Ich ging an, dem nun umgedrehten, Pablo vorbei die Treppe hoch zum Ankleidezimmer.
"Anscheinend habt ihr mit den Flitterwochen bereits begonnen", kam es nun von Pablo belustigt. Verdammt, ich hoffe er behält das für sich, denn das war eine Ausnahme.
"Ach halt die Klappe" Dante klang genauso amüsiert. Toll wir wurden in einer unangenehmen Situation erwischt und er lacht drüber.
Hätte nie gedacht, dass ich eine Kissenschacht mal eine unangenehme Situation nennen würde.
Ich griff nach einer weiten cremefarbenen Sporthose und dem dazugehörigen Pullover.
"Die Autos stehen bereit, wir warten nur noch auf euch." Mit diesen Worten verabschiedete sich Pablo und ich hörte die Zimmertür zu gehen.
"Bin im Bad", erklang darauf Dante und ich beschloss mich oben umzuziehen.

Nach dem ich fertig war kam Dante aus dem Badezimmer und wir wechselten die Räume. Ich putze meine Zähne und wusch mein Gesicht. Sobald wir angekommen sind werde ich duschen gehen. Meine Haare band ich oben auf dem Kopf zu einem halbwegs ordentlichen Zopf zusammen.
Wieder im Schlafzimmer griff ich nach meiner Handtasche und packte mein Handy ein.
Keine Sekunde später kam Dante die Treppe runter. Er trug eine schwarze Jeans und ein weißes T-shirt. Unten angekommen schlüpfte er in weiße Sneaker und griff nach einer schwarzen Lederjacke, welche auf dem Sofa lag.
Ich tat es ihm nach und zog meine Adidas Schuhe an. Fertig gingen wir gemeinsam aus dem Raum.
Die Stimmung zwischen uns hatte sich verändert. Von einer leichten und verspielten Atmosphäre zu einer angespannten und drückenden Stille.

Ich folgte ihm wortlos nach unten. In Gedanken korrigierte ich meine vorherige Annahme wieder. Ich hatte mich doch nicht geirrt, er ist ein Arschloch.
Valeria kam mit Sergio auf uns zu.
"Guten Morgen meine Lieben, wie habt ihr geschlafen?" Valeria strahlte von oben bis unten und lächelte uns abwechselt an.
"Sehr gut, danke Valeria." Diese nahm meine Hände in ihre "Ach liebes, nenn mich doch Mamá, du gehörst jetzt zu meinen Töchtern, genauso wie Isabella und Chiara." Bei Isabellas Namen brach ihre Stimme etwas. Ich sollte dafür sorgen, dass sie mehr Kontakt zu Isabella bekommt. Ich war mir nicht sicher, aber ich schätze Isabella telefoniert genauso oft mit ihrer Familie wie ich mit meiner. Auch wenn meine Familie mit den Martinellis nicht zu vergleichen ist. Es scheint als würde mich außer Ivan niemand in Moskau wirklich vermissen.
Apropos Ivan, er hatte versprochen mich heute anzurufen. Während Dante sich mit seinem Vater auf italienisch unterhielt, kramte ich in meiner Tasche nach meinem Handy.
Keine Anrufe in Abwesenheit. Ich legte mein Telefon wieder zurück und sah wieder zu Valeria, welche mich fragend ansah.
Ich lächelte bloß, denn ich wollte nicht darüber reden. Besonders nicht in Dantes Anwesenheit.

"Gott sei Dank ihr seid noch da." Marco kam die Treppe runter gelaufen.
"Ich hatte schon Angst ihr würdet fahren ohne euch zu verabschieden." Marco nahm mich fest in den Arm und drückte jegliche Luft aus meinen Lugen.
"Ist ja gut du Klammeraffe." Er grinste mich schief an. Ich wusste nicht, ob es an meiner Aussage lag, oder daran, dass Dante sich verspannt hatte und ihn wütend musterte. Ich hatte bereits bemerkt, dass es Marco gefällt Dante auf die Palme zu bringen und am Besten schaffte er das anscheinend mit mir.
"Gute Reise euch Beide, genießt die Zeit." Dabei zwinkerte er dreckig in meine Richtung, was ich gekonnt ignorierte. Ich werde ihm bestimmt keinen Gefallen tun und auf seine Provokation reinfallen.

Chiara trat ebenfalls zu uns und umarmte Dante, bevor sich mich in den Arm nahm. "Viel Spaß."
Ich bedankte mich bei ihr und auch Dante tat es mir gleich. Ich frage mich wie lange wir noch im Salon stehen bleiben würden.
Als hätte Valeria meine Gedanken gehört ergriff sie das Wort.
"Die Anderen warten draußen." Nickend gingen wir gemeinsam raus und wie sie es gesagt hatten, trafen wir auf Dantes restlichen Brüder und Pablo.
Nach dem wir uns auch von ihnen verabschiedet hatten packten die Wachen unser Gepackt in die Autos und wir machten uns auf den Weg zu unserem Wagen.
Gerade als ich nach der Türklinge griff ertönte Marcos Stimme.
"Ach Anastasia, wenn du wieder da bist möchte ich auch so eine Kissenschlacht machen. Im selben Outfit." Empört drehte ich mich zu Marco um, welcher mich nur teuflisch angrinste. Das Lachen verging ihm aber gleich wieder, denn Luca haute ihm auf den Hinterkopf.
Ich sah Pablo böse an. Hätte nie gedacht, dass es 10 Minuten dauert, bevor er es weiter erzählt. Dantes Gesichtsausdruck konnte ich nicht sehen, aber anhand seiner Reaktion konnte ich ablesen, dass er ebenfalls nicht glücklich darüber war.
Er steig hinten in den Wagen und schlug die Tür zu. Toll ich darf die Fahrt mit einem mies gelaunten Dante durchstehen.
Pablo setzte sich auf den Beifahrersitz und auch ich stieg hinten neben Dante an.

Eine Totenstille brach im Auto während der Fahrt aus. Nach zwanzig Minuten waren wir am Flughafen von Palermo angekommen.
Ohne auf die Anderen zu warten steig ich aus dem Wagen. Ich habe es einfach nicht mehr in diesem Auto ausgehalten.
Mit schnellen Schritten ging ich den Hangar entlang zum Privatjet, welcher schon bereit stand.
Ich konnte noch Pablos Stimme vernehmen bevor ich an der Treppe ankam.

"Ich hab kein Wort verloren, ich schwöre es." Seine Stimme war stark und selbstsicher. Es klang nicht so als würde er sich rechtfertigen, sondern als würde er bereits offensichtliche Tatsachen benennen.
"Ich weiß", antwortete Dante und ging dann ebenfalls in meine Richtung. Er schien keinen Zweifel daran zuhaben was Pablo sagte. Was nur nachvollziehbar ist, denn er muss ihm blind vertrauen können, also seine uneingeschränkte Loyalität innehaben. Auch ich begann daran zu zweifeln, dass es Pablo war. Ich meine was hat er davon über seinen Boss und besten Freund zu reden. Es war zwar eine harmlose Information, auch wenn sie mir sehr unangenehm war, besonders wenn ich daran dachte was ich an hatte. Aber dennoch würde ein Cape niemals über seinen Boss sprechen, so viel weiß ich von der italienischen Mafia.
Ich ging die Treppe hoch und setzte mich auf den hintersten Platz im Flugzeug. Dies löste ein Déjà-vu bei mir aus von meinem ersten Flug mit Dante. Auch damals wählte ich den abgelegensten Platz im Flieger.
Genauso wie am Tag meiner Ankunft setzte sich Dante wieder in meine Nähe. Aus irgendeinem Grund versteht er den Wink nicht, dass ich alleine sein möchte, denn genauso wie damals setzte er sich wieder mir gegenüber hin.

Ich tat einfach so als würde ich ihn nicht beachten.
"Möchtest du denn gar nicht wissen wohin wir fliegen?" versuchte er nun meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ach jetzt möchte er mit mir sprechen. Er verhält sich wie ein Eiszapfen und nun sind wir wieder gesprächig oder was. Er soll sich endlich entscheiden. Mein Geduldsfaden riss dank ihm nun endgültig. Ich hab es so satt Achterbahn wegen ihm zu fahren. Mal ist er ein besorgter Ehemann und dann wieder ein dominantes Arschloch. Erst verwickelt er mich in eine Kissenschlacht und wird dann abrupt eiskalt.
"Was ist eigentlich dein Problem?" fauchte ich ihn nun an. Ich hatte die Schnauze so voll, dass ich mich in Gedanken so weit geschaukelt hatte, dass ich meinen letzten Gedanken laut aussprach.
Verwirrt und eindeutig wütend sah er mich an. Der kann mich so böse wie er möchte anstarren, bringen wird das sowieso nichts.
"Wie denkst du redest du mit mir, ich bin dein Ehemann." kam es nun streng von ihm.
"Ganz genau, mein Ehemann, also benimm dich so!" konterte ich nun genauso aufgebracht.
Dante grinste mich nun schief an, was mich noch wütender machte. Ich stand von meinem Sitz auf und ging einige Schritte auf und ab. Es wird Zeit, dass wir diese Sache ein für alle Mal klären. Entweder ganz oder gar nicht. Ich habe nicht vor mein Leben lang dieses auf und ab mit zumachen.

"Du willst, dass ich mich wie dein Ehemann verhalte, schön! Nichts leichter als das, Amore."
Dante stand ebenfalls auf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Bevor ich überhaupt wusste wie mir geschah zog er mich an sich und drückte seine Lippen auf meine. Eine Hand war dabei an meinem Hinterkopf, während die Andere mich an der Hüfte an ihn drückte.
Ich war so geschockt, dass ich mich nicht bewegen konnte. Dante hingegen bewegte seine Lippen auf meinen und auch seine Hand auf meiner Hüfte fuhr auf und ab.
Ich war so geschockt, dass ich erst jetzt merkte, wie ich den Kuss erwiderte.
Meine Lippen bewegten sich synchron auf seinen. Eine Gänsehaut breitete sich in meinem Nacken aus. Dieser Kuss war anders als unser erster. Er war fordernder und leidenschaftlicher.
Dante zog mich noch fester an sich und auch ich ließ meine Hand in seine Haare gleiten.
Meine Gedanken waren wie benebelt. Jedes Mal wenn ich versuchte einen zu erfassen war er genauso schnell wieder weg.
Meine Beine wurden weich und hätte Dante mich nicht in seinem Griff fest gehalten, wäre ich wahrscheinlich eingeknickt.

Plötzlich unterbrach Dante unseren Kuss und wir Beide rangen nach Luft. Die Trance war durchbrochen, aber ich stand immer noch neben mir.
Ich fasste mir an meine angeschwollenen Lippen. Was ist gerade passiert?

"Also mia cara, möchtest du jetzt wissen wohin wir fliegen?" Mit einem lächeln setzte Dante sich zurück auf seinen Platz.
Ich hingegen blieb immer noch schockiert stehen.



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