„Du hast da noch etwas." Evelyn sieht zu Walter und lässt es zu dass er ihr die letzten Blutspritzer wegwischt, ehe er ihr zunickt. „Sonst erschreckst du das Baby." Das ist das letzte was sie will und das weiß er. „Danke Walter." Sie haben die Nummer bekommen von welcher aus man ihn anrief bevor er komplett hohldrehte und das hat sie sofort an die Lady weitergeleitet. Begeistert war sie nicht weil es noch mehr Arbeit für sie ist herauszufinden wer dahinter steckt, aber sie hat es murrend entgegengenommen. Sie holt ihr Handy raus und geht auf Rückruf, damit sie Taavi erreichen kann. „Sicarius? Bist du das?" Die weißhaarige schnaubt amüsiert, nickt aber. „Klar, wer sonst. Aber... das mit Veil hat sich erledigt. Für immer. Ich schau was ich aus ihr noch rausbekomme und dann überlasse ich den Rest dir- Sie ist nicht die Person die ich suche aber vielleicht weiß sie was und sie braucht eine Pause mit dem Baby." Ein mehr als erleichtertes Seufzen ist zu hören, natürlich hat auch Taavi sich Sorgen um Maive und das Baby gemacht, er kennt sie ja persönlich. „Keine Sorge, ich regle den Rest und lass das andere... verschwinden. Danke." Kurze Pause. „Du hast die zwei gerettet und sie kommt wieder zu ihrer Familie zurück- Mal sehen wie sie das aufnimmt!" Evelyn schmunzelt, legt aber auf und deutet Walter an dass sie nach draußen gehen sollten, sie hat sich das Haus gemerkt in welches Maive geflüchtet ist. Der ehemalige Butler ist und bleibt vorsichtig bei dem Thema Kinder, sie mag ja im Augenblick ruhig sein... das bedeutet aber nicht dass die Gefühle und Emotionen nicht irgendwann durchgehen wenn man sein Glück zu sehr strapazieren möchte. „Ist dir kalt?" Sie schüttelt den Kopf, geht sogar ein wenig schneller. „Nicht wirklich." Schlussendlich klopfen sie an der Tür zu dem Haus in welchem sie sein soll und eine ältere Dame macht auf. „Kann man helfen?", fragt sie skeptisch und hat die Tür nur einen Spalt geöffnet. „Ich bin hier wegen Maive, sie erwartet mich eigentlich schon." Die alte Frau sieht an ihr runter und wieder hoch, neigt leicht ihren Kopf. „Einen Moment bitte." Die Tür geht wieder zu und beide stehen sie draußen, doch nicht für lange. Keine Minute später werden sie hereingebeten und zu Maive gebracht die mit ihrem Baby und einem alten Mann auf der Couch vor einem prasselnden Holzofen sitzen. Er ist, nach der Vorstellung, der Ehemann der Frau die geöffnet hatte. Maive bittet um Privatsphäre und die geben sie ihr auch, sodass sich Evelyn neben sie auf die Couch setzen kann, die Jacke muss ihr Walter schon fast von den Schultern reißen. Zieht sie die NIE aus, außer zum Schlafen? Er will nicht wissen wann die das letzte Mal gewaschen wurde. „Ich weiß ungefähr was vor sieben Jahren passiert ist, die Auflösung und das plötzliche Verkaufen.", fängt die weißhaarige an, bleibt aber mit der Stimme ruhig um das Baby nicht zu wecken welches friedlich im Arm seiner Mutter schläft. Maive blickt auf das kleine Bündel hinunter und nickt. „Es kam alles so überraschend und- und bevor ich wusste was passiert ist... war es schon vorbei und... weg." Tränen steigen ihr plötzlich in die Augen. „Ich weiß nicht einmal wie ich mich um ein Kind kümmern soll! Ich- Ich weiß es nicht... Aber sie- sie braucht doch eine Mutter und... ich kann nichts!" Evelyns Herz bricht als sie sieht wie zerbrochen sie eigentlich ist. „Immer