelen. Ich kaute immer doller auf meinen Nägeln und es tat langsam echt weh. Anscheinend bemerkte mich Nora und nahm meine Hand. Ich erschrak. Wieso nahm sie meine Hand?! Ich kannte sie nicht mal. Sie kannte mich nicht. Doch sie ließ sich nicht abschrecken. „Ist es zu viel für dich, Aurora? Der erste Tag ist immer schwer.", flüsterte sie friedlich lächelnd. „G-geht schon.", flüsterte ich zurück und befreite meine Hand langsam aus ihrer. Sie sah leicht enttäuscht wieder auf ihren Block und schrieb weitere Sätze von der Tafel ab. War ich zu hart? Ich bin nicht an so engen Menschenkontakt gewöhnt. Den Rest der Stunde verbrachte ich mit dem Kopf auf meinem Block. Ich wollte überhaupt nicht, dass Geschichte endet. Danach musste ich mich mit drei Mädchen unterhalten und essen.

„Hey Aurora, kommst du jetzt mit uns?", fragte mich Wilma, die zusammen mit Nora und Milla vor mir stand. „Klar.", sagte ich verschlafen. Ich nahm meinen Rucksack und stand auf. Sie packten mich in den Mitte und gingen zusammen vom Schulgelände. „Du wirst den Laden lieben, Auri.", sagte Nora. „Ja auf jeden Fall. Dort gibt es auch überbackene Nachos, Pommes und Kartoffelecken. Es is sooo lecker!", antwortete nun Milla und lachte. Wilma mischte sich nun ein: „Ja das stimmt. Wir sind jede Woche mindestens drei mal da." Ich hab den ganzen Weg über nichts gesagt. Sie unterhielten sich über den Unterricht, neue Lehrer und ... die Avengers. „Natasha Romanoff ist so toll. Ich würd sie so gerne treffen!" , kreischte Wilma und hüpfte wild herum. „Ja sie is cool..." , sagte Nora „... aber Tony Stark ist viel cooler." Sie waren so aufgedreht wie kleine Fangirls und langsam bereute ich, dass ich mit gekommen bin.

„Na was wollt ihr Kinder?", fragte eine ältere Frau mit vielen Falten im Gesicht, hinter dem Tresen. Alle sahen mich fragend an. Ich hatte noch nie Essen in einem Imbiss bestellt. „ Äh das Tagesmenü?" , fragte ich, obwohl ich nicht wusste ob es überhaupt existierte. „Alles klärchen, das wären dann die extra spicy Kartoffelchips, einen Sandwich mit Pute und Käse, und ein Getränk deiner Wahl." Die faltige Frau sah mich fragend an, doch ich war total überfordert. Es waren mehrere Sekunden vergangen in denen peinliche Stille herrschte. „Nimm Orangenbrause.",,flüsterte mir Nora ins Ohr. „Ich nehm Orangenbrause, schätze ich". Die Verkäuferin nickte, nahm einen Becher mit peinlicher Werbung drauf und füllte eine gelbe Flüssigkeit rein. Sie stellte den Becher auf den Tresen, bis sie sich wieder umdrehte um ein in Papier eingewickeltes Brot zu holen. „ Und ... hier sind deine Kartoffelchips.", sagte sie während sie eine kleine Papierschale mit Chips füllte. Sie stellte alles auf den Glas Tresen und sagte: „ 12,80€ dann einmal". Ich kramte in meinem schwarzen Rucksack herum und holte mein rotes Leder Portmonee raus. Dadrin zu finden war ein 10€ Schein, den ich der Falten Frau hinlegte. Sie warf mir einen irritierten Blick zu „Tut mir leid Kleine, das ist zu wenig.". Ich hatte wirklich lange nicht mehr mit Geld bezahlt und war verwirrt. Schon wieder verging peinliche Stille, bis letztendlich Milla schnell noch 3€ in die Hand der Frau legte. Als Dank lächelte ich sie leicht an.

Zusammen saßen wir nun an einem Tisch in einem kleinen Park. Um uns herum waren viele Blumen und Bäume. Ich fühlte mich sehr wohl und irgendwie ... friedlich. Das konnte man von den Anderen nicht wirklich behaupten. Sie kreischten und lachten. Wir aßen und erzählten. Ich zwar nicht so viel, aber die anderen ergänzten um so mehr. Sie waren ziemlich verrückt. Ich hab mich schnell eingefunden. „Hey Aurora, wo wohnst du eigentlich? Vielleicht könnten wir ja eine Pyjama Party machen.", kicherte Wilma. Ich sah erschrocken von meinem Sandwich auf. „Ähm bei meinem Onkel. Nicht weit weg." , versuchte ich mich aus der Situation zu retten. „Habt ihr eine Wohnung oder ein Haus?", fragte sie weiter. „H-Haus.", antwortete ich. „Cool, vielleicht könnten wir uns ja mal treffen.", rief sie und alle freuten sich. Naja, bei mir ging's eigentlich nicht. Aber ich wollte den Mädchen nicht die Freude versauen. Nach einer halben Stunde gingen wir zurück zur Schule, wo ich nur noch Mathe und Musik über mich ergehen lassen musste. Jetzt war ich bereit für mein Treffen mit Peter.

Ich bin nicht sooo zufrieden mit dem Kapitel. Wie gefällts euch? ❤️❤️❤️

I will never forgive you this |  Peter Parker, Steve Rogers Where stories live. Discover now