Eine Stunde später saßen Legolas und Nienna an einem großen Tisch in Tathars Haus. Sie hatten beide gebadet, und Nienna hatte ein Kleid von Maltawen bekommen, sodass sie sich nicht wieder in ihre schmutzige Decke einwickeln musste.
Doch trotz allem wussten die beiden nicht, wieso sie hier bei Tathar und Maltawen waren, wieso sie so freundlich zu ihnen waren und vor allem, wieso Tathar wusste, wie Nienna hieß.
"Ich denke, wir müssen reden." eröffnete Tathar das Gespräch. Maltawen begrub das Gesicht in ihren Händen. "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll..." sagte Tathar unsicher.
Maltawen tauchte aus ihren Händen empor und übernahm. "Legolas, vielleicht ist dir die Ähnlichkeit zwischen dir und mir schon aufgefallen. Nun ja, das liegt daran, dass..." sie sah unsicher zu Tathar. Er nickte ihr aufmunternd zu.
Sie holte tief Luft. "Wir sind Halbgeschwister."
Legolas riss die Augen auf. "Was?!"
Maltawen seufzte zittrig. "Thranduil ist mein Vater." Sie nickte Nienna zu. "Und deine Mutter ist auch meine Mutter."
Unter dem Tisch drückte Legolas Niennas Hand. Diese Offenbarung kam ziemlich überstürzt.
"Ich würde gerne die ganze Geschichte hören." sagte Nienna mit einer Stimme, die nicht brüchig, sondern bereits gebrochen war.
Tathar seufzte. "Na schön."
Nienna rückte näher an Legolas. Er drückte abermals ihre Hand.
"Ich lebte selbst einmal im Düsterwald. Ich war verantwortlich für die Pferde, für die Ställe. Eines Tages traf ich den König mit seiner neuen Frau. Diese Frau war so wunderschön... ich musste sie einfach kennenlernen. So kam es, dass Nienna und ich uns kennen lernten.
Wir verliebten uns unmerklich ineinander. Aber unsere Liebe war verboten, war sie doch mit dem König liiert! Sie wurde immer unglücklicher, kam immer öfter weinend zu mir. Der König liebte sie nicht, und sie sehnte sich so sehr nach Liebe.
Schließlich merkte sie, dass sie schwanger war. Doch sie wusste nicht, ob von mir oder von Thranduil, denn wir beide kamen infrage. Wir beschlossen, aus dem Düsterwald fortzugehen. Wir wollten nach Bruchtal.
Was soll ich sagen? Wir kamen nie dort an, da sie auf der Reise das Kind gebärte. Sie spürte, dass es von Thranduil war, fragt mich nicht, wie. Ich kann es mir selber nicht erklären."
Nienna riss die Augen auf. Sie spürte, dass Tathar die Wahrheit sagte.
"Jetzt wisst ihr, wie Maltawen zur Welt kam." fuhr Tathar fort.
Nienna sah zwischen ihm und Maltawen hin und her. "Das heißt... wenn sie von Thranduil ist..."
Tathar senkte den Blick. "Ich bin dein Vater."
Legolas küsste Nienna flüchtig auf die Wange. Er wusste um den Gefühlsmischmasch in ihrem Inneren. All diese Informationen kamen ziemlich überstürzt.
"Die Geschichte ist noch nicht vorbei." sagte Maltawen mit ihrer glockenhellen Stimme.
Tathar seufzte und fuhr fort. "Wir drei lebten fünf Jahre hier, bis Nienna abermals schwanger wurde. Unser Glück war riesig: ein gemeinsames Kind, das, was wir uns immer gewünscht hatten. Unsere kleine Melethwen sollte unser Glück besiegeln."
Nienna runzelte die Stirn. Melethwen?
Tathar seufzte abermals, aber diesmal abgrundtief. "Aber hier in der Nähe gibt es Orks. Damals waren es nur wenige, vielleicht zehn. Ich sollte sie umbringen, und in der Zeit sollten die schwangere Nienna und Maltawen schon einmal vorgehen, nach Bruchtal. Aber irgendwas ist schiefgelaufen..."
Tränen traten in seine Augen. "Nienna wurde von den Orks gefangen. Maltawen konnte sich befreien und lief zurück zu mir, aber da sie mir nicht sagen konnte, wo Nienna verloren war, hatte ich keinen Anhaltspunkt, wo sie sein könnte."
Er seufzte. "Was danach passierte, weiß ich nur, weil ich bis nach Rohan geritten bin, um sie zu suchen.
Sie konnte sich irgendwie aus den Verliesen der Orks befreien. Schwer verwundet schleppte sie sich in irgendeine Richtung. Sie kam nach Rohan, brachte mit letzter Kraft das Kind zur Welt und starb. Sie konnte den Menschen, denen sie ihr Kind anvertraute, nur ihren eigenen Namen nennen. Diese Menschen nannten das Kind einfach nach ihr, weil sie den für sie bestimmten Namen nicht wussten."
