Ich bin kein Jedi

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Dieser One Shot ist entstanden aus der Idee einer Leserin, welche mich gebeten hat einen OS daraus zu schreiben. Das ist für dich.

Achtung dieser OS beinhaltet nicht jugendfreie Inhalte.

Für einen Augenblick war um mich herum alles ruhig. Die Offiziere auf der Brücke meines Schlachtschiffes machten kommentarlos ihr Arbeit und es schien in diesem Moment nur mich und das weite All zu geben. Admiral Tarkin, welcher für diese Mission für mich eingeteilt war, durchbrach die Stille.
"Lord Vader? Wir springen nun in den Hyperraum", ich nickte nur knapp und wartete auf das was er mir noch zu sagen hatte. Ich spürte die Angst in ihm. Sie alle hatten Angst vor mir. Inzwischen kann ich nicht mehr sagen, wann mir zuletzt jemand begegnet war der keine Angst vor mir hatte. Vermutlich vor Anakins Tod. Als Jedi hatten sie keine Angst gehabt.
Aber diese Zeiten sind vorbei.
"My Lord, wir haben die Jedi sicher verwahrt. Sie ist bereit für das Verhör. Wenn Ihr wollt kann ich...", ich hob die Hand um ihn zu unterbrechen.
"Nein. Sie gehört mir", beschloss ich und drehte der Brücke den Rücken zu als ich mich auf den Weg in den Gefängnistrakt machte.
Ihre Zelle war nicht schwer zu finden. Zwei Sturmtruppler standen vor ihrer Zelle Wache. Vor der Tür blieb ich stehen. Ohne die Soldaten anzusehen, gab ich ihnen den Befehl zu verschwinden.
Sie zögerten keine Sekunde, trotzdem wartete ich bis sie verschwunden waren, bevor ich die Tür zur Zelle öffnete.
Die Jedi war mit dem Rücken zu mir an eine aufgerichtete Liege gefesselt. Ich spürte deutlich ihren Kampfgeist und Ehrgeiz. Ihre Sturheit schien sich mit den Jahren nur noch stärker ausgeprägt zu haben. Es würde schwer werden sie zu brechen.
Mit gemessenen Schritten ging ich um sie herum. Die Jedi musterte mich finster mit zusammengekniffenen Augen. Sie sah angeschlagen aus. Ein blauer Fleck breitete sich an ihrem Kinn aus, ebenso waren Blessuren an ihren Armen zu erkennen. Es hätte mich gewundert, wenn sie nicht gegen die Gefangennahme an gekämpft hätte. Es war nicht ihre Natur.
Obwohl Anakin sie vor 3 Jahren zuletzt gesehen hatte, schien sie in der Zeit zu einer reifen jungen Frau herangewachsen zu sein. Die Rundungen ihres Körpers waren ausgeprägter, selbst wenn die leichte Rüstung die sie trug, den Großteil ihres Körpers verdeckte.
So lange hatte ich nach ihr gesucht und nun da sie endlich in seiner Gewalt war, konnte sich kaum zusammenreißen. Sie weckte tief vergrabene Erinnerungen und Gefühle und ich hasste sie dafür. Es war an der Zeit, dass Anakin Skywalkers Padawan wieder den rechtmäßigen Platz an meiner Seite einnahm oder sie würde sterben. Wie so viele andere Jedi vor ihr.
"Ich werde Euch gar nichts verraten!", fauchte sie mir entgegen und brachte mich zum lächeln. Selbst wenn sie aufgrund des schwarzen Helmes mein Gesicht nicht sehen konnte.
"Bisher habe ich jeden zum Reden gebracht", murmelte ich durch den Stimmenverzerrer in meinem Helm.
"Ich bin nicht wie jeder andere", fauchte sie zurück und riss an den Fesseln. Sie lösten sich kein Stück von ihren zierlichen Handgelenken. Ahsoka hatte sich kein bisschen verändert. Noch immer spürte ich ihren Ehrgeiz, ihre Hingabe, aber etwas hatte sich mit der Zeit verändert. Sie war... ruhiger... mehr mit der Macht im Einklang als damals. Trotzdem war ihre Präsenz in der Macht so vertraut wie eh und je. Diese Vertrautheit schenkte mir Sicherheit. Es war ein warmes Gefühl, etwas das ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte.
