Persönliches Gespräch

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Ich wollte gerade anfangen, Aktien zu sortieren und auszuwerten, da fiel mir ein, dass Marta ja die Akten im Arm gehabt hatte und wahrscheinlich immer noch mit Mr. Know-it-all quatschte. Ich klappte meinen Laptop auf und ging auf Google.
Dann schaute ich mich kurz um, ob mich jemand beobachtete und googelte "Alexander Foster".
Ich las eine kurze Meldung in der Times, wonach, Alexander Foster ganz wie der Vater anfing, in dessen Firma die Marketing Abteilung zu leiten.
"Das habe ich jetzt gemerkt...", murmelte ich.
Dann sah ich ein Foto von ihm auf einem Pferd, betitelt mit "Sexy Millionärssohn beim Polospielen". Ich runzelte verächtlich meine Stirn.
Ich las gerade einen Artikel, in dem Mr. Arschloch die Collegeabschlussrede hielt. Eine große Ehre für A. Foster, blablabla...
Da räusperte sich jemand hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Hinter mir stand Alexander Foster persönlich und grinste mich verschmitzt an.
Ich versuchte den größten Teil meines Laptopbildschirms hinter meinem Rücken zu verstecken und dachte ernsthaft darüber nach, ein paar Pfunde mehr zu zunehmen, mit meiner Figur, konnte ich wahrscheinlich nicht genug verdecken.
"Was gibt's, Mr. Foster?", fragte ich so zuvorkommend wie möglich.
"Für Sie Alex, Elizabeth.", sagte er ziemlich nahe an meinem Gesicht, sein - vermutlich überteures - Aftershave kitzelte in meiner Nase. Reiß dich zusammen Elly!, betete ich.
"Also?", gab ich scheinbar unbeeindruckt zurück. Stattdessen wunderte ich mich, wie gut Aftershave riechen konnte. 'Nur sein Aftershave, mehr ist da nicht!', redete ich mir ein.
"Ich habe hier die Akten, die Sie vergessen haben...", murmelte er verführerisch.
"Ah, danke!" Ich nahm - nein, ich riss - sie ihm aus der Hand. "Sonst noch etwas...?"
Er versuchte hinter mich zu schauen und ich klappte den Laptop hinter mir zu und schaute ihn fragend an.
"Äh..." Er war sichtlich aus der Fassung gebracht. "Ich wollte eigentlich mit Ihnen über die Abteilung reden..." Er schüttelte verwirrt den Kopf. "Kommen Sie - Ich meine, hätten Sie kurz Zeit mir ein paar wesentliche Dinge über die Abteilung zu erklären?"
Ich unterdrückte ein Seufzen. Trotz allem - leider - war Mr. Arschloch immer noch mein Vorgesetzter und ich mochte meinen Job.
"Klar.", murmelte ich resigniert und folgte ihm in sein Büro.
Er bat mich, auf dem Stuhl neben ihm Platz zu nehmen und ich setzte mich hin.
Er rollte seinen Stuhl, sodass er direkt gegenüber von mir saß.Ich versuchte krampfhaft nicht zu stöhnen und mich irgendwie aus dieser Bredouille heraus zu winden, aber ich sah leider keinen Ausweg.
"Elizabeth, erlauben Sie mir eine Frage?", sagte er leise.
Ich atmete tief durch, immer zu vorkommend sein, Elly!
"Sicher."
Er schaute mir mit einem undefinierbaren Blick in die Augen. Er hatte wunderschöne, goldbraune Augen, die zusammen mit seinen Haaren einen interessanten Kontrast bildeten.
Er beugte sich unwillkürlich etwas nach vorne.
"Wie alt sind Sie, Elizabeth?"
"23 wieso?"
"Das ist interessant...", murmelte er, "Manche Frauen sind in dem Alter schon verheiratet."
"Sie sind ja ein Frauenkenner!", erwiderte ich zynisch. "Was sagt Ihnen, dass ich nicht verheiratet bin?"
"Sie tragen keinen Ring.", erwiderte er.
"Okay, Sie haben Recht und dieses Wissen hilft Ihnen jetzt hier weiter, weil...?"
So leicht, wollte ich es ihm nicht durchgehen lassen, dass er mich eine persönliche Frage gefragt hatte.
"Das hilft mir gar nicht weiter.", sagte er ohne Reue. "Ich wollte es für mich wissen..."
"Sehr gut. Also Mr. Foster. Oh, Entschuldigung. Alex.", ich sagte den Namen so verächtlich wie möglich. "Wenn wir das geklärt haben, könnten wir dann vielleicht über Sachen sprechen, die die Firma betreffen?" In meiner Stimme schwang ein hörbarer Vorwurf mit. 'Du Mistkerl!', dachte ich. 'Gib mir einen Grund und ich verklage dich wegen sexueller Belästigung!'
Er richtete sich offensichtlich verblüfft und aus den Gedanken gerissen auf.
"Ja, sicher. Also, da gibt es ein paar Dinge, die mich interessieren würden, könnten Sie bitte die Akten bezüglich unsere neuen Gesprächspartner Isaac Investments Company heraussuchen!" Sofort war er wieder ganz geschäftsmäßig.
"Sicher, sonst noch etwas?", fragte ich neutral.
"Nein, das wäre vorerst alles."
Ich stand auf und wand mich zum Ausgang.
"Und Elizabeth!", rief er mir hinterher. Widerstrebend drehte mich um.
"Ja?"
"Es hat mich sehr gefreut." Seine Augen brannten sich in meine, als er das sagte.
Ich lächelte mein unechtes Lächeln - mittlerweile hatte ich schon ziemlich Übung darin - und sagte: "Mich auch." Ich hoffte, dass er die Ironie darin nicht gehört hatte. Ach selbst wenn, was soll's...

Mein Chef Mr. Know-it-allWhere stories live. Discover now