und immer wieder hat er mich vergewaltigt und durch den Stress gab es fast jedes Mal eine Fehlgeburt und ich wollte nicht mehr aber er hat immer weiter gemacht und immer war das Baby tot und-" „Shh..." Die weißhaarige sieht sie ruhig an, bevor sie sie seitlich in die Arme nimmt um dem kleinen Mädchen keine weitere Bewegung zumuten zu müssen. „Ich heiße nicht einmal Maive- Ich bin Fiona!" Beruhigend streicht sie ihr über die blonden Haare, lässt sie vorsichtig los. Die Kleine fängt aber durch die eigene, aufgebrachte Mutter an unruhig zu werden und quängelt. Fiona sieht verzweifelt auf sie hinab, doch Evelyn streckt ihre Arme aus. „Soll ich sie dir kurz abnehmen? Ich hatte selbst Kinder, ich weiß was ich tun muss." Walter sieht den augenblicklichen Umschlag in der Aura von Sicarius, als Fiona ihr das kleine Mädchen überlässt und sich nach vorn lehnt um tief ein- und auszuatmen, die Tränen wischt sie sich auch weg. „Ich werde mich um weitere Telefonate kümmern.", gibt Walter von sich und weiß sich aus dieser privaten und emotionsreichen Situation schnellstmöglichst zu entfernen. Evelyn hält die Kleine und tippt ihr vorsichtig mit der Fingerspitze auf diese kleine, süße Nase, wobei sie ihren Finger umgreift und ein wenig daran zieht. „Das kleine Mäuschen hat ja schon ganz schön Kraft.", flüstert sie und lächelt, ehe sie hochsieht. „Wie ist ihr Name?" Fiona erwidert ihren Blick erschöpft. „Sie- Sie hat noch keinen."

Die weißhaarige fängt an zu schmunzeln und sieht auf das Bündel an Leben hinunter. „Mit welchem Namen könnten wir deiner Mama ein wenig Freude bringen, Hm? Möchte die junge Dame... Antonia heißen?" Genervtes herumdrucksen. „Oh... starke Meinung dafür dass du nicht einmal ja oder nein sagen kannst." Ein leichtes, aber amüsiertes Schnauben und sie sieht zu Fiona die doch tatsächlich lächelt. „Deine Kinder müssen eine gute Kindheit gehabt haben..." Evelyn seufzt und leckt sich über die Lippen. „Nicht lange- aber ich hoffe ich konnte ihnen die kurze Zeit so... angenehm wie möglich bereiten." Fiona versteht augenblicklich was gemeint ist und senkt den Blick. „Tut mir leid." „Woher solltest du das wissen? Aber weißt du... für den Neuanfang solltest du dir auch einen Namen für die Kleine überlegen. Deine Familie will doch wissen mit wem sie es zu tun haben wenn du zurückkommst. Kurze Frage... kanntest du eine Lucy Mina? Sie sollte mit dir eingesperrt gewesen sein. Blonde Haare, hat einen Kaffeefleck auf der linken Seite ihrer Wange, ungewöhnliche Augen?" Bevor die Blondine aber etwas erwidern kann, steigt beiden Frauen ein gewisser Duft in die Nase und sie sehen auf das Mädchen hinunter. „Und du brauchst ne neue Windel.", brummt Evelyn und sieht Fiona dann auffordernd an. Doch diese schluckt, leckt sich schon fast nervös über die Lippen. Langsam steht Sicarius auf und nickt ihr zu. „Komm, wir wechseln sie gemeinsam." Auch die Mutter steht auf, sieht aber etwas nervös zur Tür welche in den Gang führt. „Aber hier gibt es sicherlich keine Windeln zum Wechseln!" Sicarius nickt, gibt ihr die Kleine und geht zur Tür. „Bin gleich wieder da!" Walter will ihr nach, doch sie gibt ihm zu verstehen dass er die beiden schützen sollte, falls hier noch etwas oder jemand lauern sollte. Es dauert nur wenige Minuten bis sie wieder mit allem zurück ist und sie mit Fiona Stück für Stück durchgeht was sie wie machen