Ich überkreuzte meinen Zeige- und Mittelfinger, in der Hoffnung, er würde es nicht durchschauen und anscheinend hatte ich wieder Glück, denn Dante murmelte nur etwas leise vor sich hin, bevor ich seine Schritte hörte.
Ich atmete tief durch und ging zum Waschbecken, um meine geschwollene Augen zu kühlen.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen hergerichtet hatte, nahm ich meine Tasche vom Boden und öffnete vorsichtig die Tür.
Bevor ich das Bad verließ, überzeugte ich mich nochmal, dass Dante auch wirklich gegangen war.

Als die Luft rein war, ging ich zum Bett und ließ mich darauf fallen. Ich stellte meine Handtasche neben mir ab und kramte nach meinem Portemonnaie.
Der Tremor meiner Hand war immer noch präsent und ich hatte Mühe, den Reisverschluss zu öffnen.
Als ich endlich den Zettel in den Händen hielt, las ich den Text nochmal durch.
Ich legte den Zettel vorsichtig auf das Bett und suchte in der Tasche nach meinem Handy.

Ivan, ich sollte Ivan anrufen, er weiß mit Sicherheit, was zu tun ist.
Ich wählte seine Nummer und legte das Telefon bereits an mein Ohr, als ich wieder auflegte.
Es war doch keine gute Idee, wenn er davon erfahren würde, dann lässt er mich nirgendwo mehr hingehen, oder noch schlimmer, er erzählt es Dante.

Nein, ich muss das alleine klären.
Ich packte alles wieder fein säuberlich zurück in meine Tasche und legte mich auf das Kopfende des Bettes.
Ich brauchte einen Plan, wie ich morgen unbemerkt zum Hafen komme.
Ob ich ein Treffen mit Isabella vortäuschen sollte?
Nein, das war zu unsicher!
Dante könnte sie anrufen oder das Thema später ansprechen und sie in meine Lügen miteinzubeziehen, war auch zu gefährlich.
Ich brauchte eine andere Idee. Ich könnte vorgeben, krank zu sein, dann schlafen gehen und mich rausschleichen.
Aber was ist, wenn Dante danach nicht mehr von meiner Seite weicht?
Dies würde alles nur noch schlimmer machen.

Vielleicht gebe ich einfach vor nachdenken zu müssen und mache noch ein Spaziergang?
Gerade, als ich zufrieden mit dem Einfall war, verwarf ich die Idee wieder.
Auf den Zettel stand 22 Uhr. Niemals würde er mich um die Zeit alleine raus lassen.
Ich musste eine Möglichkeit finden, in welcher er Abstand von mir braucht.

Ich könnte einen Streit provozieren, dann muss er mich alleine lassen. Aber wir sind beide so weit gekommen, ich möchte nichts auf Spiel setzten. Was, wenn ich es danach nicht wieder gut machen kann?!

Ich entschied mich dazu, die Pläne erstmal sein zu lassen und mich morgen zu entscheiden, vielleicht fällt mich etwas spontan ein.
Ich stand vom Bett auf und atmete nochmal tief durch, ehe ich runter ging.
Im Erdgeschoss konnte ich niemanden finden.
Ich schätze Dante war immer noch in seinem Büro.
Er hatte mir die Ausrede mit der Musik wirklich abgenommen.

Ich ließ einen Zettel in der Küche liegen, auf dem ich schrieb, dass ich am Strand war.
Danach machte ich mich auf den Weg, durch die Terrasse, zum Strand. Die Nachmittagssonne schien immer noch warm genug, sodass ich die luftige Cardigan, welche ich heute morgen übergeworfen hatte, auf der Terrasse zurück lassen konnte.
Auch meine Sneaker blieben dort zurück und so ging ich Barfuß über den leicht erwärmten Sand.
Jeden Schritt, den ich machte, kam ich dem kühlen Meerwasser näher. Zum Glück hatte ich eine kurze Hose an, sodass ich in Ruhe bis zu den Knien ins Wasser gehen konnte.
Ich genoss die Abkühlung und schlenderte den Strand ein Stück auf und dann wieder ab.
Das war der perfekte Ort, um nachzudenken.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis ich plötzlich zwei starke Arme von hinten, um meine Hüften, spürte.
Dantes Duft stieg mir in die Nase und ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen.
"Hast du gegessen?"
Ich schüttelte den Kopf.
In all meiner Panik hatte ich es vergessen und der Appetit war mir sowieso vergangen.
Das passierte nach jeder Panikattacke.
"Dann lass uns was essen gehen. Ich kenne ein nettes Restaurant, nicht weit von hier und danach machen wir noch einen kleinen Abstecher." Seine Aussage war keine Frage, sondern eine Feststellung, aber ich hatte keine Lust darauf, mich mit ihm deswegen zu streiten. Ich nickte und nahm seine Hand, welche er mir entgegen streckte.
So gingen wir zusammen zur Terrasse und holten meine Sachen ab. Vor dem Haus blieb Dante stehen. Ich sah ihn verwirrt an, denn das Auto stand noch einige Meter von uns entfernt.
"Heute nehmen wir nicht den Wagen, Amore." Gegen einen Spaziergang hatte ich nichts einzuwenden, weshalb ich mich wieder in Bewegung setzte, doch auch hier stoppte Dante mich erneut.

Ace of HeartsWhere stories live. Discover now