Kapitel 3

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"Wie heißt du?"- „Meinen Namen hat ewig niemand benutzt. Ich glaube es war... Möglicherweise... Tarja. Keine Ahnung, ob ich einen Nachnamen hatte. Vielleicht. Oder auch nicht.", erwidere ich stirnrunzelnd. Die Wahrheit. Der Junge nickt. Bestätigt meine Aussage.

"Wer schickt dich?"- „Die Weißen wollten mich hier." Eine Lüge. Der Junge schüttelt den Kopf. Der Direktor sieht mich durchdringend an. „Eigeninitiative.", antworte ich kühl. Ein Nicken. Eine überraschte Reaktion.

"Wie alt bist du?" Ich lache leise auf. „Ich weiß nicht. Ich kann raten, wenn Sie wollen." Der Direktor runzelt die Stirn und murmelt missmutig: „Das haben wir gleich. Jaro?"- „Ja, Sir.", antwortet der Junge. Er kommt zu mir, legt mir wieder die Hand auf die Stirn. Du tust dir keinen Gefallen mit deinen Lügen.- Das bezweifle ich... Jaro, Licht in der Nacht. Ein schöner Name.- Hör auf, sonst fängst du noch an, mir zu gefallen. „Sechzehn Jahre, neun Monate, ein Tag."- „Gut zu wissen.", scherze ich, lasse mir die Überraschung nicht anmerken. Jaro entfernt sich mit einem mahnenden Blick wieder. Erst sechzehn? Ich kam mir viel älter vor. Als hätte ich ein halbes Leben in der Hölle verbracht.

Der Direktor nickt angespannt. Dann fragt er ungeduldig: "Wer sind deine Eltern?" Ich zucke nur mit den Schultern. Ich habe meine Eltern nie kennengelernt. Jaro nickt erneut bestätigend.

"Was ist deine Mission?"- „Ich soll euch infiltrieren und dann einen nach dem anderen im Schlaf überfallen und ausnehmen. Dann soll ich eure Amtsträger ermorden und durch die Infiltration einen Bürgerkrieg auslösen, in dem euch eure Unterlegenheit als ewige Sklaven in unsere Herrschaft zwingt.", erwidere ich trocken. Eine Lüge. Zumindest für jetzt und was mich betrifft. Der Direktor sieht sich zu Jaro um. Dieser ist erstarrt und sieht mich an. In seinem Blick liegt Anspannung. „Ich kann mich nicht entscheiden, Sir... Sie muss... Beides gleichzeitig, uhm..." Er wirkt verlegen. Sein Vorgesetzter bellt mich an: „Umformulieren!"- „Das ist der Masterplan dieser Arschlöcher, dem würde ich mich niemals anschließen, Herrgott!" Jaro atmet erleichtert auf und nickt entspannt.

"Woher kennst du die geografische Position der Akademie?"- „Hab Google benutzt." Eine sehr durchsichtige Lüge. Jaro schüttelt den Kopf. Ich kann sehen, wie er sich beim Wort Google ein Grinsen verkneifen muss. Gleich darauf sieht er wieder düster drein. Er weiß, dass sie irgendjemand verraten hat. „Wenn du mir nicht sofort..."- „Jaja. Schon gut. Ich habe die Information eingetauscht. Ich habe euren Leuten verraten, wo die drei größten Waffenlager und die weiße Akademie sind. Zufrieden?", antworte ich genervt. Mittlerweile möchte ich nur noch ausruhen.

"Wie sollen wir dir glauben, kannst du etwas als Sicherheit anbieten?", fragt der Direktor schließlich. „Ich habe mein Leben. Das könnt ihr meinetwegen haben, aber ich verarsche euch nicht, klar?"- „Wir prüfen das alles.", murmelt der Alte. Dann einen Moment lang Stille.

"Wie hast du den Weißmagischen Detektor umgangen?"- „Ich bin nicht vollständig weißmagisch veranlagt.", behaupte ich- also genau wissen kann ich es nicht- und der Alte knurrt interessiert herausfordernd: "Zeig mir deine Magie."- „Nicht in diesem Zustand! Das kann sie das Leben kosten. Ich hielt schon diese Befragung für eine Zumutung, Sir.", schaltet sich die Ärztin in der Ecke an der Tür energisch ein. Sie ist noch jung, erst etwa fünfzig. Der Direktor seufzt nachgiebig und entfernt sich ein Stück. Ich atme auf. Ich hätte jämmerlich versagt.

Der Direktor ringt mit sich, dann verlässt er das Zimmer. Jaro läuft ihm nach. Ich kann sie diskutieren hören. Die Ärztin steht immer noch in der Ecke. Mustert mich. „Du erinnerst mich an jemanden. Ist ewig her. Wollen wir hoffen, dass du ihm Ehre machst.", flüstert sie unter Augenkontakt. Dann bin ich wieder allein.

Gloomy AwakeningWhere stories live. Discover now