"So warst du schon immer...", mit einem Finger strich ich ihr über die Wange, bevor sie ihren Kopf vor mir zurück riss und mich wütend anfunkelte.
"Wagt es nicht mich anzufassen! Ihr wisst gar nichts über mich! Ihr kennt mich nicht!" Ich war kurz davor laut aufzulachen. Was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste wer hinter dieser Maske steckte?
Sachte schüttelte ich den Kopf. "Oh, ich kenne dich besser als dir lieb ist, Padawan", ihre damaligen Titel bekam ich kaum über die Zunge, so sehr schmerzten die Erinnerungen.
"Ich bin schon sehr lange kein Padawan mehr! Wenn Ihr mich wirklich kennen würdet, dann wüsstet Ihr das ebenfalls!", nun riss mir endgültig der Geduldsfaden. Hatte ihr unsere gemeinsame Zeit gar nichts bedeutet?! Sie sprach über ihre Ausbildung als wäre ich nichts weiter als jeder beliebige Klon gewesen! In diesem Augenblick wollte ich alles dafür geben um ihr diese Selbstgefälligkeit aus dem Gesicht zu wischen.
Mit einem harschen Ruck riss ich mir den Helm vom Kopf und schleuderte ihn gegen die Wand hinter ihr. Ahsoka zuckte wegen des Lärms zusammen und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Mein Haar klebte mir schweißgebadet an der Stirn.
"Du glaubst also wirklich, ich kenne dich nicht gut genug um zu wissen, dass du mich damals verlassen hast?! Ich kenne dich besser als irgendjemand sonst! Und genau deshalb werde ich derjenige sein, der Informationen aus dir heraus bekommt, wenn du hier drinnen nicht sterben willst!", brüllte ich und ballte meine Hände zu Fäusten.
Ahsokas blaue Augen waren vor Schock geweitet, langsam fasste sie sich wieder und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Nein...", wisperte sie, "...nicht Ihr..."
Ich atmete einmal tief durch um die Wut in mir zu unterdrücken.
"Sag mir was ich wissen will! Wo ist die Basis der Rebellen?! Wer ist der Anführer!?", knurrte ich.
"Anakin... Das könnt Ihr nicht...", flüsterte sie kopfschüttelnd, aber mir riss der Geduldsfaden. Sie wiederzusehen, ihre Stimme zu hören und an die Vergangenheit erinnert zu werden war einfach zu viel. Ich musste diese Vergangenheit ausmerzen.
Wütend stürmte ich vor und packte sie am Hals. Anstatt Angst, sah ich nun Entschlossenheit in ihren Augen und diese stachelte mich nur noch weiter an.
"Anakin Skywalker ist tot! Und es gibt nichts was ihn zurückbringen könnte!" Noch einmal schüttelte sie den Kopf, so gut es unter dem Druck meiner Hand an ihrer Kehle möglich war.
"Nein! Ihr wart mein Meister! Mein Mentor und Freund...!", harsch unterbrach ich sie, weil ich ihre Lügen nicht noch weiter hören konnte.
"Hör auf zu lügen, Ahsoka! Du warst nie eine Lügnerin, also fang jetzt nicht damit an!", knurrte ich und tatsächlich ließ sie mich weiter reden. "Wenn ich je dein Freund gewesen war, warum bist du dann gegangen! Du hast mich dort allein gelassen! Du hättest verhindern können, dass all das passiert! Und was hast du getan, als ich dich gebraucht hatte?! Du hast mir den Rücken gekehrt! Mich im Stich gelassen!"
Sie senkte verletzt den Kopf und ich ließ von ihrem Hals ab. Ich spürte Schuld und Trauer in ihr. Ein guter Anfang um sie auf meine Seite zu ziehen. Aber dann hob sie plötzlich wieder den Kopf und in ihrem Blick war ein Feuer erkennbar, dass vor Ehrgeiz nur so brannte. Diesen Blick hatte ich so lange vermisst...
"Ich bin gegangen weil ich musste und das wisst Ihr auch! Aber warum seid Ihr nicht mit mir gekommen?! Warum bist DU nicht mit mir gekommen, Anakin!"
