18. Kapitel

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Am darauffolgenden Tag scheute ich mich etwas davor, zu den Mädchen runter zu gehen und da ich sowieso in meinem Zeitplan für die Uni hinterherhinkte, beschloss ich mich meinen Skizzen zu widmen

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Am darauffolgenden Tag scheute ich mich etwas davor, zu den Mädchen runter zu gehen und da ich sowieso in meinem Zeitplan für die Uni hinterherhinkte, beschloss ich mich meinen Skizzen zu widmen. Die Zeichnung von Ellory, die ich begonnen hatte ließ ich für den Moment unvollendet, was anhand unserer derzeitigen Situation, passend war. Es fühlte sich komisch an, sie mir nach unserem gestrigen Gespräch so genau ins Gedächtnis rufen zu müssen, um ihr Gesicht originalgetreu aufs Papier bringen zu können.
Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit für mich jemanden portraitieren zu müssen, für den ich so widersprüchliche Gefühle hegte. Natürlich empfand ich etwas für sie aber gleichzeitig war ich so wütend auf Ellory, dass sie mich in diese Situation gebracht hatte. Gerade jetzt, wo ich es zugelassen hatte, dass eine andere Frau sich ihren Weg in meine Gedanken und mein Herz stahl. Ich griff nach dem Blatt und betrachtete es für einen Moment. Das Papier fühlte sich unter meinen Fingerkuppen rau an und als ich meine Augen über das Gezeichnete streifen ließ, trafen mich die Erinnerungen an unser Gespräch erneut und ich seufzte frustriert auf.
Ich war so tief in Gedanken, dass ich nicht bemerkt hatte das jemand meine Türe geöffnet und im Rahmen stehen geblieben war.
<Ähm...> machte sich Ellory bemerkbar und mein Kopf schoss in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. Sie sah nervös zu mir und wickelte sich eine Locke um den Finger. <Ich wollte dich nicht stören aber Kara und ich wollten wissen, ob du noch etwas frühstücken möchtest, ehe wir den Tisch abräumen?!> ihre Augen fixierten die Zeichnung die ich noch immer in den Händen hielt. Ich ließ sie sofort sinken und schüttelte schnell den Kopf.
<Nein danke, ich muss noch etwas für die Uni erledigen...> erwiderte ich und hoffte, dass sie nicht weiter nachbohren würde, doch sie setzte diesen bestimmten Gesichtsausdruck auf, der zeigte dass sie gleich losplappern würde.
<Oh, achso...> sagte sie und stieß sich vom Türrahmen ab, marschierte in mein Zimmer und setzte sich auf den Stuhl, der vor meiner Malstaffelei stand. Ich beobachtete sie verwirrt und fragte mich, was sie nun schon wieder vorhatte. Ellory betrachtete mich für einen Moment und lächelte danach herausfordernd.
<Möchtest du nicht beginnen? Ich dachte du müsstest dieses Portrait fertigstellen...> klärte sie mich auf und reckte mir ihr Gesicht entgegen. Ich stand da wie angewurzelt, wusste nicht was ich erwidern sollte. Wenn ich ihr die Wahrheit über mein Zögern verriet, wäre sie vielleicht enttäuscht oder gar verletzt und das wollte ich nicht. Deshalb setzte ich mich schnell vor meine Staffelei und klemmte das Blatt fest.
<Okay, ähm... danke...> murmelte ich, ehe ich nach meinem Kohlestift griff und leise, tief einatmete um meine Nerven zu beruhigen. Wenn ihr ehrlich mit mir selbst war, ängstigte mich die Vorstellung, Ellory so unverhohlen ins Gesicht zu blicken fast zu Tode.

<Wie hättest du mich gerne?> riss mich Ellory aus meinen Gedanken und mein verräterischer Geist schrie plötzlich ohrenbetäubend laut „Nackt, auf dem Tisch, der Couch - im Bett und auf der verfluchten Kücheninsel!!!" in mein Ohr.

