Freiheit?

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Lange durchstreifte Legolas die Gänge auf der Suche nach einem Ork mit dem Schlüssel. Schließlich entschied er sich, wieder zurück zu Tauriel und Nienna zu gehen und zu schauen, ob man nicht doch etwas mit Gewalt an der Tür machen konnte.
Als er wieder in den Gang trat, hörte er Nienna schon von weitem rufen. "Ein Glück dass du wieder da bist! Hast du die Schlüssel?"
Er schüttelte entschuldigend den Kopf. Nienna sackte entmutigt in sich zusammen. Legolas streckte den Arm durch das Gitter und strich ihr über die Wange. "Nicht verzweifeln, nimelos nîn. Ich werde einen Weg finden, euch daraus zu holen."
Er trat einen Schritt zurück und betrachtete die Tür. "Türscharniere mit halbem Stift..." murmelte er und strich über die Verankerung der Tür. Nienna blickte ihn nur verständnislos an. "Hebelwirkung!" rief Legolas aus. "Das ist es!"
"Geht einen Schritt zurück!" wies er Nienna und Tauriel an. Er nahm eine der langen Eisenfackeln aus der Halterung und trat die Flamme aus. Dann steckte er die Fackel zwischen die Eisenstäbe und drückte sie mit aller Kraft nach unten.
Tatsächlich. Die Tür wurde aus den Scharnieren gehoben und krachte laut scheppernd auf den Boden.
"Kommt schnell! Es kann sein, dass sie es gehört haben."
Tatsächlich zögerten Tauriel und Nienna keine Sekunde. Legolas rannte vor, die beiden hinterher.
Um mehrere Ecken sah es gut aus für die drei. Sie wurden nicht verfolgt, und es schien, als hätte niemand sie gehört.
Doch all dies täuschte. Als Legolas schon den Ausgang sah und voller Vorfreude auf das Licht und frische Luft noch etwas schneller rannte, traten sie hervor.
Orks.
Es waren viele, und die unbewaffneten drei hatten keine Chance gegen sie. Außerdem war Nienna immer noch geschwächt und konnte sich nicht wehren.
"Na was haben wir denn hier?" grunzte einer der Orks. Nienna erkannte ihn mit Schrecken; es war Fuldre, der Ork, der sie in der Höhle entdeckt hatte.
"Na wenn das nicht unser Goldkehlchen ist." sagte er dreckig. "Wolltest wohl fliehen, was? Hat dein blonder Schönling dich von deinen Wunden geheilt?"
Er trat auf Nienna zu. Zitternd vor Angst stand sie da. Der Ork riss ihr ihre Kleidung runter, die Decke, die Tauriel ihr geliehen hatte. Sie hatte sie nur um sich gewickelt gehabt. "Jaja, unser Goldkehlchen. Mit seiner wunderhübschen Wunde."
Wieder wollte er seinen Finger hineinbohren, doch Legolas kam ihm zuvor. Mit einem harten Schlag ins Gesicht taumelte Fuldron zurück.
"Tu das nicht noch einmal!" zischte Legolas.
"Soso, der blonde Schönling. Goldkehlchens große Liebe, was? Natürlich. Sonst wäre sie ja nicht mehr am Leben. Hast sie wohl von unseren Mittelchen geheilt?"
Legolas sah ihn mit zu Schlitzen verengten Augen an. "Oh ja, das habe ich. Und ich würde es wieder tun. Jederzeit."
Nienna schenkte ihm ein mattes Lächeln. Zu mehr war sie nicht in der Lage.
Der Ork lachte. "Wie rührend. Aber jetzt werdet ihr euch leider wieder trennen müssen. Der König hat einen langsamen, qualvollen Tod für unser Goldkehlchen vorgesehen und du, blonder Schönling, wirst zusehen. Und sie nicht heilen können."
Nienna erblasste. "D- das könnt ihr doch nicht machen!"
Fuldre lachte abermals. "Siehst ja, wir können. Und wir werden."
Da war es um Legolas geschehen. Die Wut über ihre aussichtslose Lage und die jetzt schon vorherrschende Sorge um Nienna verliehen ihm ungeahnte Kräfte.
Ein Blick, und Tauriel verstand. Obwohl sie lange nicht mehr zusammen gekämpft hatten, hatte die Elbin die unzähligen Jahre als Anführerin der Wache keineswegs vergessen.
Gleichzeitig drehten die beiden sich um und traten den jeweiligen Orks hinter sich hart in den Magen, sodass sie nach hinten taumelten und die hinter sich stehenden Orks im Fall mitrissen. Dann noch ein gezielter Tritt, und sie waren tot.
Die anderen Orks stürmten auf sie zu, und ein wilder Kampf begann.
Nienna stand in der Mitte und sah fassungslos zu. Als erstes nutzte sie die Gelegenheit, ihre Decke vom Boden zu klauben und sie sich wieder um den Körper zu wickeln. Dann drückte sie sich in eine Ecke und hoffte inständig, dass keiner der Orks sie bemerkte. Wehren konnte sie sich nicht und Tauriel und Legolas hatten beide mehr als genug zu tun. Sie kämpften verbissen, beide für Freiheit. Legolas trieb die Sorge um Nienna noch zusätzlich an. Denn der Ork hatte keineswegs gelogen, der König hatte tatsächlich Niennas langsamen qualvollen Tod bestimmt. Und das wollte Legolas um nichts auf der Welt zulassen. Auf gar keinen Fall.

Der Prinz des Düsterwaldes || Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt