Du schrittest durch deinen Garten in raschem Gang. Trotz der hohen Himbeerhecken, die dich von mir trennten, erkannte ich dich. Dein hellblaues Kleid mit einem seidenen Band in grellen rosa, welches deine zierliche Taille so elegant hervorhob, schimmerte hindurch. Du hättest über meine dilettantische Beschreibung gelacht. „Ich trage ein azurfarbenes Duchesse-Kleid mit einem Taillenband in hellem Purpur, Liebling!" höre ich deine amüsierte Stimme in meinen Gedanken zu mir sagen.
Eine Himbeere, rot, groß und saftig, lacht mich an. Einmal habe ich eine abgezupft und sie dir in den Mund gelegt. Das war lange bevor ich dich beobachtete, wie du in deinem blauen Kleid durch den Garten spaziertest. „Die Schönste habe ich für dich aufgehoben, Liebes." Dein Kichern und die Röte deiner Wangen erwärmten mein Herz.
Ich wende meinen Blick von der Himbeere ab, die mich in solch eine himmlische Nostalgie verfallen lässt. Ein pittoresker Garten breitet seine Schönheit vor mir aus. „Diese Rosen passen exzellent zu meinem Kleid!" Durch die Himbeeren hindurch erblickte ich die Verwunderung deiner Freundinnen, die dich umgarnten. Sie alle hatten versucht, so schön wie du zu sein, als sie sich für euer nachmittägliches Treffen einkleideten, doch am Ende blieb ihnen wie immer nur der Neid. „Sie kommen aus Persien, ebenso wie auch die Seide!" Sie lachten erheitert und manch eine wusste die Gunst der Stunde zu nutzen, um deiner Erscheinung zu schmeicheln.
Die persischen Rosen blühen und ich rieche an einer. Ich wurde nie damit gesegnet, deinen körpereigenen Duft einatmen zu dürfen, aber ich wusste, eine persische Rose würde vor Scham erblassen, müsste sie sich mit deinem Odeur messen.
Die abendliche Augustsonne muss sich heute deiner Aufgabe annehmen, diesen Garten mit deiner Aura in warme, zum Träumen anregende Farben zu tauchen. Himmelblau, Grasgrün, Rosenrot, Zitronengelb - all diese Farben lässt die Sonne fast so schön strahlen, wie du. Meine Lieblingsfarbe jedoch, die Verlegenheit, wenn ich dich Liebes nannte, die brachtest nur du zum Strahlen.
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GARDEN
Short Story„Die hohen Himbeerwände Trennten dich und mich, Doch im Laubwerk unsre Hände Fanden von selber sich. Die Hecke konnt' es nicht wehren, Wie hoch sie immer stund: Ich reichte dir die Beeren, Und du reichtest mir deinen Mund. Ach, schrittest du...
