32.

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Mit schnellen Schritten ging ich durch die unheimliche Gasse.
Es war dunkel und still. Ich bekam eine Gänsehaut und konnte spüren wie die Haare sich an meinen Armen aufstellten.
Alles schien fast genauso wie das letzte Mal zu sein. Aber trotzdem war etwas anders.
Die Atmosphäre und die Angst in mir.

Ich spürte, dass etwas auf mich lauern würde. Ich warf hektische Blicke nach rechts und links von mir. Ich erkannte Umrisse der Häuser, die nur als dunkle Schatten zu sehen waren. Meine Atmung ging schnell. Viel schneller als gewöhnlich. Ich Spitze die Ohren und zuckte bei jedem kleinsten Geräusch zusammen. Der Schrei, den ich zuvor vernommen hatte, hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich hörte ihn immer wieder.
Nur aus welcher Richtung war er gekommen?

Ich musste Tränen unterdrücken. Ich wünschte mir Evans Nähe. Ich wünschte mir, dass er bei mir war und ich mich sicher fühlen konnte. Aber ich wusste, dass er noch immer beim Truck stehen würde. Weit weg von mir. Und ich war allein. Allein in der dunklen Gasse.

Plötzlich hörte ich Stimmen.
Erschrocken warf ich Blicke zur Seite und suchte nach einem Versteck. Gerade noch rechtzeitig entdeckte ich einen Müllcontainer und huschte dahinter. Es dauerte nur wenige Sekunden bis ich Schritte und die Stimmen laut hörte. Zwei Lichtkegel erhellten einen Teil der Gasse. Die Personen mussten Taschenlampen dabei haben.

"Was machen wir mit ihr, wenn sie wirklich kommt?", fragte eine Stimme, die mir merkwürdigerweise bekannt vorkam.
"Sie wird kommen. Und was wir dann machen ist doch logisch, Dummkopf. Wir bringen sie zu ihm."
Ein Lachen ertönte.
"Ah. Er wird sich freuen", sagte dann die Stimme, die ich als erstes gehört hatte.

Ich beobachtete wie die beiden Schatten sich entfernten.
Sollte ich ihnen folgen?
Vielleicht würden sie mich zu der Person führen dessen Schrei ich gehört hatte.
Aber war das nicht zu gefährlich?
Doch irgendwas musste ich tun.
Ich musste mich schnell entscheiden, denn die zwei Lichtstrahlen entfernten sich immer weiter. Ich atmete tief ein und aus und kam dann vorsichtig hinter dem Container hervor.
Ich würde ihnen folgen.

Ich behielt einen größeren Abstand zu den groß gewachsenen Männern ein. Ich belauschte ihre Gespräche und versuchte herauszufinden woher ich ihre tiefen Stimmen kannte. Doch es wollte mir einfach nicht einfallen. Eine Weile latschten sie einfach nur die Straße entlang. Erst kurz vor dem Ende der Gasse blieben sie stehen. Ich drückte mich nah an eine Hauswand und hoffte, dass ich so unsichtbar wirken konnte.

Ich hörte wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Mist!
Wenn ich sehen wollte, was die beiden in der Wohnung versteckt hielten musste ich wohl oder übel schnell hinter ihnen her gehen. Oder ich musste einen Weg finden, dass die Tür nicht ganz zufallen würde.
Ich löste mich von der kalten Hauswand und huschte leise und vorsichtig wie ein Geist zu der Wohnung. Zum ersten Mal schien die Dunkelheit auf meiner Seite zu sein. Sie gab mir Schutz.

Die Tür war nun geöffnet und die Männer traten ein. Schnell schlich ich zu der Tür und hielt sie in dem Moment indem sie zufallen sollte offen.
Ich wartete ein paar Sekunden ehe ich die Tür öffnete und eintrat.
Mein Herz raste und ich konnte es selbst klopfen hören. Überall auf meiner Haut hatte sich mittlerweile eine Gänsehaut gebildet. Meine Lippen fühlten sich trocken an und mein Körper war angespannt und nervös. Mein Hals war wie zugeschnürt und ich begann sehr viel Spucke runter zu schlucken.

Ich kramte mein Handy aus der Jackentasche und schaltete meine Taschenlampe an. Ich entdeckte eine Aktentasche und stellte diese in die Tür. Nur für den Fall, dass ich es wieder raus schaffte.
Ich leuchtete geradeaus und sah eine Tür in der Wand. Den Schein der Taschenlampe leuchtete ich zur Seite und öffnete die Holztür in der Wand. Jetzt leuchtete ich vorsichtig hinein. Eine Steintreppe führte in einen Gang hinunter.

