8: Tücken der Macht

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„Was, wenn ich nie die Kontrolle über den Schwarzhandel habe?", überlegte ich laut.

Schwarzhandel? Anathea, ich kann und will deine Idee nicht gutheißen.

„Natürlich nicht, aber du wolltest einen Plan, der mir Macht gibt. Du könnest dir meine Idee wenigstens anhören." Ich erzählte der göttlichen Seele in meinem Kopf von meinem Handel mit Gold im Austausch für Kräuter und dergleichen. „Dieses Mal werde ich allerdings diejenige sein, die den Schmuggel aufdeckt."

Wie willst du etwas aufdecken, das es noch gar nicht gibt und auf das du keinen Einfluss hast?

„Meine Idee war damals so gut, dass es Nachahmerinnen gegeben hatte, allerdings keine sehr guten. Es braucht nur den richtigen Anstoß, denn Frauen, die meine Idee umsetzen werden, laufen genügend im Harem herum."

Ein solcher Krieg muss gut geplant sein und noch besser umgesetzt werden.

„Du kannst dir sicher sein, dass ich diese Schlacht durchdacht habe. Den Fehler von damals werde ich kein zweites Mal begehen."

Albio nannte mich nie grausam.

War ich grausam, weil ich so dachte wie ich dachte?

War ich nicht vielmehr das, was eine vergangene Grausamkeit erschaffen hatte?

Mein Magen knurrte und ich fühlte mich ausgelaugt. Das Giftattentat, so gut Dal und seine Leute es auch vertuscht hatten, zog seine Kreise im Harem - oder zumindest das Gerücht von vergiftetem Essen. Keine der Damen aß in Gesellschaft anderer, obwohl es dort am sichersten gewesen wäre, wenn alle vom gleichen Teller aßen. Gift besaß viele Formen und während sie sich vor dem Essen fürchteten, erkannten sie nicht, dass ein anderes Gift ihre Körper peinigte: Furcht vor dem Unbekannten.

„Junge Herrin?" Suvi schob die Vorhänge des Eingangs auf, trat ein und entfaltete ein goldbraunes Gebilde aus einem Küchentuch. „Ich habe Euch etwas Brot gebracht." Beherzt brach sie ein Stück vom Laib ab und steckte es sich in den Mund. Kaute. Schluckte. „Seht Ihr, es ist sicher."

„Würdest du es wirklich riskieren, für mich an einem vergifteten Brot zu sterben?" Ich nahm mir eines der Kissen und presste es gegen meinen Bauch.

„Keine Sorge, ich habe das Brot selbst gebacken und kann Euch versichern, dass kein Tropfen Gift hineingelangt ist."

Das war zwar keine Antwort auf meine Frage, aber ich ersparte mir eine Diskussion, die sie mich gewinnen lassen würde.

„Suvi, bring mir meinen Schmuck und such mir ein schönes Kleid raus, wir gehen in die Gärten."

Es kostete sie keine Minute, meine Haare in einen geflochtenen Dutt auf meinem Kopf zu drapieren. Ihre Finger zitterten, doch das Kleid saß nahezu perfekt an meinem Körper. Stoffbänder aus rosa und weiß bedeckten meine Brust, fielen über die Wölbungen und ergossen sich über den Boden. Dieses Kleid war meine Kriegsrüstung, obgleich Pfeile und Klingen es mühelos durchtrennen konnten, fühlte ich mich stärker. Die Kabbeleien endeten heute und ich war diejenige, die die Schlacht um die Haremsherrschaft einläutete.

Ich schlenderte an den hohen Hecken vorbei, atmete den süßen Duft der Rosen ein und drehte mich im Kreis. „Wie einfach wäre es doch, die Holzkisten mit einem doppelten Boden auszustatten und darin Seide in den Harem bringen zu lassen?"

Suvi stoppte, sah sich hektisch um und deutete mir mit dem Finger auf ihren Lippen an, dass ich ruhiger sprechen sollte.

„Oder Speisen, die sicher nicht vergiftet sind!", schrie ich und lief mit ausgestreckten Armen weiter. Die jungen Damen, die in den Pavillons Tee tranken und sich unterhielten, reckten ihre Köpfe. „Oder wie wäre es mit den Kräutern, die die Reichen rauchen, um zu entspannen? Was kostet es wohl, einen Händler und die Köche fürs Schweigen zu bezahlen? Eine Silbermünze? Einen Edelstein?"

Liebliche SchuldWhere stories live. Discover now