Nun war ich derjeniger, der geschockt war. Warum war ich ihr damals nicht gefolgt...
"Weil ich der Auserwählte war! Weil ich an den Orden gebunden war! Anders als du es je gewesen bist!" Ich wand mich zum gehen. Ich würde nichts aus ihr heraus bekommen. Immerhin wusste ich am Besten wie stur sie sein konnte. In diesem Augenblick war Abstand von ihr alles was ich brauchte.
"Ich konnte nicht bleiben, Anakin. Du solltest am Besten verstehen warum ich gehen musste. Du hättest damals mit mir kommen sollen", erwiderte sie traurig. Ich spürte ihren brennenden Blick auf mir.
"Es ist vorbei. Belassen wir es dabei...", murmelte ich niedergeschlagen. "Ich werde an meine Informationen kommen. Ob du willst oder nicht, Snips", ihren Spitznamen spuckte ich aus, als wäre es ein lächerlich, kindlicher Name. Dabei war sie längst kein Kind mehr. Ahsoka war zu einer jungen Frau herangewachsen, das war kaum zu übersehen.
Trotzdem zuckte sie kurz zusammen, als ich ihren alten Spitznamen erwähnte. Ohne ein weiteres Wort wollte ich den Verhörraum verlassen, aber ich hörte sie noch vier letzte Worte murmeln, welche mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. "Wir werden sehen, Skyguy."
Dieser Spitzname...
Meine Wut wuchs ins Unermessliche. Ich hätte sie töten sollen! Ich sollte sofort umdrehen und sie mit meinem Lichtschwert durchbohren, wie ich es mit so vielen Jedi getan hatte!
Aber ich konnte nicht... irgendetwas hielt mich davon ab und diese Unfähigkeit, unsere gemeinsame Vergangenheit loszulassen, machte mich so wütend.
"Wir werden sehen, Snips", murmelte ich zurück, bevor sich die Zellentür hinter mir schloss.
Wutentbrannt stürmte ich durch die Gänge meines Schiffes. Sämtliche niederen Offiziere und Sturmtruppen gingen mir aus dem Weg.
Ich brauchte zunächst einen neuen Helm. Immerhin hatte ich meinen eben zerstört.
"General Vader", mit der Begrüßung wurde ich aus meinem Wutanfall gerissen und blieb direkt vor Admiral Tarkin stehen.
Ich kannte ihn bereits aus der Zeit der Klonkriege. Er war ein Mann der über Leichen ging und passte daher perfekt in diese neue Weltordnung. Ob er bereits damals in die Pläne meines Meisters eingeweiht war, wusste ich nicht. Dennoch respektierte ich ihn.
"Tarkin", gab ich die Begrüßung zurück. Er musterte mich wie immer mit ausdrucksloser Miene.
"Ich hoffe unsere Gefangene bereitet keine Probleme", fing er an. Natürlich wusste er von Ahsoka, er kannte sie ebenso aus den Klonkriegen. Damals war sie nicht allzu begeistert von ihm gewesen.
Zerknirscht mied ich seinen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Sie rückt keine Informationen raus, aber ich werde sie schon noch dazu bringen mir alles zu erzählen", knurrte ich noch immer wütend. Aber Tarkin schien davon unbeeindruckt. Jeder andere auf diesem Schiff hätte gezittert vor Angst.
"Nun wenn sie Euch solche Probleme bereitet, sollte ich vielleicht einmal mit ihr reden. Ihr seid zu sehr involviert in diese Sache", zunächst wollte ich ihn würgen für diese Frechheit sie mir wegnehmen zu wollen. Aber der großteil meines Verstandes sagte mir, dass er sich darum kümmern würde. Dass er sie brechen konnte und ich diese Vergangenheit endlich hinter mir lassen konnte.
Knapp nickte ich. "Versucht Euer Glück, aber sie ist keine gewöhnliche Jedi. Sie kann sehr... widerstandsfähig sein."
Tarkin winkte ab und ging an mir vorbei. "Wir werden sehen wie lange sie durchhält", erklärte er, bevor er ging.

I'm no Jedi ~ One Shot SammlungWhere stories live. Discover now