muss. Bis jetzt hatte sie, die wenigen Tage seit denen sie geboren wurde, nur schnell schnell alles erledigt damit Veil zufrieden mit ihr war und sie nicht bedrohte. Auch wenn sie überfordert ist und keine Ahnung hat wie sie was zu machen hat da er sie zu keiner Vorbereitung gebracht hatte, hängt sie an ihrem Baby und will es nicht verlieren. Alles was sie braucht ist jemand der sie anleitet und das ist Evelyn, zumindest für ein paar Minuten. Sie hatte gelernt wie man heutzutage mit den Babys umgeht, allein deswegen weil sie öfters im Waisenhaus geholfen hatte. Fiona macht das gesamte Wechseln komplett alleine, ihr wird nur auf die Fingern gesehen und die Anleitung gegeben. Aber selbst machen ist immer besser als nur zuzuschauen. Schlussendlich liegt ein frisch gewickeltes Baby auf der Couch und Fiona grinst sogar stolz vor sich hin, sie hat es doch geschafft alleine etwas zu machen ohne dass sie sich unter Druck gesetzt fühlte! Allein das ist für sie ein riesen Fortschritt! Dann aber wird ihr Blick unsicher, schon fast verängstigt. „Was ist- Was ist mit Veil?" Die weißhaarige schüttelt lächelnd den Kopf. „Der wird niemandem mehr Probleme bereiten. Taavi kommt extra um euch zwei zu holen und bringt euch auch zu deiner Familie. Über mich oder... meine Begleitung sagst du nichts. Taavi hat euch rausgebracht, verstanden?" Fiona runzelt die Stirn, wieso nimmt sie nicht das Lob entgegen welches man ihr bringen würde? Die Ehrungen? „Ich existiere offiziell nicht, Fiona. Ich lebe um zu töten, wenn ich jemanden rette ist das nicht meine Hauptaufgabe. Du kannst dich gern an mich erinnern, aber behalt diese Erinnerungen bei dir und sprich sie nicht aus. Es würden Probleme und... mögliche Attentate folgen um an mich ranzukommen. Ich habe Verbündete überall auf dieser Welt, aber genauso viele Feinde... wenn nicht sogar mehr." Die Blondine schluckt, hebt ihre Tochter aber hoch und drückt sie an sich. Nickt leicht. „Okay. Und- Ich kenne diese Lucy nicht, tut mir leid." Evelyn, dann doch ein wenig enttäuscht, legt ihr eine Hand auf die Schulter und sieht dann auf das Mädchen hinunter. „Du hast jetzt erst einmal die Aufgabe dich um sie zu kümmern und ihr einen Namen zu geben. Deine Mutter vermisst dich- Sie wird dir sicherlich helfen. Und deine Schwester? Du hast zwei Neffen, sie kann dir auch helfen." Aber jetzt sollten sie und Walter los, auch wenn das hier schön ist, sie haben noch andere Dinge zu tun. „Ich wünsche dir alles gute, Fiona. Dir und der Kleinen." „Wie heißt du?" Die Frage kommt unerwartet und die weißhaarige zieht die Augenbrauen hoch. „Du weißt dass ich das nicht sagen kann, das wird zu-" Sie sieht in die blauen Augen von Fiona, sieht den Schmerz durch den sie musste und das Glück dass sie endlich wieder heimkommt. Sie seufzt und lehnt sich leicht vor, ihre Stimme leise. „Evelyn." Daraufhin lächelt Fiona und hebt das kleine Mädchen hoch. „Schau dir deine Namensgeberin an, Evelyn." Die weißhaarige erstarrt, ihr Blick geht geschockt zu der Blondine die aber breit grinst. „Das- Das war nicht der Sinn-" „Sie heißt jetzt so, oder willst du dich gegen die Entscheidung einer Mutter stellen?" Daraufhin presst sie die Lippen aufeinander und lächelt. Nickt leicht. „Danke für die Ehre." Jetzt aber schnell los, sie spürt die Tränen schon aufkommen!

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