Er sah Nienna tief in die Augen. "Eigentlich solltest du Melethwen heißen."
Es war zu viel für sie. Nienna sprang auf und lief in das Zimmer, in dem sie und Legolas vorerst wohnen durften. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen. Das waren einfach viel zu viele Informationen auf einmal.
Legolas lief ihr hinterher. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.
Stoßweise und unregelmäßig kamen die Tränen, und Nienna konnte ihre Atmung nicht mehr kontrollieren. Legolas saß einfach still neben ihr auf dem Bett und hielt sie, bis sie sich wieder beruhigte.
Nach einer Weile wurde ihre Atmung tatsächlich wieder ruhig. Die Tränen liefen allerdings immer noch.
"Ich bin ei-ein Kind von de-dem da..." schluchzte sie an Legolas' Schulter. Er strich ihr sanft über den Rücken. "Ja. Aber..."
"Und i-ich heiße gar nicht wirklich Ni-Nienna..." das Schluchzen wurde stärker. "Doch, natürlich! Wenn du so heißen möchtest, dann heißt du auch so. Aber weißt du was?"
Nienna löste ihr Gesicht von seiner Schulter. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. "Was denn?"
Legolas strahlte sie an. "Wir sind nicht verwandt."
Nienna lächelte kläglich. "Das ist gut. Das einzig gute an dieser Sache."
Legolas küsste sie sanft. Dann stand er auf und stellte sich vor sie.
Er legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, bis sie ihm direkt in die Augen sah.
"Nienna..." begann er feierlich.
"Als ich dich das erste Mal gesehen habe, da wusste ich schon, dass du die Eine für mich bist. Wir hatten ein paar Startschwierigkeiten..." Er dachte an seinen gefälschten Hass auf Nienna.
Er räusperte sich. "Aber wir sind immer zusammen geblieben. Dass ich dich heilen konnte, spricht auch dafür, dass wir füreinander bestimmt sind. Jetzt bekommst du bald ein Kind, unser Kind, und außerdem wurde unsere größte Sorge, nämlich dass wir verwandt sind, als Lüge entlarvt. Ich wollte dich das hier schon lange fragen, aber ich habe gewartet, bis fest stand, dass wir wirklich nicht verwandt sind."
Er holte tief Luft. "Ich liebe dich, Nienna. Ich möchte mich so fest an dich binden wie es geht."
Er sah Nienna an, und dieser Blick war so liebevoll, dass man es gar nicht beschreiben konnte. Dann nahm er Niennas Hand und ging langsam in die Knie.
"Möchtest du meine Frau werden, Nienna?"
Nienna schlug die Hände vor den Mund. "Ja!" flüsterte sie. "Ja, ja, ja, Ja!"
Ihr Kummer und ihre Verwirrung war vergessen. Jetzt zählte nur, dass sie Legolas über alle Maßen liebte. Und dass er sie auch liebte.
Sie schlang die Arme um ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. Doch das interessierte die beiden nicht. Nur zu gerne erwiderte Legolas Niennas leidenschaftlichen Kuss. Sie zog ihn noch näher an sich, was ihm ein Stöhnen entlockte.
Er hob sie hoch und legte sie auf das Bett. Seine Lippen wanderten ihren Hals hinunter. Sie krallte ihre Finger in seine Haare. Seine flinken Finger hatten ihr Kleid schnell geöffnet. Nienna trat es einfach in eine Ecke des Zimmers.
Sie zog ihm das Hemd über den Kopf.
Mit den Fingerspitzen zeichnete sie die Umrisse seiner Brust nach. Die feinen Härchen auf seinen Unterarmen stellten sich auf.
Er legte die Lippen wieder auf ihre. Seine Zunge umspielte leicht die ihre. Er legte all seine Euphorie in den Kuss.
Niennas Fingernägel krallten sich in seinen Rücken. Sie stöhnte auf, als seine Lippen ihre Kehle hinunterwanderten und bei ihrem Schlüsselbein verblieben. Ihre Haut kribbelte überall, wo Legolas sie berührte und küsste.
Er hielt kurz inne. "Ich liebe dich."
Als Antwort küsste Nienna ihn leidenschaftlich.

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Heyy!
Uhuu das Offenbarungs- Kapitel xD
Ich hoffe, all eure Fragen sind nun beantwortet, und ich hoffe, ihr alle seid zufrieden, dass sie KEINE Geschwister sind ;)
Wie ihr euch sicher denken könnt, geht diese Geschichte bald zuende. Ich tippe auf noch zwei, höchstens drei Kapitel.
Die gute Nachricht ist: Es wird voraussichtlich einen zweiten Teil geben. Ich kann mich einfach noch nicht von Legolas und Nienna trennen...
Falls noch Fragen bezüglich irgendwas offen sind: FRAGT!!! Ich erläutere euch gerne alles mögliche zu meiner Story^^
Okay. Das wars auch von mir für heute.
Over and out.
- Louiejojo

Der Prinz des Düsterwaldes || Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt