Kapitel 9

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Einfach weil ich gerade Zeit habe und in mir nur so die Ideen sprudeln, kommt heute schon ein weiteres Kapitel. Viel Spaß :)

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Martins Sicht

Mit schmerzendem Kopf wache ich auf. Ich merke, dass ich nicht bei mir zu Hause bin und schaue mich um. Mehr als ein Bett, in dem ich liege, ein kleines Regal und ein Schrank stehen nicht in dem kleinen Zimmer. Es ist etwas chaotisch. Ein paar Klamotten fliegen auf dem Boden herum und in dem Regal stapeln sich Ordner und Bücher.

Langsam setze ich mich auf. So langsam kommen die Erinnerungen an gestern zurück. Ich war bei Miri im Pure, aber wie bin ich von dort hierhergekommen. Und wo bin ich überhaupt?

Langsam stehe ich auf und öffne die Tür. Ich blicke in einen kleinen, engen Flur. Direkt gegenüber von mir ist die Tür offen und ich sehe tatsächlich Miri an der Küchenzeile stehen und einen Tee trinken.

"Auch schon wach", sagt sie zu mir und lacht mich mit ihrem unglaublichen Lächeln an.

"Wie spät ist es", möchte ich von ihr wissen und gehe ein paar Schritte, um mich in der kleinen Küche auf einen Stuhl zu setzen.

"Gleich halb 2", antwortet sie. "Kaffee?" Ich nicke und stütze meinen Kopf in meine Hände.

Ein Glück habe ich an diesem Wochenende spielfrei. Es ist Länderspielpause, aber ich bin nicht nominiert worden. Deshalb trainiere ich bei der Eintracht, aber für diesen Sonntag haben wir frei bekommen.

"Wie bin ich hierher gekommen?", frage ich weiter, da sich in meinen Kopf immer noch Fragezeichen befinden.

Miri lächelt mich an. "Du weißt, dass du im Pure warst?" Ich nicke.

"Okay, du bist dort eingeschlafen und eigentlich heißt dass, das ich die Security hole und du rausgeschmissen wirst. Ich hatte aber keine Lust auf Stress, habe dich irgendwie aufgeweckt und in ein Taxi gesetzt. Dort bist du wieder eingeschlafen und da ich nicht wusste, wo du wohnst, habe ich dich mit zu mir genommen", erklärt sie mir.

"Danke", sage ich zu ihr und lächle sie an. "Ohne dich hätte ich wahrscheinlich wieder einen schlechten Zeitungsartikel am Bein. Du hast etwas gut bei mir."

Miri lächelt mich nur an und nippt an ihrem Tee. Auch ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee. Ich schaue mich um. Die Küche ist klein und spärlich eingerichtet. Wie der Rest der Wohnung auch, denke ich mir. Wie können hier noch ein Kind und ihr Freund wohnen, kommt mir plötzlich in den Sinn.

"Wo ist eigentlich dein Sohn?", frage ich nach und bin mir sofort unsicher, ob ich nicht zu weit gegangen bin.

Miri lächelt mich an. "Bei seinem Vater", antwortet sie.

"Also war der Junge wirklich dein Sohn?" Ich gebe zu, dass ich einfach nur aus meinem Bauch heraus gefragt habe. Immerhin hätte es auch ihr Patenkind sein können.

Sie nickt.

"Und der Mann?", frage ich weiter. Ich merke, dass ich noch Alkohol im Blut habe und die Fragen nur so aus mir heraussprudeln.

"Das war mein Ex. Der Vater von Leo." Miri scheint es nicht zu stören, dass ich sie ausfrage. Sie lächelt mich an, was mich ermuntert, mehr Fragen zu stellen.

"Also war das nicht dein Freund?"

"Nein." Miri muss laut lachen und trinkt danach einen Schluck aus ihrer Tasse. "Ich bin single." Ich nicke und erst jetzt wird mir klar, was ich gerade gefragt habe. Sofort schießt mir die Röte ins Gesicht und ich schaue auf den Tisch vor mir.

"Sorry, ich wollte nicht so direkt sein", antworte ich, "Vielleicht sollte ich auch besser gehen."

Miri nickt. "Kein Problem, wirklich. Du kannst gleich deine Jacke mitnehmen, die ich noch habe." Sie geht in den Flur und kommt kurze Zeit später mit einer meiner Eintracht Jacken zurück.

"Stimmt, danke", sage ich zu ihr und gehe an ihr vorbei, um mir meine Schuhe und meine eigentliche Jacke anzuziehen.

"Ich habe zu danken", Miri steht im Türrahmen und lächelt mich an. "Ohne deine Jacke wäre ich wohl auf meinem Fahrrad erfroren. Sie hat echt gut warmgehalten."

"Das freut mich." Ich gehe auf Miri zu und ziehe sie in eine kurze Umarmung. "Wirklich, nochmal vielen Dank. Ich werde mich revanchieren."

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Miris Sicht

In der Nacht sitze ich wieder in unserer Umkleide im Pure und warte, bis mein Auftritt in einer der Logen beginnt. Sascha hat mich kurzfristig für den Auftritt eingesetzt, da meine Kollegin Sky kurzfristig krank geworden ist.

"Na Miri, willst du uns nicht erzählen, wen du gestern als Gast hattest?", kommt Danielle von ihrem Auftritt in die Umkleide und zieht die Aufmerksamkeit der anderen Kolleginnen auf sich.

Mir war klar, dass sie es mitbekommen hat. Danielle bekommt im Pure alles mit, wirklich alles.

"Du weißt es doch eh", sage ich und muss danach lachen.

"Okay, gut. Der Fußballer war wieder da, habe ich recht?" Ich nicke.

"Aber so wie ich gehört habe, war er nicht nur hier im Pure, sondern ihr seit zusammen in ein Taxi gestiegen?"

Ich verdrehe die Augen, muss aber auch gleichzeitig grinsen. Wahrscheinlich hat Danielle mit Mike geredet und dieser war ein wenig in Plauderlaune.

"Ja, Martin ist mit zu mir", gebe ich schließlich zu.

"Wie? Mit zu dir? Warum denn das?", fragt nun Marissa, die ebenfalls noch auf Ihren Auftritt in einer der Logen wartet.

Ich erzähle meinen Arbeitskolleginnen, dass Martin eingeschlafen ist im Pure und dass er dies im Taxi fortgeführt hat.

"Ich hatte keine andere Wahl. Ich weiß ja auch nicht, wo er wohnt. Deshalb habe ich ihn mit zu mir genommen." Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt, da es mir doch ein wenig peinlich ist, dass ein Freier bei mir zu Hause war.

"Ja und dann? Ich war schon mal bei dir. Deine Wohnung ist mini. Wo hat er denn geschlafen?", fragt Danielle nach. Ich sehe ihr an, dass sie die ganze Geschichte brennend interessiert und ich weiß auch schon jetzt, dass morgen die ganze Belegschaft des Pures darüber bescheid weiß. Aber das ist mir jetzt egal. Wenn ich ihr heute nicht davon erzähle, werde ich es morgen oder wann anders machen müssen. Danielle möchte alle Details erfahren und das am liebsten so schnell wie möglich.

"Bei mir im Bett. Einen anderen Platz habe ich nicht", antworte ich gleichgültig, doch schaue sofort in geschockte Gesichter.

"Bei dir im Bett?", fragt Marissa nochmal nach und ich nicke nur.

"Was hätte ich denn machen sollen? Einen anderen Platz habe ich nicht."

"Und du hast dich neben ihn gelegt?", fragt Marissa weiter und ich nicke ein weiteres Mal.

"Ja, er war so betrunken und ist sofort wieder eingeschlafen. Da hatte ich sehr wenige Bedenken."

"Du weißt schon, dass du damit eine der obersten Regeln gebrochen hast? Ein Freier von dir, weiß jetzt wo du wohnst. Das kann gefährlich werden. Du erinnerst dich, was mir mal passiert ist?", fragt mich Danielle. Ich nicke.

Danielle hat mir ziemlich zeitnahe nach meiner Anstellung erzählt, dass ein ehemaliger Freier sie gestalkt hat. Er ist ihr nach jeder Schicht nach Hause gefolgt und stand irgendwann auch tagsüber vor ihrem Haus. Danielle hat es irgendwann, als es immer schlimmer wurde, zur Anzeige gebracht und seitdem hält sich der Kerl von ihr fern und hat Hausverbot im Pure. Als sie mir die Geschichte erzählt hat, hat sie mir auch sofort geraten, mir einen neuen Namen auszudenken und seitdem nenne ich mich bei meinen Freiern Jasmin. Es dient einzig und alleine zu meinem eigenen Schutz. Und so wie ich mich Jasmin nenne, nennen sich auch Danielle, Marissa und alle anderen Kolleginnen anders, wenn sie im Pure arbeiten.

"Ich weiß. Aber ich glaube kaum, dass Martin Hinteregger so ein verrückter Typ ist", antworte ich. Immerhin ist er eine Person, die in der Öffentlichkeit steht.

"Das glaube ich beim ihm auch nicht. Aber mach es bitte nie mehr, okay?", sagt Danielle noch zu mir, doch muss dann auch wieder raus zu ihrem nächsten Auftritt.

Rotlicht Liebe - Martin Hinteregger Where stories live. Discover now