Ich rang um Worte, diese innerliche Attacke hatte ich nicht erwartet und ich war auch enttäuscht von meinen eigenen unangebrachten Gedanken, immerhin war das Mädchen vor mir, dass mich mittlerweile besorgt musterte, erst 17 Jahre alt und damit mehr als nur tabu.
<Ist gut so...> krächzte ich und räusperte mich verlegen.
Ellory's grüne Augen sahen mich skeptisch an und für den Bruchteil einer Sekunde zuckten ihre Mundwinkel belustigt nach oben aber sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
<Red keinen Bullshit, Kiano! Sonst meckerst du doch auch über meine Haltung, meinen Gesichtsausdruck, die Sonneneinstrahlung die meine Haare falsch beleuchtet...> schnatterte sie beherzt drauflos und ich fragte mich ernsthaft, woher sie diese Leichtigkeit nahm, nach dem doch sehr intimen Geständnis von gestern.
<Kiano? Alles in Ordnung?>erkundigte sie sich und sah mich immer noch so an, als würde sie etwas amüsieren.
<Hmhm, oja! Alles wunderbar... Bleib so und heb deine Rechte Hand unter dein Kinn...> endlich konnte ich mich wieder fokussieren. Ich beobachtete sie wie sie das befolgte, was ich von ihr verlangt hatte und wunderte mich immer noch über ihr Verhalten. Sonst tat sie nie, was man von ihr wollte und ich konnte mich nicht erinnern, wann sie diese Dinge das letzte Mal freiwillig und ohne Diskussionen getan hatte.
<Ist es so gut?> erkundigte sie sich und ich ließ meine Augen schnell zu ihr huschen. Mir behagte die Art wie sie ihre Finger streckte eigentlich nicht aber ich wollte mich so wenig wie möglich mit ihr unterhalten müssen, deshalb nickte ich bloß. Ich fühlte mich schon elend genug. Ich zeichnete weiter und teilte mir die Blicke gut ein die ich ihr zuwerfen musste um alles genau zu treffen, merkte jedoch schnell, dass mir etwas fehlte.
<Ähm könntest du deine Finger etwas lockerer halten? So in der Art?> sagte ich und machte es ihr vor. Sie imitierte meine Bewegung aber es war immer noch nicht so wie ich es wollte. Mit einem Seufzen stand ich auf und näherte mich ihr.
<Nein, in etwa so...> sagte ich, bückte mich zu ihr nach unten und griff langsam nach ihrer Hand, dabei durchzuckte mich dasselbe komische Gefühl, dass ich schon gespürt hatte, als ich beim Baumhaus aus Versehen ihre Hüfte berührte. Ich legte ihre Hand in einer etwas natürlicheren Haltung unter ihr Kinn und hob es damit auch gleich in die richtige Lage. Ich betrachtete sie für einen kurzen Moment und begegnete dabei ihrem Blick. Verdammte Scheiße! Genau so, hatte sie mich in der Küche angesehen. Mein Mund wurde trocken und das Bedürfnis sie erneut zu berühren wütete so stark in meinem Inneren dass mir beinahe schwindlig wurde.
<Kiano...> hauchte sie und ihr süßer Atem streifte mein Gesicht und setzte meine Haut weiter unter Strom.
Ich musste diesem Drang widerstehen, um jeden Preis.
Frustriert fuhr ich mir mit der rechten Hand an den Nacken und löste meinen brennenden Blick von ihrem und drehte mich von ihr weg.
<So ist es gut, bleib bitte genau so...> murmelte ich als ich wieder sicher hinter der Staffelei versteckt saß und mir geräuschlos mit der Faust gegen die Stirn klopfte.

Cool bleiben, Kiano! Stell dir einfach vor sie ist ein X-beliebiges Modell... Mach es einfach so wie damals, als du diese fette nackte Frau mit dem Urwaldbusch und den Achselhaaren zeichnen musstest!

Es funktionierte und die Tatsache das Ellory zum ersten Mal wirklich stillhielt und auch nicht wie verrückt drauflos schnatterte erleichterte mir die Arbeit. Konzentriert und ohne diese verwirrenden Gefühle, ließ sie sich wirklich wunderbar zeichnen. Nur ein einziges Mal, wurde meine Konzentration auf die Probe gestellt. Ellory's dünner Spaghetti- Träger war ihr von der Schulter hinabgerutscht und enthüllte, dass sie darunter keinen BH trug.

I can't get her out of my mind (Wow)
I think about the girl all the time (Wow wow)

Ging auf einmal der Song von Blackstreet in meinem verrückten Hirn los und ich erwägte deshalb ernsthaft, einen Termin für ein Kopf-CT zu vereinbaren.

Sofort verschwand ich wieder hinter der Staffelei und riskierte erneut nur noch die notwendigsten Blicke. Ich schwitzte wie ein Schwein, obwohl ich keine Ahnung hatte woher diese dumme Redewendung eigentlich kam. Schwitzten Schweine überhaupt? Bleib verdammt nochmal bei der Sache!

Ich linste verstohlen über den Papierrand und begegnete Ellory's Blick und meine Augen huschten zu ihren Lippen über die sie sich gerade leckte.

I like the way you work it
No diggity, I got to bag it up, bag it up
I like the way you work it
No diggity, I got to bag it up, bag it up, girl

Oh mein Gott- bitte hör auf!

Ich fuhr so ruckartig hoch, dass ich mit dem linken Knie an die Staffelei stieß und sie damit zu Boden riss. Der Krach den ich dabei machte, ließ sogar Ellory zusammenfahren und sie schaute erschrocken zu mir.

<Hey, alles in Ordnung hast du dir was getan?> fragte sie besorgt und wollte gerade aufstehen um zu mir zu kommen aber ich bückte mich schnell und sammelte meine Sachen vom Boden auf. Ich konnte sie nicht ansehen, sonst wäre alles zu spät.

<Nein, geht schon...> nuschelte ich mit hochrotem Kopf und stellte die Staffelei wieder aufrecht an ihren Platz. Ich spürte ihren Blick auf mir ruhen und lächelte dämlich.

<Okaaayyy, ähm ich bin fertig für heute und ich m..mmuss jetzt los! Danke für deine Zeit> stotterte ich wie ein hirnverbrannter Idiot und eilte aus meinem Zimmer. Eilen war nicht der richtige Ausdruck- ich floh, machte mich vom Acker- kratzte sozusagen die Kurve. Vorbei an meiner Schwester zu meinem Wagen und brauste davon.

Wohin? Ach keine Ahnung!








Oh, oh, oh... Kiano und sein Musikhirn- ich muss ja zugeben, ich liiiebs und es ist immer sehr amüsant! Wie findet ihr es? ;)

Bitte lasst mir doch ein Sternchen und ein paar Kommis da, würd mich freuen ;)

All those yearsWhere stories live. Discover now