7.

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Ich starrte fassungslos durch die Windschutzscheibe und klappte meinen Mund einmal auf und dann wieder zu.
Ich war nicht fähig mich zu bewegen. Geschweige denn einen Laut hervorzubringen.
Mein Herz schlug schneller und lauter als gewöhnlich, weswegen  ich die Angst verpürte, dass die drei Jungen es ebenfalls schlagen hören könnten. Ich spürte ein paar Schweißperlen auf der Stirn und meine spitzen Fingernägel, die sich in mein Bein bohrten. Das durfte einfach nicht wahr sein. Ich musste von einem Albtraum gefangen worden sein und jeden Augenblick aufwachen.

Panisch kniff ich mir so fest ich konnte in den rechten Oberschenkel. Doch nur um kurz darauf laut aufzuschreien. Dann erkannte ich, dass ich mich in keinem Traum befand, sondern in der Realität. Nur leider machte diese Erkenntnis meine Situation nicht besser. Ganz im Gegenteil.

"Cool wir sind da." Josh öffnete die Tür neben sich und sprang freudig aus dem Truck. Finn tat es ihm gleich. Draußen hüpften sie wie zwei Gummibälle herum und schienen sich ordentlich austoben zu müssen. Ich konnte mich nicht bewegen und verharrte auf dem Ledersitz. Ich hörte, dass Evan ebenfalls ausstieg. Die Tür warf er mit einer leichten Handbewegung zu. Dann sah ich ihn anschließend wie er vorne um den Truck herum ging.

Was sollte ich tun? Auch aussteigen? Ich schloss für ein paar Sekunden die Augen. Versuchte meinen Körper zu entspannen und atmete gleichmäßig ein und aus. Nach einer Weile öffnete ich sie wieder. Ok Kayla. Es ist an der Zeit, dass du aufhörst eine ängstliche Katze zu spielen. Du musst dich endlich in einen mutigen Tiger verwandeln. Ich gab mir einen Ruck. "Also gut", antwortete ich laut auf meine gedankliche Stimme. "Du schaffst das. Glaub an dich."

Ich erwachte langsam aus meiner Schockstarre und bewegte mich. Ich löste den Anschnallgurt und öffnete danach die Beifahrertür. Eine frische Brise wehte mir entgegen, die sich befreiend anfühlte. Meine braunen Locken flogen leicht in die Luft. Ich erhob mich und stieg schließlich aus dem Truck. Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und machte die ersten Schritte. Es tat gut sich nach der langen Fahrt, dem langen Sitzen endlich zu bewegen und wieder auf den Füßen zu stehen. Ich sah mich um. Evan hatte direkt vor einer braunen Hütte geparkt. Das Holz machte einen relativ neuen Eindruck und das Dach hatte einen helleren, karamellfabenen Ton angenommen.

Ich drehte mich einmal im Kreis. Bäume, Bäume. Überall Bäume und Gebüsch. Da hatte ich doch tatsächlich kurz Hoffnung gehabt wieder zurück in die Stadt zu kommen. Geglaubt, dass man Evan und den anderen drei Jungen vertrauen konnte. Und wo war ich nun wieder gelandet? Richtig. Irgendwo im nirgendwo. Inmitten eines merkwürdigen Waldes. Natürlich wusste ich zum zweiten Mal an diesem Tag nicht wo ich mich befand.
So langsam kam mir meine Lage beinahe Aussichtslos vor.

Meine Augen suchten Evan, Finn und Josh. Ich entdeckte sie bei der Laderampe des Trucks. Etwas schien ihre Aufmerksamkeit dort erweckt zu haben. Als ich die Jungen beobachtete stieg langsam Wut in mir hoch. Sie lachten, schlugen sich gegenseitig, freundschaftlich auf die Schultern und schienen Spaß zu haben. Ich war mir nicht sicher, was es war, dass mich dazu veranlasste mit schnellen Schritten auf die Gruppe zuzugehen.

Möglicherweise war es Eifersucht. Darauf, dass sie glücklich und ausgelassen waren und es mir so schlecht ging. Zudem fühlte ich mich gründlich hintergangen und betrogen. Was dachten die sich eigentlich? Das die machen konnten was sie wollten und damit durchkamen? Dass sie einfach siebzehnjährige Mädchen mitten in der Nacht abfangen und irgendwohin verschleppen konnten? Ihnen Versprechungen machten, die sie dann nicht einhielten?

Im nächsten Moment wurde ich richtig wütend. Ich hatte die Jungen mittlerweile erreicht. Evan lehnte gelassen am Truck. Doch das würde sich gleich ändern. Ich kochte innerlich vor Wut. Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und ich war bereit ihm meine Meinung klar zu machen. Ich konnte nicht sagen wie ich den Mut und die Entschlossenheit aufgebracht hatte als ich Evan, mit all der Kraft die ich aufbringen konnte, heftig gegen den Truck schubste.

"Was zum Teufel tun wir hier? Wo befinden wir uns und was bist du für ein verlogenes....", ich stockte, als ich ein Flackern in Evans Augen entdeckte. Ich war ihm plötzlich so nah. Nur ein paar Zentimeter waren zwischen seinem und meinem Gesicht. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Ich sah ihm in die Augen und war kurz davor erschrocken zurückzuweichen. Das dunkelbraun hatte sich in pechschwarz  verwandelt. Eigentlich hatte ich laut aufschreien und wegrennen wollen. Aber ich konnte meine Augen nicht von seinen lösen. Ich hatte keine Kontolle mehr über meinen Körper.

Auf einmal sah ich Bilder vor meinem geistigen Auge. Sie waren verzerrt und verschwommen. Trotzdem konnte ich Umrisse erkennen.

Ein Mädchen, dass auf einer gepflasterten Straße stand. Gegenüber von ihr befand sich Wald. Sie starrte wie gebannt ins Gestrüpp, wenige Meter vor ihr. Sie nahm die Welt um sich herum nicht mehr wahr. Das Einzige was für sie in diesem einem Augenblick zählte, waren die zwei schwarzen Augen, die sie aus dem Gestrüpp heraus anschauten.

"Du solltest mir eigentlich dankbar sein." Ich schreckte aus meiner Trance als Evan mich unsanft wegschubste und ich nach hinten taumelte. Ich spürte wie ich das Gleichgewicht verlor und wusste, dass ich gleich fallen würde. Doch dann......

Was passiert dann?xD

Der Clan der CosantoirWhere stories live. Discover now