Ich hörte Stimmen, die von dort unten zu kommen schienen. Auch wenn die Angst mich von innen förmlich zerfraß und sich alles in mir sträubte die Treppe hinunter zu gehen, betrat ich die erste Stufe. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding als ich Stufe für Stufe runter stieg. Auf der letzten Stufe schaltete ich die Handytaschenlampe aus und steckte es zurück in meine Tasche.

Eine mir sehr bekannte Stimme hallte als Echo durch die Gänge. Ich zitterte und drehte den Kopf zu meiner Rechten. Aus dem Gang schien Licht zu kommen. Ich vermutete, dass am Ende des Weges eine Kerze flackerte. Das Ende des Ganges schien nur wenige Meter von der Treppe entfernt zu sein. Somit war ich sehr nahe.
Ich blieb für ein paar Sekunden verwurzelt stehen und lauschte.

Wo waren die zwei Typen hingegangen, denen ich gefolgt war?
Vielleicht in den Gang rechts von mir?
Ich nahm ein paar tiefe Atemzüge.
Dann schlug ich den rechten Weg ein aus dem Licht zu kam. Vorsichtig näherte ich mich dem Ende des kurzen Ganges. Ich blieb immer dicht an der Wand um nicht aufzufallen.

Nun hatte ich das Ende fast erreicht.
Ein lauter Schmerzensschrei ertönte. Erschrocken zuckte ich zusammen und presste mich mit dem Rücken eng and die kalte Wand.
Ich schwitzte und fühlte mich als hätte ich Fieber.

"Schrei lauter verdammt! Sonst wird Kayla dich nie hören", brüllte eine tiefe, Raucherstimme, die ich nur allzu gut kannte.

Eine wimmernde, zitternde Stimme drang nun leise zu mir rüber.
"Bitte. Lassen Sie mich gehen. Meine Eltern suchen mich. Ich weiß noch nicht einmal was sie von mir wollen."

"Halt endlich die Klappe. Hab kein Bock mehr auf dein Gejammer. Menschen sind echt solche Heulsusen."
Dann eine kurze Pause.

Ich nahm meinen Mut zusammen und schaffte es ein Stück weiter zu gehen. Ich wagte einen vorsichtigen Blick, blieb aber nah an der Wand.
Als ich sah, was ich sah schlug ich mir eine Hand vor den Mund um nicht laut zu schreien.
An einem Stuhl gefesselt entdeckte ich niemand anderen als meine beste Freundin Liana.
Ihr blondes Haar war nass und an ihrer Stirn klebte Blut. Ihre dunkle Jeans und ihr rosafarbenes T-Shirt  waren völlig verdreckt und an mehreren Stellen zerrissen sowie dunkel verfärbt. Ich tippte bei den dunklen Flecken auf Blut.

Ein Junge stand dicht vor ihr. Er hatte sich zu ihr herunter gebeugt und sagte leise, aber zischend:
"Und von dir will ich garnichts! Du bist nur mein Köder für Kayla. Das ist alles!"
Dir fettigen schwarzen Haare und diese grauenvoll war alles was ich brauchte um zu wissen, dass es sich bei dem Jungen um Remus handelte.

Mein Herz hämmerte und ich verspürte Angst, dass er es hören würde.
Was sollte ich tun?
Oder besser gefragt, was könnte ich tun um Liana zu helfen?Warten bis Remus ging und ich freie Bahn hatte um sie zu befreien?

Plötzlich spürte ich eine Hand die sich von hinten auf meinen Mund legte. Ein starker Arm umklammerte mich. Panisch trat ich um mich, wollte schreien und mich befreien. Doch vergeblich.

"Schau mal wen ich gefunden hab", sagte die Person, die mich gepackt hatte und zog mich aus meinem Versteck an der Wand weg und schubste mich in Remus Richtung.
Remus drehte sich zu uns um. Ich senkte den Blick und biss der Person die mich festhielt in die Hand.

"Ahhh! Du blöde bitch!"
Er zog die Hand weg. Ich trat ihm gegen das Knie und versuchte davon zu laufen. Weg. Weg aus diesem Gang und zurück zur Treppe.
Aber ich hatte nur zwei Schritte gemacht da packte er mich schon wieder und brachte mich zu Remus.
Remus grinste und trat nah vor mich. Er strich mir über die Wange und ich zog den Kopf weg.

"Endlich. Ich muss sagen ich hab dich vermisst Kayla. Jetzt kann ich zuende bringen, was wir angefangen haben."

Der Clan der CosantoirWhere stories live. Discover now