bekannter Fremder

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>> Kapitel 7 || bekannter Fremder

Als Liam und ich zu Hause ankamen, hörte ich die Stimme einer Person, die ich hier noch nie gehört hatte. War das Besuch?

"Mom! Dad! Wir sind wieder da!", rief Liam. Ich stellte meinen Rucksack ab, ging in die Küche und setzte mich. "Und wer sind Sie..?", fragte Liam kurz nachdem ich jemanden in den Raum kommen hörte.

"Ich bin L...-", begann er zu antworten, wurde jedoch von Karen unterbrochen. "Das ist nur ein alter Schulfreund von mir. Er hat mich bei Facebook wiedergefunden und wir haben uns heute getroffen. Keine Angst, er ist kein Mörder oder Vergewaltiger, falls du das denkst", erklärte sie und lachte bei dem letzen Satz merkwürdig.

Warum unterbrach sie ihn? Und was zur Hölle wollte sie nicht, dass wir denken, er sei ein Verbrecher? Sagt man sowas nicht nur, wenn jemand etwas zu verbergen hat? Und was wollte dieser Typ ursprünglich sagen?

Ich hörte, wie ein Teller vor mir abgestellt wurde. "Das ist Bockwurst mit Pommes", erklärte Liam, da Karen irgendetwas zu ihrem "alten Schulfreund" flüsterte, was ich allerdings nicht verstehen konnte.

Nachdem ich mir Messer und Gabel in die Hand genommen hatte, begann ich zu essen, was ziemlich lustig aussehen musste, weil ich ständig auf dem Teller rumtasten musste, um das Essen zu finden. Die Pommes waren übrigens ein wenig hart, vielleicht sogar angebrannt.

Was hatte Karen nur so vom Kochen ablenken können? Betrügt sie Geoff mit diesem Typen hier? Okay, nein. Das geht zu weit und eigentlich geht es mich ja auch nichts an.

Als ich mit dem Essen fertig war, ging ich zusammen mit Liam nach oben. Dort lernten wir für den anstehenden Musiktest.

Aber wofür zur Hölle mussten wir solch sinnlose Dinge über Barock, Klassik und so'n Scheiß wissen? Musik hat was mit Liedern und Instrummenten zutun und nicht mit irgendwelche Leute, die vor hunderten Jahren mal gelebt haben.

Naja, wir konnten es ja nicht ändern...

...

Liam wollte sich nach dem Lernen mit seinen Freunden treffen und hatte mir angeboten mitzukommen, aber ich lehnte ab. Er sollte ruhig auch mal Zeit ohne mich verbringen.

Ich legte mich dann in unser Bett und dachte nach.

Heute war erst der erste Schultag und schon wurde ich gemobbt. Wie sollte ich so jemals eine Frau finden? Wie sollte das mit Kindern werden?

Ich kann doch nicht ohne etwas zu sehen Windeln wechseln oder dem Kind etwas beibringen!? Ich begann zu weinen. Jetzt, wo ich alleine war, konnte ich einfach meinen Gefühlen freien Lauf lassen.

Jetzt im Nachhinein betrachtet, waren diese Gedanken natürlich sinnlos. Und das nicht nur, weil ich noch herausfinden werde, dass ich schwul bin, sondern auch wegen etwas anderem. Aber das werde ich euch natürlich nicht jetzt sagen, sonst wird es ja langweilig.

Ich lag jedenfalls alleine und weinend im Bett, als ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken spürte. "Louis, was ist denn los?", fragte der Fremde Mann von erst.

"W-wer sind Sie überhaupt?", schniefte ich. "Das ist doch egal", versuchte er es. "Nein, ist es nicht" - "Ich bin Troy. Bist du jetzt zufrieden?", antwortete er lachend.

Dieser Name kam mir doch irgendwoher bekannt vor. Aber woher? "Und wie sehen Sie aus?", wollte ich wissen. "Hör auf mich zu siezen, Kleiner. Naja... Ich habe eine Halbglaze, meine restlichen Haare sind allerdings sehr kurz", beschrieb dieser Troy sich.

"Und jetzt erzähl mir einfach mal was los ist", forderte er mich auf. "Ich bin blind, werde gemobbt und meine Mom und ihr Mann sind tot. Reicht diese Antwort?".

"Was ist denn mit deinem Vater?", fragte er interessiert. "Keine Ahnung, ich hab ihn nie kennengelernt", antwortete ich und hoffte, dass dieser Typ mich nun in Ruhe lassen würde...falsch gedacht.

"Hast du J..deine Mom denn nie auf ihn angesprochen?", harkte er nach. "Doch, aber sie wollte nie mit mir darüber reden. Warum interessiert dich mein Dad so sehr? Wahrscheinlich weiß er nicht mal, dass ich existiere".

"Sag sowas nicht, Lou. Ich bin mir sicher, dass er dich liebt. Du weißt es nur nicht. Naja...ich muss jetzt los. Tschüss".

Ich murmelte ebenfalls ein "Tschüss" und hörte dann, wie er die Tür schloss.

Woher will er wissen, dass mein Vater mich liebt? Hätte er mich da nicht längst schon gesucht und mich hier rausgeholt?

Ich glaub, ich mach mir einfach zu viele Gedanken über all das.

—-

Was denkt ihr? Wer ist wohl dieser bekannte Fremde?

[veröffentlicht am 27.4.]

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